Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite
Me Belagerung von Leipzig 1547
von
E. A. H. Burkhardt.

Angeregt durch die treffliche Arbeit G. Voigt's (Archiv f. s. Geschichte
11. Band. 3. Heft.) kommen wir auf die Belagerung Leipzigs zurück, um
für sie die Ernestinischen Quellen flüssig zu machen, die bei der geflissentlicher
Schweigsamkeit, welche über dem unglücklichen Unternehmen des Kurfürsten
Johann Friedrich gewaltet hat, sich der Benutzung und Verwerthung bisher
entzogen haben.

Es kann dabei nicht in unserer Absicht liegen, die Geschichte dieser Be¬
lagerung ihrem ganzen Verlaufe nach noch einmal vorzuführen. Im Grunde
genommen ist sie durch die gründliche Untersuchung Voigt's festgestellt und
es kann daher nur von einigen Ergänzungen die Rede sein, welche unsere
bisher unbenützten Quellen ergeben. Indessen dünkt uns die Bedeutung der¬
selben groß genug, um an Voigt's Forschung anknüpfend, die Thätigkeit des
Ernestiners noch einmal näher zu beleuchten.

Die Quellen, welche hierbei in Frage kommen, sind vom Kurfürsten
selbst fleißig gesammelt und neben den Dispositionen, welche im Heerlager
Johann Friedrichs selbst entstanden sind, finden sich zahlreiche Beweisstücke
dafür, daß er auf das Aeußerste bemüht war, Haltung und Stimmung der
belagerten Stadt zu erforschen. Die aufgefangenen Briefe der Leipziger wie
die Korrespondenzen Auswärtiger, beweisen dies zur Genüge und Johann
Friedrich war wohl einer der ersten, der die gekürzte Originalrelation eines
Leipziger Bürgers, welche später vom Chronisten der Stadt, Ulrich Groß, bis
auf wenige Notizen untergeordneten Inhaltes") sorgfältig benutzt worden ist,
kennen lernte.



°) Die Relation ist betitelt: Kurse Verzcichnuß, wesz sich Jnn vnd vor Leipzig! vom
29. Dcccmvrio an bis vff den 30. Januarii dieses 47. Jars zugetragen vnd ergangen. Sie
stimmt bis sol. 108 der Leipziger Chronik von Ulrich Groß im Wesentlichen, zu Zeiten ganz
wörtlich überein. Daran schließt sich nur ein unbed. Inhalt als Nachtrag an, aus dem wir
das Wesentlichste hervorheben. Joh. Friedrich habe zuletzt nicht unter Si> Geschütz vor Leipzig'
Grenzboten II. 1873. l
Me Belagerung von Leipzig 1547
von
E. A. H. Burkhardt.

Angeregt durch die treffliche Arbeit G. Voigt's (Archiv f. s. Geschichte
11. Band. 3. Heft.) kommen wir auf die Belagerung Leipzigs zurück, um
für sie die Ernestinischen Quellen flüssig zu machen, die bei der geflissentlicher
Schweigsamkeit, welche über dem unglücklichen Unternehmen des Kurfürsten
Johann Friedrich gewaltet hat, sich der Benutzung und Verwerthung bisher
entzogen haben.

Es kann dabei nicht in unserer Absicht liegen, die Geschichte dieser Be¬
lagerung ihrem ganzen Verlaufe nach noch einmal vorzuführen. Im Grunde
genommen ist sie durch die gründliche Untersuchung Voigt's festgestellt und
es kann daher nur von einigen Ergänzungen die Rede sein, welche unsere
bisher unbenützten Quellen ergeben. Indessen dünkt uns die Bedeutung der¬
selben groß genug, um an Voigt's Forschung anknüpfend, die Thätigkeit des
Ernestiners noch einmal näher zu beleuchten.

Die Quellen, welche hierbei in Frage kommen, sind vom Kurfürsten
selbst fleißig gesammelt und neben den Dispositionen, welche im Heerlager
Johann Friedrichs selbst entstanden sind, finden sich zahlreiche Beweisstücke
dafür, daß er auf das Aeußerste bemüht war, Haltung und Stimmung der
belagerten Stadt zu erforschen. Die aufgefangenen Briefe der Leipziger wie
die Korrespondenzen Auswärtiger, beweisen dies zur Genüge und Johann
Friedrich war wohl einer der ersten, der die gekürzte Originalrelation eines
Leipziger Bürgers, welche später vom Chronisten der Stadt, Ulrich Groß, bis
auf wenige Notizen untergeordneten Inhaltes") sorgfältig benutzt worden ist,
kennen lernte.



°) Die Relation ist betitelt: Kurse Verzcichnuß, wesz sich Jnn vnd vor Leipzig! vom
29. Dcccmvrio an bis vff den 30. Januarii dieses 47. Jars zugetragen vnd ergangen. Sie
stimmt bis sol. 108 der Leipziger Chronik von Ulrich Groß im Wesentlichen, zu Zeiten ganz
wörtlich überein. Daran schließt sich nur ein unbed. Inhalt als Nachtrag an, aus dem wir
das Wesentlichste hervorheben. Joh. Friedrich habe zuletzt nicht unter Si> Geschütz vor Leipzig'
Grenzboten II. 1873. l
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <pb facs="#f0009" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/129535"/>
            </div>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Me Belagerung von Leipzig 1547<lb/><note type="byline"> von<lb/>
E. A. H. Burkhardt.</note></head><lb/>
          <p xml:id="ID_11"> Angeregt durch die treffliche Arbeit G. Voigt's (Archiv f. s. Geschichte<lb/>
11. Band. 3. Heft.) kommen wir auf die Belagerung Leipzigs zurück, um<lb/>
für sie die Ernestinischen Quellen flüssig zu machen, die bei der geflissentlicher<lb/>
Schweigsamkeit, welche über dem unglücklichen Unternehmen des Kurfürsten<lb/>
Johann Friedrich gewaltet hat, sich der Benutzung und Verwerthung bisher<lb/>
entzogen haben.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_12"> Es kann dabei nicht in unserer Absicht liegen, die Geschichte dieser Be¬<lb/>
lagerung ihrem ganzen Verlaufe nach noch einmal vorzuführen. Im Grunde<lb/>
genommen ist sie durch die gründliche Untersuchung Voigt's festgestellt und<lb/>
es kann daher nur von einigen Ergänzungen die Rede sein, welche unsere<lb/>
bisher unbenützten Quellen ergeben. Indessen dünkt uns die Bedeutung der¬<lb/>
selben groß genug, um an Voigt's Forschung anknüpfend, die Thätigkeit des<lb/>
Ernestiners noch einmal näher zu beleuchten.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_13"> Die Quellen, welche hierbei in Frage kommen, sind vom Kurfürsten<lb/>
selbst fleißig gesammelt und neben den Dispositionen, welche im Heerlager<lb/>
Johann Friedrichs selbst entstanden sind, finden sich zahlreiche Beweisstücke<lb/>
dafür, daß er auf das Aeußerste bemüht war, Haltung und Stimmung der<lb/>
belagerten Stadt zu erforschen. Die aufgefangenen Briefe der Leipziger wie<lb/>
die Korrespondenzen Auswärtiger, beweisen dies zur Genüge und Johann<lb/>
Friedrich war wohl einer der ersten, der die gekürzte Originalrelation eines<lb/>
Leipziger Bürgers, welche später vom Chronisten der Stadt, Ulrich Groß, bis<lb/>
auf wenige Notizen untergeordneten Inhaltes") sorgfältig benutzt worden ist,<lb/>
kennen lernte.</p><lb/>
          <note xml:id="FID_2" place="foot" next="#FID_3"> °) Die Relation ist betitelt: Kurse Verzcichnuß, wesz sich Jnn vnd vor Leipzig! vom<lb/>
29. Dcccmvrio an bis vff den 30. Januarii dieses 47. Jars zugetragen vnd ergangen. Sie<lb/>
stimmt bis sol. 108 der Leipziger Chronik von Ulrich Groß im Wesentlichen, zu Zeiten ganz<lb/>
wörtlich überein. Daran schließt sich nur ein unbed. Inhalt als Nachtrag an, aus dem wir<lb/>
das Wesentlichste hervorheben. Joh. Friedrich habe zuletzt nicht unter Si&gt; Geschütz vor Leipzig'</note><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten II. 1873. l</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0009] Me Belagerung von Leipzig 1547 von E. A. H. Burkhardt. Angeregt durch die treffliche Arbeit G. Voigt's (Archiv f. s. Geschichte 11. Band. 3. Heft.) kommen wir auf die Belagerung Leipzigs zurück, um für sie die Ernestinischen Quellen flüssig zu machen, die bei der geflissentlicher Schweigsamkeit, welche über dem unglücklichen Unternehmen des Kurfürsten Johann Friedrich gewaltet hat, sich der Benutzung und Verwerthung bisher entzogen haben. Es kann dabei nicht in unserer Absicht liegen, die Geschichte dieser Be¬ lagerung ihrem ganzen Verlaufe nach noch einmal vorzuführen. Im Grunde genommen ist sie durch die gründliche Untersuchung Voigt's festgestellt und es kann daher nur von einigen Ergänzungen die Rede sein, welche unsere bisher unbenützten Quellen ergeben. Indessen dünkt uns die Bedeutung der¬ selben groß genug, um an Voigt's Forschung anknüpfend, die Thätigkeit des Ernestiners noch einmal näher zu beleuchten. Die Quellen, welche hierbei in Frage kommen, sind vom Kurfürsten selbst fleißig gesammelt und neben den Dispositionen, welche im Heerlager Johann Friedrichs selbst entstanden sind, finden sich zahlreiche Beweisstücke dafür, daß er auf das Aeußerste bemüht war, Haltung und Stimmung der belagerten Stadt zu erforschen. Die aufgefangenen Briefe der Leipziger wie die Korrespondenzen Auswärtiger, beweisen dies zur Genüge und Johann Friedrich war wohl einer der ersten, der die gekürzte Originalrelation eines Leipziger Bürgers, welche später vom Chronisten der Stadt, Ulrich Groß, bis auf wenige Notizen untergeordneten Inhaltes") sorgfältig benutzt worden ist, kennen lernte. °) Die Relation ist betitelt: Kurse Verzcichnuß, wesz sich Jnn vnd vor Leipzig! vom 29. Dcccmvrio an bis vff den 30. Januarii dieses 47. Jars zugetragen vnd ergangen. Sie stimmt bis sol. 108 der Leipziger Chronik von Ulrich Groß im Wesentlichen, zu Zeiten ganz wörtlich überein. Daran schließt sich nur ein unbed. Inhalt als Nachtrag an, aus dem wir das Wesentlichste hervorheben. Joh. Friedrich habe zuletzt nicht unter Si> Geschütz vor Leipzig' Grenzboten II. 1873. l

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_129525
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_129525/9
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_129525/9>, abgerufen am 08.05.2024.