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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band.

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Die Schlacht von Mola am 24. Iebruar 1525
das "Sedan" des 16. Jahrhunderts
von
Max Jähns. III.

Die Vorhut: 2000 Landsknechte in 10 Fähnlein vom Frundsbergischen
und vom Embsischen Regiment, sowie 2000 spanische Arquebuseros, nebst
400 albanesischen Reitern, stand unter dem Befehl Alfonso's d'Avalos, Mar-
cheses von Guasto, des Neffen und Erben Pescara's. Dieser hatte ihm warm
zugesprochen: "Du sollst dich befleißen, vor Allem nach Mirabell zu kommen!
Fürchte die Feinde nicht, die wir zuvor stets überwunden; bist du aber zu
schwach -- da Gott vor sei -- so sollst du ehrlich sterben, daß wir den
Sieg erhalten." Guasto antwortete fröhlichen Muthes: "Ich will mich nicht
sparen und mit Gottes Hilfe heute Ehre einlegen, ich bleibe lebendig oder
tobet"*) Und so sprengte er in seinem himmelblau angelaufenen mit Gold
verzierten Harnisch, den Helm von weißen und fleischfarbenen Federn über¬
wallt, munter voran. -- Unbegreiflicherweise hatte die Feldwache, welche unter
dem Genueser Giustiniani in angemessener Entfernung vor Mirabella lag und
das Breschelegen doch gehört haben mußte, weder Kundschaft eingezogen noch
Meldung geschickt. Jetzt wurde sie im ersten Laufe von den Stradioten über
den Haufen geritten und der Weg nach dem Jagdschlosse war frei.

Nunmehr zog das Fußvolk, die Deutschen und die Spanier, durch die
Mauerlücke und besetzte eine Anhöhe im Thiergarten, um das Debouchiren
zu decken, und gleich darauf sprengten die Albanesen unter dem Marquis
Sant Angelo, gegen Mirabella. vor dem sie urplötzlich und überraschend auf¬
tauchten. Ein Theil der Arquebuseros schloß sich ihnen an, und mit dem
lauten Geschrei: ^ni Sta el NarMes con sus ^.readusei'OL Lspsnvles!
("Hier sind der Marquese und seine spanischen Schützen!") drangen sie ein
und räumten fürchterlich auf unter den Schläfern und Träumern im Schlosse
oder in den dasselbe umgebenden Hütten und Zelten. Unmittelbar darauf ging
es aber weiter voran, und schon befand sich Guasto vor den Mauern von Pavia,
als der vom Schreck fast gelähmte Herzog von Alenyon unter Brion eine
Entsendung machte, welcher es gelang, die Spanier von der Stadt abzuhalten.
Nun ließ Pescara die mit der Garnison von Pavia verabredeten drei Alarm¬
schüsse -- "Kreyoschüsse" nennt sie Frundsberg -- abgeben und den Vor¬
marsch des Heeres beginnen, das nun allmählich durch die Mauerlücke defi-
lirte. Der Borhut zunächst folgte der Rest der spanischen Infanterie



Jovius und Meißner.
Die Schlacht von Mola am 24. Iebruar 1525
das „Sedan" des 16. Jahrhunderts
von
Max Jähns. III.

Die Vorhut: 2000 Landsknechte in 10 Fähnlein vom Frundsbergischen
und vom Embsischen Regiment, sowie 2000 spanische Arquebuseros, nebst
400 albanesischen Reitern, stand unter dem Befehl Alfonso's d'Avalos, Mar-
cheses von Guasto, des Neffen und Erben Pescara's. Dieser hatte ihm warm
zugesprochen: „Du sollst dich befleißen, vor Allem nach Mirabell zu kommen!
Fürchte die Feinde nicht, die wir zuvor stets überwunden; bist du aber zu
schwach — da Gott vor sei — so sollst du ehrlich sterben, daß wir den
Sieg erhalten." Guasto antwortete fröhlichen Muthes: „Ich will mich nicht
sparen und mit Gottes Hilfe heute Ehre einlegen, ich bleibe lebendig oder
tobet"*) Und so sprengte er in seinem himmelblau angelaufenen mit Gold
verzierten Harnisch, den Helm von weißen und fleischfarbenen Federn über¬
wallt, munter voran. — Unbegreiflicherweise hatte die Feldwache, welche unter
dem Genueser Giustiniani in angemessener Entfernung vor Mirabella lag und
das Breschelegen doch gehört haben mußte, weder Kundschaft eingezogen noch
Meldung geschickt. Jetzt wurde sie im ersten Laufe von den Stradioten über
den Haufen geritten und der Weg nach dem Jagdschlosse war frei.

Nunmehr zog das Fußvolk, die Deutschen und die Spanier, durch die
Mauerlücke und besetzte eine Anhöhe im Thiergarten, um das Debouchiren
zu decken, und gleich darauf sprengten die Albanesen unter dem Marquis
Sant Angelo, gegen Mirabella. vor dem sie urplötzlich und überraschend auf¬
tauchten. Ein Theil der Arquebuseros schloß sich ihnen an, und mit dem
lauten Geschrei: ^ni Sta el NarMes con sus ^.readusei'OL Lspsnvles!
(„Hier sind der Marquese und seine spanischen Schützen!") drangen sie ein
und räumten fürchterlich auf unter den Schläfern und Träumern im Schlosse
oder in den dasselbe umgebenden Hütten und Zelten. Unmittelbar darauf ging
es aber weiter voran, und schon befand sich Guasto vor den Mauern von Pavia,
als der vom Schreck fast gelähmte Herzog von Alenyon unter Brion eine
Entsendung machte, welcher es gelang, die Spanier von der Stadt abzuhalten.
Nun ließ Pescara die mit der Garnison von Pavia verabredeten drei Alarm¬
schüsse — „Kreyoschüsse" nennt sie Frundsberg — abgeben und den Vor¬
marsch des Heeres beginnen, das nun allmählich durch die Mauerlücke defi-
lirte. Der Borhut zunächst folgte der Rest der spanischen Infanterie



Jovius und Meißner.
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[0100] Die Schlacht von Mola am 24. Iebruar 1525 das „Sedan" des 16. Jahrhunderts von Max Jähns. III. Die Vorhut: 2000 Landsknechte in 10 Fähnlein vom Frundsbergischen und vom Embsischen Regiment, sowie 2000 spanische Arquebuseros, nebst 400 albanesischen Reitern, stand unter dem Befehl Alfonso's d'Avalos, Mar- cheses von Guasto, des Neffen und Erben Pescara's. Dieser hatte ihm warm zugesprochen: „Du sollst dich befleißen, vor Allem nach Mirabell zu kommen! Fürchte die Feinde nicht, die wir zuvor stets überwunden; bist du aber zu schwach — da Gott vor sei — so sollst du ehrlich sterben, daß wir den Sieg erhalten." Guasto antwortete fröhlichen Muthes: „Ich will mich nicht sparen und mit Gottes Hilfe heute Ehre einlegen, ich bleibe lebendig oder tobet"*) Und so sprengte er in seinem himmelblau angelaufenen mit Gold verzierten Harnisch, den Helm von weißen und fleischfarbenen Federn über¬ wallt, munter voran. — Unbegreiflicherweise hatte die Feldwache, welche unter dem Genueser Giustiniani in angemessener Entfernung vor Mirabella lag und das Breschelegen doch gehört haben mußte, weder Kundschaft eingezogen noch Meldung geschickt. Jetzt wurde sie im ersten Laufe von den Stradioten über den Haufen geritten und der Weg nach dem Jagdschlosse war frei. Nunmehr zog das Fußvolk, die Deutschen und die Spanier, durch die Mauerlücke und besetzte eine Anhöhe im Thiergarten, um das Debouchiren zu decken, und gleich darauf sprengten die Albanesen unter dem Marquis Sant Angelo, gegen Mirabella. vor dem sie urplötzlich und überraschend auf¬ tauchten. Ein Theil der Arquebuseros schloß sich ihnen an, und mit dem lauten Geschrei: ^ni Sta el NarMes con sus ^.readusei'OL Lspsnvles! („Hier sind der Marquese und seine spanischen Schützen!") drangen sie ein und räumten fürchterlich auf unter den Schläfern und Träumern im Schlosse oder in den dasselbe umgebenden Hütten und Zelten. Unmittelbar darauf ging es aber weiter voran, und schon befand sich Guasto vor den Mauern von Pavia, als der vom Schreck fast gelähmte Herzog von Alenyon unter Brion eine Entsendung machte, welcher es gelang, die Spanier von der Stadt abzuhalten. Nun ließ Pescara die mit der Garnison von Pavia verabredeten drei Alarm¬ schüsse — „Kreyoschüsse" nennt sie Frundsberg — abgeben und den Vor¬ marsch des Heeres beginnen, das nun allmählich durch die Mauerlücke defi- lirte. Der Borhut zunächst folgte der Rest der spanischen Infanterie Jovius und Meißner.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359152/100>, abgerufen am 06.05.2024.