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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. II. Band.

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Duderstadt. Nebel Koth und unwissende Boten. Abends 4 Uhr in Duder"
stadt, legte mich vor langer Weile schlafen.

Den 14. December um 8 Uhr weg*) allein in tiefem Nebel und Koth
nach Mühlhausen. Angekommen um 2 Uhr, blieb da die Nacht.

Den Is. December früh mit einem Postillon vor sechs weg, war
schon wieder kälter und hart der Weg. Gegen 11 Uhr in Eisenach, fand den
Herzog und die Gesellschaft da. Englische Reuter. Zu Bechtolsheims, ge¬
gessen. Abends mit dem Herzog, Wedel, Prinz und Knebel allein, erzählte
ihnen meine Abenteuers

Den 16. Decembers Nachts 2 Uhr mit dem Prinz und Knebel weg
gefahren, gegen Mittag in Weimars

Den 30. December. Die Mitschuldigen glücklich gespielt. Mittags
bei ) gegessen, lustig und gut.Z

sDen 31. December. Conseil. Geld von Merck. Abends zu Hause.)
Aufgeräumt das alte Jahr.




Line Kirchengründung des 18. Jahrhunderts.

Eine auffällige Erscheinung im Bereich der Literatur der Ortsgeschichle
und ein Beweis, daß die üppig wuchernde der Erinnerung an würdige Ziele
bedarf, ist die Thatsache, daß zwar in sehr vielen Städten Deutschlands Ge-
meinden reformirter Flüchtlinge sich gebildet, aber bisher sehr wenige ihren
Geschichtsschreiber gefunden haben. Handschriften von namhaften Belang
für die Kunde particularer Entwicklungen des Kirchen- und Communalrechts
für die des Gewerbfleißes und des Handels, auch der gesellschaftlichen und
nationalen Verhältnisse ruhen noch Ungenützt und doch leicht erreichbar in den
Briefgewölben unsrer Kirchen und Städte. Nun ist für die wissenschaftliche
Behandlung solcher Stoffe durch ein eben erschienenes Buch**) auch ein Muster
gegeben, das dem Beurtheiler kaum andre Wünsche übrig läßt, als daß sein
Urheber an zahlreichen Stellen Nachfolger finden möge, die in der Emsigkeit
archivalischer Quellenforschung und des Aufspürens größrer Zusammenhänge,
An Freimuth gegen die eigenen Glaubensgenossen und in der Milde des Ur<
theils über die Gegner ihm ebenbürtig seien.




') Jedenfalls richtiger als bei scholl, wo wach steht.
"> Albrecht Kirchhofs, Geschichte der reformirt-n Gemeinde in Leipzig I70V-N2S. Leip-
i'g 1874 (Zu Gunsten des Kirchenbaufondö).

Duderstadt. Nebel Koth und unwissende Boten. Abends 4 Uhr in Duder»
stadt, legte mich vor langer Weile schlafen.

Den 14. December um 8 Uhr weg*) allein in tiefem Nebel und Koth
nach Mühlhausen. Angekommen um 2 Uhr, blieb da die Nacht.

Den Is. December früh mit einem Postillon vor sechs weg, war
schon wieder kälter und hart der Weg. Gegen 11 Uhr in Eisenach, fand den
Herzog und die Gesellschaft da. Englische Reuter. Zu Bechtolsheims, ge¬
gessen. Abends mit dem Herzog, Wedel, Prinz und Knebel allein, erzählte
ihnen meine Abenteuers

Den 16. Decembers Nachts 2 Uhr mit dem Prinz und Knebel weg
gefahren, gegen Mittag in Weimars

Den 30. December. Die Mitschuldigen glücklich gespielt. Mittags
bei ) gegessen, lustig und gut.Z

sDen 31. December. Conseil. Geld von Merck. Abends zu Hause.)
Aufgeräumt das alte Jahr.




Line Kirchengründung des 18. Jahrhunderts.

Eine auffällige Erscheinung im Bereich der Literatur der Ortsgeschichle
und ein Beweis, daß die üppig wuchernde der Erinnerung an würdige Ziele
bedarf, ist die Thatsache, daß zwar in sehr vielen Städten Deutschlands Ge-
meinden reformirter Flüchtlinge sich gebildet, aber bisher sehr wenige ihren
Geschichtsschreiber gefunden haben. Handschriften von namhaften Belang
für die Kunde particularer Entwicklungen des Kirchen- und Communalrechts
für die des Gewerbfleißes und des Handels, auch der gesellschaftlichen und
nationalen Verhältnisse ruhen noch Ungenützt und doch leicht erreichbar in den
Briefgewölben unsrer Kirchen und Städte. Nun ist für die wissenschaftliche
Behandlung solcher Stoffe durch ein eben erschienenes Buch**) auch ein Muster
gegeben, das dem Beurtheiler kaum andre Wünsche übrig läßt, als daß sein
Urheber an zahlreichen Stellen Nachfolger finden möge, die in der Emsigkeit
archivalischer Quellenforschung und des Aufspürens größrer Zusammenhänge,
An Freimuth gegen die eigenen Glaubensgenossen und in der Milde des Ur<
theils über die Gegner ihm ebenbürtig seien.




') Jedenfalls richtiger als bei scholl, wo wach steht.
"> Albrecht Kirchhofs, Geschichte der reformirt-n Gemeinde in Leipzig I70V-N2S. Leip-
i'g 1874 (Zu Gunsten des Kirchenbaufondö).
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[0347] Duderstadt. Nebel Koth und unwissende Boten. Abends 4 Uhr in Duder» stadt, legte mich vor langer Weile schlafen. Den 14. December um 8 Uhr weg*) allein in tiefem Nebel und Koth nach Mühlhausen. Angekommen um 2 Uhr, blieb da die Nacht. Den Is. December früh mit einem Postillon vor sechs weg, war schon wieder kälter und hart der Weg. Gegen 11 Uhr in Eisenach, fand den Herzog und die Gesellschaft da. Englische Reuter. Zu Bechtolsheims, ge¬ gessen. Abends mit dem Herzog, Wedel, Prinz und Knebel allein, erzählte ihnen meine Abenteuers Den 16. Decembers Nachts 2 Uhr mit dem Prinz und Knebel weg gefahren, gegen Mittag in Weimars Den 30. December. Die Mitschuldigen glücklich gespielt. Mittags bei ) gegessen, lustig und gut.Z sDen 31. December. Conseil. Geld von Merck. Abends zu Hause.) Aufgeräumt das alte Jahr. Line Kirchengründung des 18. Jahrhunderts. Eine auffällige Erscheinung im Bereich der Literatur der Ortsgeschichle und ein Beweis, daß die üppig wuchernde der Erinnerung an würdige Ziele bedarf, ist die Thatsache, daß zwar in sehr vielen Städten Deutschlands Ge- meinden reformirter Flüchtlinge sich gebildet, aber bisher sehr wenige ihren Geschichtsschreiber gefunden haben. Handschriften von namhaften Belang für die Kunde particularer Entwicklungen des Kirchen- und Communalrechts für die des Gewerbfleißes und des Handels, auch der gesellschaftlichen und nationalen Verhältnisse ruhen noch Ungenützt und doch leicht erreichbar in den Briefgewölben unsrer Kirchen und Städte. Nun ist für die wissenschaftliche Behandlung solcher Stoffe durch ein eben erschienenes Buch**) auch ein Muster gegeben, das dem Beurtheiler kaum andre Wünsche übrig läßt, als daß sein Urheber an zahlreichen Stellen Nachfolger finden möge, die in der Emsigkeit archivalischer Quellenforschung und des Aufspürens größrer Zusammenhänge, An Freimuth gegen die eigenen Glaubensgenossen und in der Milde des Ur< theils über die Gegner ihm ebenbürtig seien. ') Jedenfalls richtiger als bei scholl, wo wach steht. "> Albrecht Kirchhofs, Geschichte der reformirt-n Gemeinde in Leipzig I70V-N2S. Leip- i'g 1874 (Zu Gunsten des Kirchenbaufondö).

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_131175/347>, abgerufen am 08.05.2024.