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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band.

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Nun aber wollen wir ein wenig den Horizont unsres Prinz-Statthalters
beleuchten, der leider so kurz, als der ultramontane Horizont weit ist. Die
Ultramontanen wissen, was sie thun, wenn sie für die Uebernahme des Eisen¬
bahnbetriebes durch unsern Staat oder, was ganz dasselbe ist, durch eine
Privatgesellschaft unter Staatsgarantie eintreten. Der Prinz-Statthalter weiß
es aber nicht.

Wenn unser Land in Folge des thörichten Versuches, das colossale Be¬
triebsmaterial für die kurzen Strecken unseres großen Durchgangsverkehrs
selbständig anzuschaffen, bankerott wird, so wird Herr Thiers oder wer an
seine Stelle getreten sein mag, sagen: möge Deutschland dieses ruinirte Land
nehmen und uns dafür Elsaß-Lothringen oder doch mindestens Metz heraus¬
geben !

Hat nicht bereits bei den deutsch-französischen Friedensunterhandlungen
Herr Thiers sich erboten, Luxemburg für Deutschland anzukaufen?

Darum warnt der französische "Moniteur officiel" vor dem deutschen
Eisenbahnbetrieb, um Luxemburg eines Tages desto sicherer als Kaufpreis für
Metz oder was sonst noch anbieten zu können.

Die Ultramontanen aber wollen lieber einstweilen Frankreich, das ja dem
Papst seine weltliche Herrschaft wiedergeben soll, stark und vergrößert sehen,
als Luxemburg sicher in den Händen des Prinz-Statthalters wissen. Dieser
hohe Herr aber thut sein Möglichstes, offenbar im Uebereifer seine persönlich
angenehme Stellung zu wahren, dieselbe zum Spielball der Ultramontanen
zu machen. 5

Nicht alle Menschen können mit einem weiten Blick gesegnet sein. Das
Schlimme ist nur, daß wir Luxemburger die Kosten jener hohen Kurzsichtig¬
keit zu tragen haben werden, die uns mit finanzieller Zerrüttung und endloser
Verwirrung bedroht.


?-


Jalstaff und seine Gesellen von "Faul KonwKa,

Text von Hermann Kurz. Straßburg, Moritz Schauenburg.

Eines Todten letzte große vollendete Arbeit ist es, die vor uns liegt.
Als Konewka in seiner schwarzen Kunst diese genialen Silhouetten zu Shake¬
speare's heitersten Gestalten entwarf, in der vollen Kraft und Schaffenslust seiner
dreißig Jahre, da ahnte er wohl kaum, daß er ein Jahr später dem Tode er-


Nun aber wollen wir ein wenig den Horizont unsres Prinz-Statthalters
beleuchten, der leider so kurz, als der ultramontane Horizont weit ist. Die
Ultramontanen wissen, was sie thun, wenn sie für die Uebernahme des Eisen¬
bahnbetriebes durch unsern Staat oder, was ganz dasselbe ist, durch eine
Privatgesellschaft unter Staatsgarantie eintreten. Der Prinz-Statthalter weiß
es aber nicht.

Wenn unser Land in Folge des thörichten Versuches, das colossale Be¬
triebsmaterial für die kurzen Strecken unseres großen Durchgangsverkehrs
selbständig anzuschaffen, bankerott wird, so wird Herr Thiers oder wer an
seine Stelle getreten sein mag, sagen: möge Deutschland dieses ruinirte Land
nehmen und uns dafür Elsaß-Lothringen oder doch mindestens Metz heraus¬
geben !

Hat nicht bereits bei den deutsch-französischen Friedensunterhandlungen
Herr Thiers sich erboten, Luxemburg für Deutschland anzukaufen?

Darum warnt der französische „Moniteur officiel" vor dem deutschen
Eisenbahnbetrieb, um Luxemburg eines Tages desto sicherer als Kaufpreis für
Metz oder was sonst noch anbieten zu können.

Die Ultramontanen aber wollen lieber einstweilen Frankreich, das ja dem
Papst seine weltliche Herrschaft wiedergeben soll, stark und vergrößert sehen,
als Luxemburg sicher in den Händen des Prinz-Statthalters wissen. Dieser
hohe Herr aber thut sein Möglichstes, offenbar im Uebereifer seine persönlich
angenehme Stellung zu wahren, dieselbe zum Spielball der Ultramontanen
zu machen. 5

Nicht alle Menschen können mit einem weiten Blick gesegnet sein. Das
Schlimme ist nur, daß wir Luxemburger die Kosten jener hohen Kurzsichtig¬
keit zu tragen haben werden, die uns mit finanzieller Zerrüttung und endloser
Verwirrung bedroht.


?-


Jalstaff und seine Gesellen von "Faul KonwKa,

Text von Hermann Kurz. Straßburg, Moritz Schauenburg.

Eines Todten letzte große vollendete Arbeit ist es, die vor uns liegt.
Als Konewka in seiner schwarzen Kunst diese genialen Silhouetten zu Shake¬
speare's heitersten Gestalten entwarf, in der vollen Kraft und Schaffenslust seiner
dreißig Jahre, da ahnte er wohl kaum, daß er ein Jahr später dem Tode er-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127395/45>, abgerufen am 05.05.2024.