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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. II. Band.

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wüthige Siegeslust, sondern auch eine rechte, wahre Kampfesfreude, die helle
Lust am Schlachtengewühl. Wir erinnern nur an das originelle Heil das
sich, wie ein wilder Schlachtruf, durch ganze Lieder hinzieht, gleich dem feuri¬
gen "Alala!" in Tyrtäus' Kampfliedern. Wo solche Lieder entstehen konnten,
da mußten auch die Männer nicht selten sein, die sich, wie wir's in der
Schlacht bei Se. Jacob sahen, mit zügelloser Tollkühnheit unter die zehnfache
Ueberzahl der Feinde stürzten und den überwallenden Muth sämmtlich mit
dem Leben bezahlten, -- die nachher, als es zu Hause nichts mehr zu kriegen
gab, gleich den "heiligen Lanzen" der Samniten, in hellen Haufen als Reis¬
läufer in fremde Dienste gingen und ihre Schlachtenlust auf französischen und
italienischen Schlachtfeldern büßten. --




ZUM römisch-deutschen Streit.

Zur Geschichte der römisch-deutschen Frage von Dr. Otto Mejer. Dritter
Theil, erste Abtheilung. Rostock 1874.

In Ur. 30 dieser Blätter vom vorigen Jahre haben wir des zweiten
Theiles zweite Abtheilung von Dr. Otto Mejer's Geschichte der römisch-deut¬
schen Frage besprochen. Wir erinnern hier nochmals daran, daß der erste
Theil dieser verdienstvollen Arbeit das Verhältniß zwischen dem deutschen
Staat und der römisch-katholischen Kirche von der letzten Reichszeit bis zum
wiener Congreß behandelt. Des zweiten Theiles erste Abtheilung giebt die
Geschichte der bairischen Concordatsverhandlung, desselben Theiles zweite Ab¬
theilung, die wir hier schon besprochen, giebt die Verhandlungen, welche Preu¬
ßen, Hannover und die oberrheinischen Staaten bis zum März 1819 mit
Rom führten. In der jetzt vorliegenden ersten Abtheilung des dritten Thei¬
les sind die Verhandlungen der protestantischen Staaten des deutschen Bun¬
des mit Rom von 1819 bis 1821 dargelegt. Wir wollen uns bei dieser An¬
zeige auf das dritte Capitel dieser Abtheilung, auf Niebuhr's Erlangung der
preußischen Cirkumscriptionsbulle beschränken. In den entsprechenden Capi¬
teln der vorhergehenden Abtheilung waren die Umstände dargelegt, welche,
nachdem die Zusammensetzung des preußischen Staats durch den wiener Con¬
greß eine wesentlich veränderte geworden war, für die Gestaltung der römisch
kirchlichen Verhältnisse in der neuen Staatsordnung das EinVerständniß mit
dem römischen Stuhl unerläßlich machten. Ferner waren die verschiedenen


wüthige Siegeslust, sondern auch eine rechte, wahre Kampfesfreude, die helle
Lust am Schlachtengewühl. Wir erinnern nur an das originelle Heil das
sich, wie ein wilder Schlachtruf, durch ganze Lieder hinzieht, gleich dem feuri¬
gen „Alala!" in Tyrtäus' Kampfliedern. Wo solche Lieder entstehen konnten,
da mußten auch die Männer nicht selten sein, die sich, wie wir's in der
Schlacht bei Se. Jacob sahen, mit zügelloser Tollkühnheit unter die zehnfache
Ueberzahl der Feinde stürzten und den überwallenden Muth sämmtlich mit
dem Leben bezahlten, — die nachher, als es zu Hause nichts mehr zu kriegen
gab, gleich den „heiligen Lanzen" der Samniten, in hellen Haufen als Reis¬
läufer in fremde Dienste gingen und ihre Schlachtenlust auf französischen und
italienischen Schlachtfeldern büßten. —




ZUM römisch-deutschen Streit.

Zur Geschichte der römisch-deutschen Frage von Dr. Otto Mejer. Dritter
Theil, erste Abtheilung. Rostock 1874.

In Ur. 30 dieser Blätter vom vorigen Jahre haben wir des zweiten
Theiles zweite Abtheilung von Dr. Otto Mejer's Geschichte der römisch-deut¬
schen Frage besprochen. Wir erinnern hier nochmals daran, daß der erste
Theil dieser verdienstvollen Arbeit das Verhältniß zwischen dem deutschen
Staat und der römisch-katholischen Kirche von der letzten Reichszeit bis zum
wiener Congreß behandelt. Des zweiten Theiles erste Abtheilung giebt die
Geschichte der bairischen Concordatsverhandlung, desselben Theiles zweite Ab¬
theilung, die wir hier schon besprochen, giebt die Verhandlungen, welche Preu¬
ßen, Hannover und die oberrheinischen Staaten bis zum März 1819 mit
Rom führten. In der jetzt vorliegenden ersten Abtheilung des dritten Thei¬
les sind die Verhandlungen der protestantischen Staaten des deutschen Bun¬
des mit Rom von 1819 bis 1821 dargelegt. Wir wollen uns bei dieser An¬
zeige auf das dritte Capitel dieser Abtheilung, auf Niebuhr's Erlangung der
preußischen Cirkumscriptionsbulle beschränken. In den entsprechenden Capi¬
teln der vorhergehenden Abtheilung waren die Umstände dargelegt, welche,
nachdem die Zusammensetzung des preußischen Staats durch den wiener Con¬
greß eine wesentlich veränderte geworden war, für die Gestaltung der römisch
kirchlichen Verhältnisse in der neuen Staatsordnung das EinVerständniß mit
dem römischen Stuhl unerläßlich machten. Ferner waren die verschiedenen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_131175/150>, abgerufen am 07.05.2024.