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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band.

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Oberst", v, Meerheimb: Zur Geschichte der Stadt Metz. (Beiheft des
MW. Wochenbl. 1873.)
Die Darstellungen der Belagerung in v. Brandt: Geschichte des Kriegs¬
wesens.
Louis Mpolson Ronaxart": gnr le pas"6 et I'avvni,' <I" i'^rtillvri".
I. v. G., Anleitung zum Studium der Kriegsgeschichte.



Iransquissons und Ultramontane in Lmemburg seit
dem Abschlüsse des Lisenbahn-Vertrags.

Der Abschluß unseres Eisenbahn-, Post- und Telegraphen-Vertrages mit
der deutschen Reichsregierung in Berlin hat unsern Dunkelmännern und
Feinden Deutschlands einen herben Strich durch die Rechnung gemacht, und
dem französischen Chauvinismus ebenfalls. Nachdem der französische Vice"
Consul und die französische Ostbahngesellschaft, in Folge ihrer deutschfeind¬
lichen Ränke und Handlungen während des Krieges von 1870--1871, und
auf die bewußte Drohnote des "eisernen Grafen", aus dem Großherzogthum
ausgewiesen worden, war ihre beste Macht hier gebrochen, wenn auch noch
lange nicht gänzlich vernichtet. Die Hoffnungen Frankreichs in Betreff un¬
seres Landes beruhten von nun an größtentheils nur noch aus unseren soge¬
nannten Fransquillons, den hiesigen Franzosenfreunden, und unsern
Ultramontanen, die keines Menschen Freund, nur ihr eigener, sind. Die
französischen Hoffnungen waren auch so noch wohlbegründet. Die Ostbahn
ließ eine Masse von Beamten im Lande zurück, welche von dieser Gesellschaft
sehr begünstigt, wir möchten fast sagen absichtlich verhätschelt, worden waren,
vorzüglich in den Zeiten, wo es sich für die französische Gesellschaft um das
to do or not t.o bei uns handelte. Auf diese Beamten, vorzüglich die
höhern und maßgebenden, durfte sie um so zuversichtlicher zählen, als diese sich
wenig Hoffnung zu machen hatten, bei einer deutschen Eisenbahnverwaltung
eine hervorragende Rolle zu spielen. Die meisten derselben, durch hohe Con-
nerionen und Protektionen mehr als durch eigenes Verdienst, bei der franzö¬
sischen Eisenbahngesellschaft aufgenommen und begünstigt, mußten das Gefühl
in sich tragen, daß bei den strengen, ernsten Anforderungen, dem strammen
Dienste einer deutschen Bahnverwaltung, ihr trügerischer Nimbus bald genug


Oberst», v, Meerheimb: Zur Geschichte der Stadt Metz. (Beiheft des
MW. Wochenbl. 1873.)
Die Darstellungen der Belagerung in v. Brandt: Geschichte des Kriegs¬
wesens.
Louis Mpolson Ronaxart«: gnr le pas«6 et I'avvni,' <I« i'^rtillvri«.
I. v. G., Anleitung zum Studium der Kriegsgeschichte.



Iransquissons und Ultramontane in Lmemburg seit
dem Abschlüsse des Lisenbahn-Vertrags.

Der Abschluß unseres Eisenbahn-, Post- und Telegraphen-Vertrages mit
der deutschen Reichsregierung in Berlin hat unsern Dunkelmännern und
Feinden Deutschlands einen herben Strich durch die Rechnung gemacht, und
dem französischen Chauvinismus ebenfalls. Nachdem der französische Vice»
Consul und die französische Ostbahngesellschaft, in Folge ihrer deutschfeind¬
lichen Ränke und Handlungen während des Krieges von 1870—1871, und
auf die bewußte Drohnote des „eisernen Grafen", aus dem Großherzogthum
ausgewiesen worden, war ihre beste Macht hier gebrochen, wenn auch noch
lange nicht gänzlich vernichtet. Die Hoffnungen Frankreichs in Betreff un¬
seres Landes beruhten von nun an größtentheils nur noch aus unseren soge¬
nannten Fransquillons, den hiesigen Franzosenfreunden, und unsern
Ultramontanen, die keines Menschen Freund, nur ihr eigener, sind. Die
französischen Hoffnungen waren auch so noch wohlbegründet. Die Ostbahn
ließ eine Masse von Beamten im Lande zurück, welche von dieser Gesellschaft
sehr begünstigt, wir möchten fast sagen absichtlich verhätschelt, worden waren,
vorzüglich in den Zeiten, wo es sich für die französische Gesellschaft um das
to do or not t.o bei uns handelte. Auf diese Beamten, vorzüglich die
höhern und maßgebenden, durfte sie um so zuversichtlicher zählen, als diese sich
wenig Hoffnung zu machen hatten, bei einer deutschen Eisenbahnverwaltung
eine hervorragende Rolle zu spielen. Die meisten derselben, durch hohe Con-
nerionen und Protektionen mehr als durch eigenes Verdienst, bei der franzö¬
sischen Eisenbahngesellschaft aufgenommen und begünstigt, mußten das Gefühl
in sich tragen, daß bei den strengen, ernsten Anforderungen, dem strammen
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[0024] Oberst», v, Meerheimb: Zur Geschichte der Stadt Metz. (Beiheft des MW. Wochenbl. 1873.) Die Darstellungen der Belagerung in v. Brandt: Geschichte des Kriegs¬ wesens. Louis Mpolson Ronaxart«: gnr le pas«6 et I'avvni,' <I« i'^rtillvri«. I. v. G., Anleitung zum Studium der Kriegsgeschichte. Iransquissons und Ultramontane in Lmemburg seit dem Abschlüsse des Lisenbahn-Vertrags. Der Abschluß unseres Eisenbahn-, Post- und Telegraphen-Vertrages mit der deutschen Reichsregierung in Berlin hat unsern Dunkelmännern und Feinden Deutschlands einen herben Strich durch die Rechnung gemacht, und dem französischen Chauvinismus ebenfalls. Nachdem der französische Vice» Consul und die französische Ostbahngesellschaft, in Folge ihrer deutschfeind¬ lichen Ränke und Handlungen während des Krieges von 1870—1871, und auf die bewußte Drohnote des „eisernen Grafen", aus dem Großherzogthum ausgewiesen worden, war ihre beste Macht hier gebrochen, wenn auch noch lange nicht gänzlich vernichtet. Die Hoffnungen Frankreichs in Betreff un¬ seres Landes beruhten von nun an größtentheils nur noch aus unseren soge¬ nannten Fransquillons, den hiesigen Franzosenfreunden, und unsern Ultramontanen, die keines Menschen Freund, nur ihr eigener, sind. Die französischen Hoffnungen waren auch so noch wohlbegründet. Die Ostbahn ließ eine Masse von Beamten im Lande zurück, welche von dieser Gesellschaft sehr begünstigt, wir möchten fast sagen absichtlich verhätschelt, worden waren, vorzüglich in den Zeiten, wo es sich für die französische Gesellschaft um das to do or not t.o bei uns handelte. Auf diese Beamten, vorzüglich die höhern und maßgebenden, durfte sie um so zuversichtlicher zählen, als diese sich wenig Hoffnung zu machen hatten, bei einer deutschen Eisenbahnverwaltung eine hervorragende Rolle zu spielen. Die meisten derselben, durch hohe Con- nerionen und Protektionen mehr als durch eigenes Verdienst, bei der franzö¬ sischen Eisenbahngesellschaft aufgenommen und begünstigt, mußten das Gefühl in sich tragen, daß bei den strengen, ernsten Anforderungen, dem strammen Dienste einer deutschen Bahnverwaltung, ihr trügerischer Nimbus bald genug

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_130643/24>, abgerufen am 28.04.2024.