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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band.

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wenn ich ankäme alles wäre, wie gestern zu Karlsbad auf der Wiese; wobey
ich denn hoffe, daß besonders die gegitterten schottischen Kleider wieder an¬
zutreffen sind und was sonst noch Bekanntes und liebliches an Ellbogen,
Engelhaus, Aich und den Hammer erinnern könnte.

Und so wünscht ich denn auch den frühren Gästen, die sich wieder ein¬
gefunden haben, bestens empfohlen zu seyn. Frau v. Bülow, denen Herren
v. Wartenberg, Schack und Petrowsky, besonders auch dem H. Grafen Se.
Leu, wenn sein Zutrauen ihn wieder nach Marienbad führen sollte.

Und so bitte nunmehr zur guten Stunde H. Grafen Klebelsberg und
den theuren Eltern empfohlen zu seyn.

Wenn das in Straßburg noch glücklich angelangte Bild der lieben
Aeltesten übergeben worden, so wird sie ein Eigenthumsrecht daran gewiß
empfinden. Möge die Mittlere zu allem Ihren Muthwillen wieder herge¬
stellt seyn und die Jüngste in holder Natürlichkeit heran gewachsen, Ihre Um¬
gebung erfreuen.

Und so schließ ich-, ob ich gleich noch vielerley zu sagen habe. Führen
Sie es unter einander im freundlichsten Gespräch am Weitesten aus.

17. Juni 1825.


Goethe an das fürstliche Hofmarschallamt in Weimar.

Ungern habe ich vernommen, daß bey einigen Vorstellungen sich die
Malscher Studirenden unanständig betragen haben.

Nach allen meinen Erfahrungen wird ein solches Tumultuiren nur von
wenigen erregt und theilt sich erst nach und nach mit; man versucht erst, ob
es gehe? und wird das geringe nachgesehen, so ist das heftigste zu erwarten.
Diesmal scheinen nur neue Studirende ihr Probestück gemacht zu haben.

Ich kann zu Verhütung aller ähnlichen Unannehmlichkeiten für morgen
und künftig nur folgenden Rath geben.

Man stelle auch auf die rechte Seite der Zuschauer, die bisher gar keine
Wache gehabt hat, einen und wenn man es für nöthig hält, zwey Husaren,
man befestige diese, so wie die, die an der Thüre stehen, keinen Hut auf dem
Kopf, selbst vom Anfang des Stücks zu leiden. Sollte irgend einer anfangen
Lärm zu machen, so muß er gewarnt und wenn er fortfahren sollte, hinaus¬
geschleppt werden, welches auch nunmehrig auf der rechten Seite auch möglich
wird, weil ein Ausgang hinausgeht.

Ferner stelle man durchaus eine Bank weniger zwischen die festen Bänke
und das Orchester, damit die Wache, wenn irgend etwas vorkommt, auch
Raum zum Wirken hat. Das Schauspielhaus ist niemals so voll, daß nicht



*) Namentlich bei den Räubern, in denen die Jenenser Studenten bis in die neuere Zeit
mitzusingen pflegten.

wenn ich ankäme alles wäre, wie gestern zu Karlsbad auf der Wiese; wobey
ich denn hoffe, daß besonders die gegitterten schottischen Kleider wieder an¬
zutreffen sind und was sonst noch Bekanntes und liebliches an Ellbogen,
Engelhaus, Aich und den Hammer erinnern könnte.

Und so wünscht ich denn auch den frühren Gästen, die sich wieder ein¬
gefunden haben, bestens empfohlen zu seyn. Frau v. Bülow, denen Herren
v. Wartenberg, Schack und Petrowsky, besonders auch dem H. Grafen Se.
Leu, wenn sein Zutrauen ihn wieder nach Marienbad führen sollte.

Und so bitte nunmehr zur guten Stunde H. Grafen Klebelsberg und
den theuren Eltern empfohlen zu seyn.

Wenn das in Straßburg noch glücklich angelangte Bild der lieben
Aeltesten übergeben worden, so wird sie ein Eigenthumsrecht daran gewiß
empfinden. Möge die Mittlere zu allem Ihren Muthwillen wieder herge¬
stellt seyn und die Jüngste in holder Natürlichkeit heran gewachsen, Ihre Um¬
gebung erfreuen.

Und so schließ ich-, ob ich gleich noch vielerley zu sagen habe. Führen
Sie es unter einander im freundlichsten Gespräch am Weitesten aus.

17. Juni 1825.


Goethe an das fürstliche Hofmarschallamt in Weimar.

Ungern habe ich vernommen, daß bey einigen Vorstellungen sich die
Malscher Studirenden unanständig betragen haben.

Nach allen meinen Erfahrungen wird ein solches Tumultuiren nur von
wenigen erregt und theilt sich erst nach und nach mit; man versucht erst, ob
es gehe? und wird das geringe nachgesehen, so ist das heftigste zu erwarten.
Diesmal scheinen nur neue Studirende ihr Probestück gemacht zu haben.

Ich kann zu Verhütung aller ähnlichen Unannehmlichkeiten für morgen
und künftig nur folgenden Rath geben.

Man stelle auch auf die rechte Seite der Zuschauer, die bisher gar keine
Wache gehabt hat, einen und wenn man es für nöthig hält, zwey Husaren,
man befestige diese, so wie die, die an der Thüre stehen, keinen Hut auf dem
Kopf, selbst vom Anfang des Stücks zu leiden. Sollte irgend einer anfangen
Lärm zu machen, so muß er gewarnt und wenn er fortfahren sollte, hinaus¬
geschleppt werden, welches auch nunmehrig auf der rechten Seite auch möglich
wird, weil ein Ausgang hinausgeht.

Ferner stelle man durchaus eine Bank weniger zwischen die festen Bänke
und das Orchester, damit die Wache, wenn irgend etwas vorkommt, auch
Raum zum Wirken hat. Das Schauspielhaus ist niemals so voll, daß nicht



*) Namentlich bei den Räubern, in denen die Jenenser Studenten bis in die neuere Zeit
mitzusingen pflegten.
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[0211] wenn ich ankäme alles wäre, wie gestern zu Karlsbad auf der Wiese; wobey ich denn hoffe, daß besonders die gegitterten schottischen Kleider wieder an¬ zutreffen sind und was sonst noch Bekanntes und liebliches an Ellbogen, Engelhaus, Aich und den Hammer erinnern könnte. Und so wünscht ich denn auch den frühren Gästen, die sich wieder ein¬ gefunden haben, bestens empfohlen zu seyn. Frau v. Bülow, denen Herren v. Wartenberg, Schack und Petrowsky, besonders auch dem H. Grafen Se. Leu, wenn sein Zutrauen ihn wieder nach Marienbad führen sollte. Und so bitte nunmehr zur guten Stunde H. Grafen Klebelsberg und den theuren Eltern empfohlen zu seyn. Wenn das in Straßburg noch glücklich angelangte Bild der lieben Aeltesten übergeben worden, so wird sie ein Eigenthumsrecht daran gewiß empfinden. Möge die Mittlere zu allem Ihren Muthwillen wieder herge¬ stellt seyn und die Jüngste in holder Natürlichkeit heran gewachsen, Ihre Um¬ gebung erfreuen. Und so schließ ich-, ob ich gleich noch vielerley zu sagen habe. Führen Sie es unter einander im freundlichsten Gespräch am Weitesten aus. 17. Juni 1825. Goethe an das fürstliche Hofmarschallamt in Weimar. Ungern habe ich vernommen, daß bey einigen Vorstellungen sich die Malscher Studirenden unanständig betragen haben. Nach allen meinen Erfahrungen wird ein solches Tumultuiren nur von wenigen erregt und theilt sich erst nach und nach mit; man versucht erst, ob es gehe? und wird das geringe nachgesehen, so ist das heftigste zu erwarten. Diesmal scheinen nur neue Studirende ihr Probestück gemacht zu haben. Ich kann zu Verhütung aller ähnlichen Unannehmlichkeiten für morgen und künftig nur folgenden Rath geben. Man stelle auch auf die rechte Seite der Zuschauer, die bisher gar keine Wache gehabt hat, einen und wenn man es für nöthig hält, zwey Husaren, man befestige diese, so wie die, die an der Thüre stehen, keinen Hut auf dem Kopf, selbst vom Anfang des Stücks zu leiden. Sollte irgend einer anfangen Lärm zu machen, so muß er gewarnt und wenn er fortfahren sollte, hinaus¬ geschleppt werden, welches auch nunmehrig auf der rechten Seite auch möglich wird, weil ein Ausgang hinausgeht. Ferner stelle man durchaus eine Bank weniger zwischen die festen Bänke und das Orchester, damit die Wache, wenn irgend etwas vorkommt, auch Raum zum Wirken hat. Das Schauspielhaus ist niemals so voll, daß nicht *) Namentlich bei den Räubern, in denen die Jenenser Studenten bis in die neuere Zeit mitzusingen pflegten.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_130643/211>, abgerufen am 28.04.2024.