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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band.

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wenig hervorgetreten. Sie galt vornehmlich den Kommissionen, denen er an¬
gehörte und den Fractionsberathungen seiner nationalliberalen Parteigenossen.
Ein von Jahr zu Jahr sich steigerndes asthmatisches Leiden machte ihm längere
Reden im offenen Parlamente zur schmerzhaften körperlichen Beschwerde. Da¬
gegen ließ sich Metz durch nichts abhalten, im hessischen Landtage mit der
alten Unermüdlichkeit in den Ausschüssen wie in der offenen Sitzung thätig
zu sein. Auch in seinem engeren Vaterlande strebte er dem Ziel seines Lebens,
Hessen zu einem in seiner Gesetzgebung und Wirthschaft den vorgeschrittensten
Staaten des deutschen Reiches ebenbürtigen Gliede zu machen, mit einem Eifer
und einer Ungeduld entgegen, welche selbst den jüngeren Genossen weit vor¬
aneilten. Es war, als ob er ahnte, daß ihm nur noch eine sehr kurze Spanne
des Wirkens gegeben sei. In hervorragender Weise wurde Metz in diesem
Streben unterstützt durch das treffliche Ministerium Hoffmann, das nach dem
von Berlin aus durchgesetzten Rücktritte Dalwigk's seit 1871 die faulen Stellen
der öffentlichen Verhältnisse Hessens, an deren Erkenntniß und Heilung Metz
sein Leben lang sich abgemüht hatte, mit Energie und wahrem Freisinne zu
beseitigen strebte. Es war charakteristisch für den alten parlamentarischen
Opposittonsmann Metz, daß er auch diesem Ministerium gegenüber, nament¬
lich in den Berathungen des neuen hessischen Volksschulgesetzes seinen alten
Grundsatz zur Geltung brachte: "Alles zu fordern, um das Gewünschte zu
erreichen/' Dazu bekannte er sich noch in der milden Julinacht des vergan¬
genen Jahres, als wir in Darmstadt uns zum letzten Mal die Hand reichten.
AIs sein letztes Werk darf wohl das treffliche hessische Volksschulgesetz bezeich¬
net werden; denn an seiner Berathung, seiner freisinnigen Gestaltung und
seinem Zustandekommen hat er mit ganzer Kraft und ganzer Seele gearbeitet.
Wenn das heranwachsende Geschlecht in Hessen nach den Männern fragt,
denen es dieses musterhafte Gesetz und so manche andere Erungenschaft der
Neuzeit verdankt, so soll ihm der gute Name August Metz immer unver¬
Hans Blum. gessen sein.




Jon preußischen Landtag und vom deutschen Keichstag.

Der Landtag ist in dieser Woche zum vorläufigen Schluß gelangt durch
die regierungsseitig beantragte, von beiden Häusern genehmigte Vertagung
vom 18. Februar bis zum 13. April. Die letzte Sitzung des Abgeordneten-


wenig hervorgetreten. Sie galt vornehmlich den Kommissionen, denen er an¬
gehörte und den Fractionsberathungen seiner nationalliberalen Parteigenossen.
Ein von Jahr zu Jahr sich steigerndes asthmatisches Leiden machte ihm längere
Reden im offenen Parlamente zur schmerzhaften körperlichen Beschwerde. Da¬
gegen ließ sich Metz durch nichts abhalten, im hessischen Landtage mit der
alten Unermüdlichkeit in den Ausschüssen wie in der offenen Sitzung thätig
zu sein. Auch in seinem engeren Vaterlande strebte er dem Ziel seines Lebens,
Hessen zu einem in seiner Gesetzgebung und Wirthschaft den vorgeschrittensten
Staaten des deutschen Reiches ebenbürtigen Gliede zu machen, mit einem Eifer
und einer Ungeduld entgegen, welche selbst den jüngeren Genossen weit vor¬
aneilten. Es war, als ob er ahnte, daß ihm nur noch eine sehr kurze Spanne
des Wirkens gegeben sei. In hervorragender Weise wurde Metz in diesem
Streben unterstützt durch das treffliche Ministerium Hoffmann, das nach dem
von Berlin aus durchgesetzten Rücktritte Dalwigk's seit 1871 die faulen Stellen
der öffentlichen Verhältnisse Hessens, an deren Erkenntniß und Heilung Metz
sein Leben lang sich abgemüht hatte, mit Energie und wahrem Freisinne zu
beseitigen strebte. Es war charakteristisch für den alten parlamentarischen
Opposittonsmann Metz, daß er auch diesem Ministerium gegenüber, nament¬
lich in den Berathungen des neuen hessischen Volksschulgesetzes seinen alten
Grundsatz zur Geltung brachte: „Alles zu fordern, um das Gewünschte zu
erreichen/' Dazu bekannte er sich noch in der milden Julinacht des vergan¬
genen Jahres, als wir in Darmstadt uns zum letzten Mal die Hand reichten.
AIs sein letztes Werk darf wohl das treffliche hessische Volksschulgesetz bezeich¬
net werden; denn an seiner Berathung, seiner freisinnigen Gestaltung und
seinem Zustandekommen hat er mit ganzer Kraft und ganzer Seele gearbeitet.
Wenn das heranwachsende Geschlecht in Hessen nach den Männern fragt,
denen es dieses musterhafte Gesetz und so manche andere Erungenschaft der
Neuzeit verdankt, so soll ihm der gute Name August Metz immer unver¬
Hans Blum. gessen sein.




Jon preußischen Landtag und vom deutschen Keichstag.

Der Landtag ist in dieser Woche zum vorläufigen Schluß gelangt durch
die regierungsseitig beantragte, von beiden Häusern genehmigte Vertagung
vom 18. Februar bis zum 13. April. Die letzte Sitzung des Abgeordneten-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_130643/398>, abgerufen am 27.04.2024.