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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band.

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Die Gunst Jhro Majestät des französchen Kaysers in dem gegenwärtigen
Augenblick, so ausgezeichnet zu Erhaltung, ja zu Erhöhung der Existenz des
fürstlichen Hauses wircksam zu sehen, ist ein so glückliches Ereigniß, daß man
sich die Ungeduld nicht erwehren kann, die geschehenen Aeußerungen auf eine
bestimmte und würdige Weise acceptirt und dadurch gesichert und völlig außer
Zweifel gesetzt zu wissen.

Die von RR. Müller so sehr gewünschte Reise unsers gnädigsten Erb¬
prinzen nach Berlin scheint gerade dasjenige Mittel zu seyn, wodurch dem
ganzen Ereigniß die Entscheidung zugesichert wird. Jene Bedenklichkeiten,
welche dagegen entstehen konnten, sind in dem einsichtsvollen Votum des H.
Geh. R. Voigt wie mich dünkt hinreichend beseitigt und ich glaube nur noch
zu den bejahenden Argumenten hinzufügen zu dürfen, daß ein solcher Schritt
auch Serenissimo deshalb sehr angenehm seyn werde, weil dadurch ein Ein¬
gang gemacht und dasjenige, was höchstdieselben in eigner Person zu thun
etwa geneigt seyn möchten, vorbereitet und alles künftige erleichtert wird.

Schließlich kann ich nicht verschweigen, daß Privatbriefe von dorther für
diese wichtige Angelegenheit noch immer sehr günstig lauten, daß aber zugleich
eine Annäherung der männlichen Glieder des fürstl. Hauses als eine uner-
läßliche Bedingung eines glücklichen Fortschrittes theilnehmend und dringend
gewünscht und gleichsam gefordert wird.


S. M.
I. W. Goethe,

d. 9. Nov. 1808.


Goethe an Voigt.")

Hierbey zu so manigfaltigen öffentlichen Sorgen die Bitte eines
Freundes!

Vielleicht hätten Ew. Excellenz die Gefälligkeit vorläufig einen Auszug
machen zu lassen, was bisher an Steuern für das Haus und sonst für Ab¬
gaben bezahlt worden, ich würde Donnerstags sogleich das 12 vlna von
jenem auf das Rathaus schicken und wegen des Uebrigen sodann weitere Ab¬
rede nehmen.


G.
Verzeihung und Neigung.
Goethe an Auguste Jacobi.

Um Ihren Namen meine liebe Jacobi versammeln sich die schönsten und
wichtigsten Erinnerungen meines Lebens, denn wie Lust und Schmerz meine
Jahresbahn durchkreuzten, so webte sich die friedliche Theilnahme der Ihrigen



") Orig. im Geh. Se. Archiv Weimar, Kriegsactcn. Wahrscheinlich auf die Klage der
Gräfin Henckcl aus Schleswig v. 22. Nov. 1806 geschrieben, deren Haus zu Weimar in ihrer
Abwesenheit zum Lazareth benutzt werden sollte. Mithin fällt der Brief Ende Nov. 1806.

Die Gunst Jhro Majestät des französchen Kaysers in dem gegenwärtigen
Augenblick, so ausgezeichnet zu Erhaltung, ja zu Erhöhung der Existenz des
fürstlichen Hauses wircksam zu sehen, ist ein so glückliches Ereigniß, daß man
sich die Ungeduld nicht erwehren kann, die geschehenen Aeußerungen auf eine
bestimmte und würdige Weise acceptirt und dadurch gesichert und völlig außer
Zweifel gesetzt zu wissen.

Die von RR. Müller so sehr gewünschte Reise unsers gnädigsten Erb¬
prinzen nach Berlin scheint gerade dasjenige Mittel zu seyn, wodurch dem
ganzen Ereigniß die Entscheidung zugesichert wird. Jene Bedenklichkeiten,
welche dagegen entstehen konnten, sind in dem einsichtsvollen Votum des H.
Geh. R. Voigt wie mich dünkt hinreichend beseitigt und ich glaube nur noch
zu den bejahenden Argumenten hinzufügen zu dürfen, daß ein solcher Schritt
auch Serenissimo deshalb sehr angenehm seyn werde, weil dadurch ein Ein¬
gang gemacht und dasjenige, was höchstdieselben in eigner Person zu thun
etwa geneigt seyn möchten, vorbereitet und alles künftige erleichtert wird.

Schließlich kann ich nicht verschweigen, daß Privatbriefe von dorther für
diese wichtige Angelegenheit noch immer sehr günstig lauten, daß aber zugleich
eine Annäherung der männlichen Glieder des fürstl. Hauses als eine uner-
läßliche Bedingung eines glücklichen Fortschrittes theilnehmend und dringend
gewünscht und gleichsam gefordert wird.


S. M.
I. W. Goethe,

d. 9. Nov. 1808.


Goethe an Voigt.")

Hierbey zu so manigfaltigen öffentlichen Sorgen die Bitte eines
Freundes!

Vielleicht hätten Ew. Excellenz die Gefälligkeit vorläufig einen Auszug
machen zu lassen, was bisher an Steuern für das Haus und sonst für Ab¬
gaben bezahlt worden, ich würde Donnerstags sogleich das 12 vlna von
jenem auf das Rathaus schicken und wegen des Uebrigen sodann weitere Ab¬
rede nehmen.


G.
Verzeihung und Neigung.
Goethe an Auguste Jacobi.

Um Ihren Namen meine liebe Jacobi versammeln sich die schönsten und
wichtigsten Erinnerungen meines Lebens, denn wie Lust und Schmerz meine
Jahresbahn durchkreuzten, so webte sich die friedliche Theilnahme der Ihrigen



") Orig. im Geh. Se. Archiv Weimar, Kriegsactcn. Wahrscheinlich auf die Klage der
Gräfin Henckcl aus Schleswig v. 22. Nov. 1806 geschrieben, deren Haus zu Weimar in ihrer
Abwesenheit zum Lazareth benutzt werden sollte. Mithin fällt der Brief Ende Nov. 1806.
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[0209] Die Gunst Jhro Majestät des französchen Kaysers in dem gegenwärtigen Augenblick, so ausgezeichnet zu Erhaltung, ja zu Erhöhung der Existenz des fürstlichen Hauses wircksam zu sehen, ist ein so glückliches Ereigniß, daß man sich die Ungeduld nicht erwehren kann, die geschehenen Aeußerungen auf eine bestimmte und würdige Weise acceptirt und dadurch gesichert und völlig außer Zweifel gesetzt zu wissen. Die von RR. Müller so sehr gewünschte Reise unsers gnädigsten Erb¬ prinzen nach Berlin scheint gerade dasjenige Mittel zu seyn, wodurch dem ganzen Ereigniß die Entscheidung zugesichert wird. Jene Bedenklichkeiten, welche dagegen entstehen konnten, sind in dem einsichtsvollen Votum des H. Geh. R. Voigt wie mich dünkt hinreichend beseitigt und ich glaube nur noch zu den bejahenden Argumenten hinzufügen zu dürfen, daß ein solcher Schritt auch Serenissimo deshalb sehr angenehm seyn werde, weil dadurch ein Ein¬ gang gemacht und dasjenige, was höchstdieselben in eigner Person zu thun etwa geneigt seyn möchten, vorbereitet und alles künftige erleichtert wird. Schließlich kann ich nicht verschweigen, daß Privatbriefe von dorther für diese wichtige Angelegenheit noch immer sehr günstig lauten, daß aber zugleich eine Annäherung der männlichen Glieder des fürstl. Hauses als eine uner- läßliche Bedingung eines glücklichen Fortschrittes theilnehmend und dringend gewünscht und gleichsam gefordert wird. S. M. I. W. Goethe, d. 9. Nov. 1808. Goethe an Voigt.") Hierbey zu so manigfaltigen öffentlichen Sorgen die Bitte eines Freundes! Vielleicht hätten Ew. Excellenz die Gefälligkeit vorläufig einen Auszug machen zu lassen, was bisher an Steuern für das Haus und sonst für Ab¬ gaben bezahlt worden, ich würde Donnerstags sogleich das 12 vlna von jenem auf das Rathaus schicken und wegen des Uebrigen sodann weitere Ab¬ rede nehmen. G. Verzeihung und Neigung. Goethe an Auguste Jacobi. Um Ihren Namen meine liebe Jacobi versammeln sich die schönsten und wichtigsten Erinnerungen meines Lebens, denn wie Lust und Schmerz meine Jahresbahn durchkreuzten, so webte sich die friedliche Theilnahme der Ihrigen ") Orig. im Geh. Se. Archiv Weimar, Kriegsactcn. Wahrscheinlich auf die Klage der Gräfin Henckcl aus Schleswig v. 22. Nov. 1806 geschrieben, deren Haus zu Weimar in ihrer Abwesenheit zum Lazareth benutzt werden sollte. Mithin fällt der Brief Ende Nov. 1806.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_130643/209>, abgerufen am 28.04.2024.