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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. II. Band.

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Satz, der sich im Alterthume zwischen der wirklichen Stellung des Weibes und
den darüber herrschenden theoretischen Anschauungen des Gesetzes und der
Philosophen geltend macht, durch einige Skizzen zu beleuchten, war der Zweck
dieser Darstellung.




Die Lrforschung der Weerestiefen.

In den beiden letztverflossenen Jahren ist das deutsche Kanonenboot
"Pommerania" zweimal in die Ost- und Nordsee ausgelaufen, um die physi¬
kalischen Verhältnisse dieser Meere, ihre Strömungen, Wasserstand, Salzge¬
halt, Temperatur, Flora und Fauna nach den verschiedensten Richtungen hin
zu erforschen. Sehen wir ab von einigen gelegentlich von deutschen Kriegs¬
schiffen in fernen Gewässern gemachten Untersuchungen und dem, was einzelne
deutsche Naturforscher für die Erforschung der Thierwelt des Meeres gethan,
so ist mit den Arbeiten der "Pommerania" erschöpft, was von deutscher Seite
für einen der wichtigsten und großartigsten Zweige der Naturwissenschaft ge¬
leistet wurde. Die Erforschung der Meerestiefen, die einen so ungeahnten,
mächtigen Aufschwung seit wenigen Jahren nimmt, erfordert bedeutende Mittel,
sie kann nur gefördert werden, wenn ihr ganz besonders ausgerüstete Schiffe
zur Verfügung gestellt sind und solche Schiffe können einzelne Korporationen,
geschweige denn Privatleute nicht ausrüsten, es müßten denn Kapitalisten sein,
wie etwa der für die Wissenschaft begeisterte Amerikaner Grinnell, welcher die
Kosten der Kane'schen Nordpolarexpedition trug. Hier können nur Regierungen
aushelfen, hier muß die Kraft einer Nation eintreten.

Bei uns ist nun leider wenig Aussicht vorhanden, daß man in dieser
Richtung vorgehe. Einiges ist in Berlin allerdings nach der nautischen Seite
hin besser geworden. Wir haben jetzt endlich ein hydrographisches Bureau in
der Admiralität mit einem tüchtigen Manne, wie Neumayer an der Spitze;
aber man ist noch sehr ferne davon, Erpeditionen auszurüsten, wie die Eng¬
länder und Amerikaner es thaten und fortwährend thun. Diese beiden Na¬
tionen heimsen jetzt ganz ungeheure neue wissenschaftliche Schätze ein, indem sie
einfach in die Meerestiefe greifen, und ihre Naturforscher erwerben sich dadurch
den höchsten Ruhm. Auf mehrere Jahre ausgerüstet ist die englische Fregatte
"Challenger" ausgelaufen mit einem glänzenden Stäbe von Gelehrten an Bord,
nur zum Zwecke die Meerestiefen zu erforschen. Die Resultate dieser Fahrt
werden uns wie Wunder erscheinen, das läßt sich unschwer voraussagen, wenn
wir das betrachten, was mit schwachen und unzureichenden Mitteln auf dem
betreffenden Felde bisher geleistet wurde.


Grenzboten 1873. U.

Satz, der sich im Alterthume zwischen der wirklichen Stellung des Weibes und
den darüber herrschenden theoretischen Anschauungen des Gesetzes und der
Philosophen geltend macht, durch einige Skizzen zu beleuchten, war der Zweck
dieser Darstellung.




Die Lrforschung der Weerestiefen.

In den beiden letztverflossenen Jahren ist das deutsche Kanonenboot
„Pommerania" zweimal in die Ost- und Nordsee ausgelaufen, um die physi¬
kalischen Verhältnisse dieser Meere, ihre Strömungen, Wasserstand, Salzge¬
halt, Temperatur, Flora und Fauna nach den verschiedensten Richtungen hin
zu erforschen. Sehen wir ab von einigen gelegentlich von deutschen Kriegs¬
schiffen in fernen Gewässern gemachten Untersuchungen und dem, was einzelne
deutsche Naturforscher für die Erforschung der Thierwelt des Meeres gethan,
so ist mit den Arbeiten der „Pommerania" erschöpft, was von deutscher Seite
für einen der wichtigsten und großartigsten Zweige der Naturwissenschaft ge¬
leistet wurde. Die Erforschung der Meerestiefen, die einen so ungeahnten,
mächtigen Aufschwung seit wenigen Jahren nimmt, erfordert bedeutende Mittel,
sie kann nur gefördert werden, wenn ihr ganz besonders ausgerüstete Schiffe
zur Verfügung gestellt sind und solche Schiffe können einzelne Korporationen,
geschweige denn Privatleute nicht ausrüsten, es müßten denn Kapitalisten sein,
wie etwa der für die Wissenschaft begeisterte Amerikaner Grinnell, welcher die
Kosten der Kane'schen Nordpolarexpedition trug. Hier können nur Regierungen
aushelfen, hier muß die Kraft einer Nation eintreten.

Bei uns ist nun leider wenig Aussicht vorhanden, daß man in dieser
Richtung vorgehe. Einiges ist in Berlin allerdings nach der nautischen Seite
hin besser geworden. Wir haben jetzt endlich ein hydrographisches Bureau in
der Admiralität mit einem tüchtigen Manne, wie Neumayer an der Spitze;
aber man ist noch sehr ferne davon, Erpeditionen auszurüsten, wie die Eng¬
länder und Amerikaner es thaten und fortwährend thun. Diese beiden Na¬
tionen heimsen jetzt ganz ungeheure neue wissenschaftliche Schätze ein, indem sie
einfach in die Meerestiefe greifen, und ihre Naturforscher erwerben sich dadurch
den höchsten Ruhm. Auf mehrere Jahre ausgerüstet ist die englische Fregatte
„Challenger" ausgelaufen mit einem glänzenden Stäbe von Gelehrten an Bord,
nur zum Zwecke die Meerestiefen zu erforschen. Die Resultate dieser Fahrt
werden uns wie Wunder erscheinen, das läßt sich unschwer voraussagen, wenn
wir das betrachten, was mit schwachen und unzureichenden Mitteln auf dem
betreffenden Felde bisher geleistet wurde.


Grenzboten 1873. U.
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[0185] Satz, der sich im Alterthume zwischen der wirklichen Stellung des Weibes und den darüber herrschenden theoretischen Anschauungen des Gesetzes und der Philosophen geltend macht, durch einige Skizzen zu beleuchten, war der Zweck dieser Darstellung. Die Lrforschung der Weerestiefen. In den beiden letztverflossenen Jahren ist das deutsche Kanonenboot „Pommerania" zweimal in die Ost- und Nordsee ausgelaufen, um die physi¬ kalischen Verhältnisse dieser Meere, ihre Strömungen, Wasserstand, Salzge¬ halt, Temperatur, Flora und Fauna nach den verschiedensten Richtungen hin zu erforschen. Sehen wir ab von einigen gelegentlich von deutschen Kriegs¬ schiffen in fernen Gewässern gemachten Untersuchungen und dem, was einzelne deutsche Naturforscher für die Erforschung der Thierwelt des Meeres gethan, so ist mit den Arbeiten der „Pommerania" erschöpft, was von deutscher Seite für einen der wichtigsten und großartigsten Zweige der Naturwissenschaft ge¬ leistet wurde. Die Erforschung der Meerestiefen, die einen so ungeahnten, mächtigen Aufschwung seit wenigen Jahren nimmt, erfordert bedeutende Mittel, sie kann nur gefördert werden, wenn ihr ganz besonders ausgerüstete Schiffe zur Verfügung gestellt sind und solche Schiffe können einzelne Korporationen, geschweige denn Privatleute nicht ausrüsten, es müßten denn Kapitalisten sein, wie etwa der für die Wissenschaft begeisterte Amerikaner Grinnell, welcher die Kosten der Kane'schen Nordpolarexpedition trug. Hier können nur Regierungen aushelfen, hier muß die Kraft einer Nation eintreten. Bei uns ist nun leider wenig Aussicht vorhanden, daß man in dieser Richtung vorgehe. Einiges ist in Berlin allerdings nach der nautischen Seite hin besser geworden. Wir haben jetzt endlich ein hydrographisches Bureau in der Admiralität mit einem tüchtigen Manne, wie Neumayer an der Spitze; aber man ist noch sehr ferne davon, Erpeditionen auszurüsten, wie die Eng¬ länder und Amerikaner es thaten und fortwährend thun. Diese beiden Na¬ tionen heimsen jetzt ganz ungeheure neue wissenschaftliche Schätze ein, indem sie einfach in die Meerestiefe greifen, und ihre Naturforscher erwerben sich dadurch den höchsten Ruhm. Auf mehrere Jahre ausgerüstet ist die englische Fregatte „Challenger" ausgelaufen mit einem glänzenden Stäbe von Gelehrten an Bord, nur zum Zwecke die Meerestiefen zu erforschen. Die Resultate dieser Fahrt werden uns wie Wunder erscheinen, das läßt sich unschwer voraussagen, wenn wir das betrachten, was mit schwachen und unzureichenden Mitteln auf dem betreffenden Felde bisher geleistet wurde. Grenzboten 1873. U.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_129525/185>, abgerufen am 08.05.2024.