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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band.

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gamisso Kavom.
Ein Fragment aus dem handschriftlichen Nachlasse
Ludwig v. Rochau's.*)

Im Geleite Friedrich's des Rothbarts kam ein sächsischer Kriegsmann,
Hubert geheißen, nach Italien, welcher, von dem Kaiser reich belehnt, sich
nach der Familienüberlieferung seiner Nachkommen mit Donna Bentia. einer
Patrizierstochter aus der freien Stadt Chieri, verheirathete und durch dieselbe der
Stammvater des Geschlechtes der Bensi wurde, das, seinem Ursprünge getreu,
Jahrhunderte lang ein starkes Glied der kaiserlichen Partei in Piemont blieb.
Nachdem Chieri der Herrschaft des Herzogs von Savoyen anheimgefallen,
nahmen die Bensi Stellung innerhalb der neuen Ordnung der Dinge und
errangen bald einen Platz in den ersten Reihen des piemontesischen nicht nur,
sondern überhaupt des oberitalienischen Adels. Unter dem ihre Abstam¬
mung bezeugenden deutschen Wahlspruch: "Gott will Recht", leisteten sie ver¬
schiedenen Staaten Norditaliens, insbesondere aber ihrem jetzigen Heimatlande
im Kriege, bei Staatsverhandlungen, als Verwaltungsbeamte ausgezeichnete
Dienste, die ihnen um die Mitte des vorigen Jahrhunderts die Belehnung
mit der Herrschaft Cavour in der Landschaft Pinarolo eintrugen.

Der Mann, welcher den von dieser jüngsten Erweiterung des Stamm¬
gutes der Bensi hergenommenen neuen Familiennamen zu hohem Ruhme brin¬
gen sollte, wurde am 1. August 1810 in Turin geboren. Graf Camillo
Cavour war der zweite Sohn aus der Ehe des Marchese Michael Benso in
Cavour mit einer vornehmen Genfertn. Die Familienverhältnisse, innerhalb
deren er aufwuchs, waren der Entwickelung jeder glücklichen Naturanlage



*) Wir geben hiermit die letzte, leider unvollendet gebliebene größere geschichtliche Studie
des vor kurzem verewigten treuen deutschen Patrioten Ludwig von Nochau. "Die ihn kann¬
ten", schreibt Heinrich von Treitschke im Novemberheft der Preußischen Jahrbücher von Rochnu's
deutscher Geschichte, "haben auch von diesem Werke das Lob gesprochen, welches dein ehrlich
schaffenden das liebste bleibt; sie sagtein das ist er selber!" Wer Nochau kannte, wird das¬
selbe von der nachstehenden Arbeit sagen. Sie ist deshalb auch völlig so gedruckt wie sie
,
D. Red. Rochau hinterlassen.
Grenzboten I. 1874. 16
gamisso Kavom.
Ein Fragment aus dem handschriftlichen Nachlasse
Ludwig v. Rochau's.*)

Im Geleite Friedrich's des Rothbarts kam ein sächsischer Kriegsmann,
Hubert geheißen, nach Italien, welcher, von dem Kaiser reich belehnt, sich
nach der Familienüberlieferung seiner Nachkommen mit Donna Bentia. einer
Patrizierstochter aus der freien Stadt Chieri, verheirathete und durch dieselbe der
Stammvater des Geschlechtes der Bensi wurde, das, seinem Ursprünge getreu,
Jahrhunderte lang ein starkes Glied der kaiserlichen Partei in Piemont blieb.
Nachdem Chieri der Herrschaft des Herzogs von Savoyen anheimgefallen,
nahmen die Bensi Stellung innerhalb der neuen Ordnung der Dinge und
errangen bald einen Platz in den ersten Reihen des piemontesischen nicht nur,
sondern überhaupt des oberitalienischen Adels. Unter dem ihre Abstam¬
mung bezeugenden deutschen Wahlspruch: „Gott will Recht", leisteten sie ver¬
schiedenen Staaten Norditaliens, insbesondere aber ihrem jetzigen Heimatlande
im Kriege, bei Staatsverhandlungen, als Verwaltungsbeamte ausgezeichnete
Dienste, die ihnen um die Mitte des vorigen Jahrhunderts die Belehnung
mit der Herrschaft Cavour in der Landschaft Pinarolo eintrugen.

Der Mann, welcher den von dieser jüngsten Erweiterung des Stamm¬
gutes der Bensi hergenommenen neuen Familiennamen zu hohem Ruhme brin¬
gen sollte, wurde am 1. August 1810 in Turin geboren. Graf Camillo
Cavour war der zweite Sohn aus der Ehe des Marchese Michael Benso in
Cavour mit einer vornehmen Genfertn. Die Familienverhältnisse, innerhalb
deren er aufwuchs, waren der Entwickelung jeder glücklichen Naturanlage



*) Wir geben hiermit die letzte, leider unvollendet gebliebene größere geschichtliche Studie
des vor kurzem verewigten treuen deutschen Patrioten Ludwig von Nochau. „Die ihn kann¬
ten", schreibt Heinrich von Treitschke im Novemberheft der Preußischen Jahrbücher von Rochnu's
deutscher Geschichte, „haben auch von diesem Werke das Lob gesprochen, welches dein ehrlich
schaffenden das liebste bleibt; sie sagtein das ist er selber!" Wer Nochau kannte, wird das¬
selbe von der nachstehenden Arbeit sagen. Sie ist deshalb auch völlig so gedruckt wie sie
,
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[0127] gamisso Kavom. Ein Fragment aus dem handschriftlichen Nachlasse Ludwig v. Rochau's.*) Im Geleite Friedrich's des Rothbarts kam ein sächsischer Kriegsmann, Hubert geheißen, nach Italien, welcher, von dem Kaiser reich belehnt, sich nach der Familienüberlieferung seiner Nachkommen mit Donna Bentia. einer Patrizierstochter aus der freien Stadt Chieri, verheirathete und durch dieselbe der Stammvater des Geschlechtes der Bensi wurde, das, seinem Ursprünge getreu, Jahrhunderte lang ein starkes Glied der kaiserlichen Partei in Piemont blieb. Nachdem Chieri der Herrschaft des Herzogs von Savoyen anheimgefallen, nahmen die Bensi Stellung innerhalb der neuen Ordnung der Dinge und errangen bald einen Platz in den ersten Reihen des piemontesischen nicht nur, sondern überhaupt des oberitalienischen Adels. Unter dem ihre Abstam¬ mung bezeugenden deutschen Wahlspruch: „Gott will Recht", leisteten sie ver¬ schiedenen Staaten Norditaliens, insbesondere aber ihrem jetzigen Heimatlande im Kriege, bei Staatsverhandlungen, als Verwaltungsbeamte ausgezeichnete Dienste, die ihnen um die Mitte des vorigen Jahrhunderts die Belehnung mit der Herrschaft Cavour in der Landschaft Pinarolo eintrugen. Der Mann, welcher den von dieser jüngsten Erweiterung des Stamm¬ gutes der Bensi hergenommenen neuen Familiennamen zu hohem Ruhme brin¬ gen sollte, wurde am 1. August 1810 in Turin geboren. Graf Camillo Cavour war der zweite Sohn aus der Ehe des Marchese Michael Benso in Cavour mit einer vornehmen Genfertn. Die Familienverhältnisse, innerhalb deren er aufwuchs, waren der Entwickelung jeder glücklichen Naturanlage *) Wir geben hiermit die letzte, leider unvollendet gebliebene größere geschichtliche Studie des vor kurzem verewigten treuen deutschen Patrioten Ludwig von Nochau. „Die ihn kann¬ ten", schreibt Heinrich von Treitschke im Novemberheft der Preußischen Jahrbücher von Rochnu's deutscher Geschichte, „haben auch von diesem Werke das Lob gesprochen, welches dein ehrlich schaffenden das liebste bleibt; sie sagtein das ist er selber!" Wer Nochau kannte, wird das¬ selbe von der nachstehenden Arbeit sagen. Sie ist deshalb auch völlig so gedruckt wie sie , D. Red. Rochau hinterlassen. Grenzboten I. 1874. 16

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_130643/127>, abgerufen am 28.04.2024.