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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band.

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Mine "Besprechungen.

Hellas und Rom von Albert Forbiger, 3. Band. Leipzig,
R. Reisland 1874. -- Die lange Zeit, welche seit dem Erscheinen der zwei
ersten Bände dieses Werkes bis zur Ausgabe des vorliegenden dritten Bandes
verflossen ist, läßt die Befürchtung zu, daß der Titel des Werkes vielleicht
niemals im vollen Umfange wahr werde. Denn wenn die griechische Welt
in derselben Ausführlichkeit geschildert werden soll, als die römische in den
vorliegenden drei Bänden, und diese Bände in derselben Zeitfolge erscheinen,
so werden nach dem bisherigen Tempo etwa zwei Olympiaden verfließen, ehe
"Hellas" vollendet ist. Es wäre sehr zu beklagen, wenn dieses Werk Stück¬
werk bliebe. Denn es darf unter den Büchern, welche das Streben verfolgen,
uns Moderne in das öffentliche und häusliche Leben der Griechen und Römer
einzuführen, als eines der besten gelten, weil der Verfasser seinen Stoff so
vollkommen beherrscht, um auch dem Gelehrtesten Genüge zu leisten, und, aus
dem Vollen schöpfend, besser wie ein Anderer aus dem außerordentlichen Vor¬
rath seines Wissens, dasjenige auswählen kann, was für eine populäre Dar¬
stellung sich eignet. Das den Laien anmuthende Gewand der Erzählung
persönlicher Schicksale oder Reisebeschreibungen, das die ersten beiden Bände
noch festhielten, ist freilich im dritten Bande, der Rom im Zeitalter der
Antonine schildert, ganz abgestreift. Mit Recht gewiß den Staatsverhält¬
nissen gegenüber, denen der dritte Band gewidmet ist. Denn wie sollten
Münzen Maße und Gewichte, Geldverhältnisse und Geldverkehr, der Staats¬
haushalt, die Staatsverwaltung, die Verwaltung Italiens und der Provinzen,
Gerichtswesen, Heer- Kriegs- und Seewesen der Römer in den glänzenden
Tagen der Antonine einigermaßen gründlich geschildert werden unter der
Fiction, daß ein antiker Tourist oder Schlachtenbummler erzähle. Aber gleich¬
wohl darf dem Verfasser, gewiß nur zum Besten einer größeren Verbreitung
des Werkes, empfohlen werden, in den Bänden, die Hellas schildern sollen, zu
jener mehr feuilletonistischen und persönlichen Behandlung zurückzukehren --
das Individuum hat ohnehin größere Rechte unkr dem Himmel Homer's, als
im spaßlosen Staate der Cäsaren -- denn der Laie will einmal, wenn er
sich der Antike zuneigen soll, nicht blos belehrt, sondern auch unterhalten
" sein. --




Mit Ur. 4 V beginnt diese Zeitschrift ein neues Quartal, welches
durch alle Buchhandlungen und Postämter des In- und Auslandes
zu beziehen ist.
Privatpersonen, gesellige Vereine, Lesegesellschaften,
Kaffeehäuser und Conditoreien werden um 'gefällige Berücksichtigung
derselben freundlichst gebeten.
Leipzig, im September 1874. Die Werwgshandlnng.




Verantwortlicher Redakteur: Dr. Haus Blum.
Berta" von K. L. Hervig. -- Druck von Hitthel K Segler in Leipzig.
Mine "Besprechungen.

Hellas und Rom von Albert Forbiger, 3. Band. Leipzig,
R. Reisland 1874. — Die lange Zeit, welche seit dem Erscheinen der zwei
ersten Bände dieses Werkes bis zur Ausgabe des vorliegenden dritten Bandes
verflossen ist, läßt die Befürchtung zu, daß der Titel des Werkes vielleicht
niemals im vollen Umfange wahr werde. Denn wenn die griechische Welt
in derselben Ausführlichkeit geschildert werden soll, als die römische in den
vorliegenden drei Bänden, und diese Bände in derselben Zeitfolge erscheinen,
so werden nach dem bisherigen Tempo etwa zwei Olympiaden verfließen, ehe
„Hellas" vollendet ist. Es wäre sehr zu beklagen, wenn dieses Werk Stück¬
werk bliebe. Denn es darf unter den Büchern, welche das Streben verfolgen,
uns Moderne in das öffentliche und häusliche Leben der Griechen und Römer
einzuführen, als eines der besten gelten, weil der Verfasser seinen Stoff so
vollkommen beherrscht, um auch dem Gelehrtesten Genüge zu leisten, und, aus
dem Vollen schöpfend, besser wie ein Anderer aus dem außerordentlichen Vor¬
rath seines Wissens, dasjenige auswählen kann, was für eine populäre Dar¬
stellung sich eignet. Das den Laien anmuthende Gewand der Erzählung
persönlicher Schicksale oder Reisebeschreibungen, das die ersten beiden Bände
noch festhielten, ist freilich im dritten Bande, der Rom im Zeitalter der
Antonine schildert, ganz abgestreift. Mit Recht gewiß den Staatsverhält¬
nissen gegenüber, denen der dritte Band gewidmet ist. Denn wie sollten
Münzen Maße und Gewichte, Geldverhältnisse und Geldverkehr, der Staats¬
haushalt, die Staatsverwaltung, die Verwaltung Italiens und der Provinzen,
Gerichtswesen, Heer- Kriegs- und Seewesen der Römer in den glänzenden
Tagen der Antonine einigermaßen gründlich geschildert werden unter der
Fiction, daß ein antiker Tourist oder Schlachtenbummler erzähle. Aber gleich¬
wohl darf dem Verfasser, gewiß nur zum Besten einer größeren Verbreitung
des Werkes, empfohlen werden, in den Bänden, die Hellas schildern sollen, zu
jener mehr feuilletonistischen und persönlichen Behandlung zurückzukehren —
das Individuum hat ohnehin größere Rechte unkr dem Himmel Homer's, als
im spaßlosen Staate der Cäsaren — denn der Laie will einmal, wenn er
sich der Antike zuneigen soll, nicht blos belehrt, sondern auch unterhalten
» sein. —




Mit Ur. 4 V beginnt diese Zeitschrift ein neues Quartal, welches
durch alle Buchhandlungen und Postämter des In- und Auslandes
zu beziehen ist.
Privatpersonen, gesellige Vereine, Lesegesellschaften,
Kaffeehäuser und Conditoreien werden um 'gefällige Berücksichtigung
derselben freundlichst gebeten.
Leipzig, im September 1874. Die Werwgshandlnng.




Verantwortlicher Redakteur: Dr. Haus Blum.
Berta« von K. L. Hervig. — Druck von Hitthel K Segler in Leipzig.
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[0488] Mine "Besprechungen. Hellas und Rom von Albert Forbiger, 3. Band. Leipzig, R. Reisland 1874. — Die lange Zeit, welche seit dem Erscheinen der zwei ersten Bände dieses Werkes bis zur Ausgabe des vorliegenden dritten Bandes verflossen ist, läßt die Befürchtung zu, daß der Titel des Werkes vielleicht niemals im vollen Umfange wahr werde. Denn wenn die griechische Welt in derselben Ausführlichkeit geschildert werden soll, als die römische in den vorliegenden drei Bänden, und diese Bände in derselben Zeitfolge erscheinen, so werden nach dem bisherigen Tempo etwa zwei Olympiaden verfließen, ehe „Hellas" vollendet ist. Es wäre sehr zu beklagen, wenn dieses Werk Stück¬ werk bliebe. Denn es darf unter den Büchern, welche das Streben verfolgen, uns Moderne in das öffentliche und häusliche Leben der Griechen und Römer einzuführen, als eines der besten gelten, weil der Verfasser seinen Stoff so vollkommen beherrscht, um auch dem Gelehrtesten Genüge zu leisten, und, aus dem Vollen schöpfend, besser wie ein Anderer aus dem außerordentlichen Vor¬ rath seines Wissens, dasjenige auswählen kann, was für eine populäre Dar¬ stellung sich eignet. Das den Laien anmuthende Gewand der Erzählung persönlicher Schicksale oder Reisebeschreibungen, das die ersten beiden Bände noch festhielten, ist freilich im dritten Bande, der Rom im Zeitalter der Antonine schildert, ganz abgestreift. Mit Recht gewiß den Staatsverhält¬ nissen gegenüber, denen der dritte Band gewidmet ist. Denn wie sollten Münzen Maße und Gewichte, Geldverhältnisse und Geldverkehr, der Staats¬ haushalt, die Staatsverwaltung, die Verwaltung Italiens und der Provinzen, Gerichtswesen, Heer- Kriegs- und Seewesen der Römer in den glänzenden Tagen der Antonine einigermaßen gründlich geschildert werden unter der Fiction, daß ein antiker Tourist oder Schlachtenbummler erzähle. Aber gleich¬ wohl darf dem Verfasser, gewiß nur zum Besten einer größeren Verbreitung des Werkes, empfohlen werden, in den Bänden, die Hellas schildern sollen, zu jener mehr feuilletonistischen und persönlichen Behandlung zurückzukehren — das Individuum hat ohnehin größere Rechte unkr dem Himmel Homer's, als im spaßlosen Staate der Cäsaren — denn der Laie will einmal, wenn er sich der Antike zuneigen soll, nicht blos belehrt, sondern auch unterhalten » sein. — Mit Ur. 4 V beginnt diese Zeitschrift ein neues Quartal, welches durch alle Buchhandlungen und Postämter des In- und Auslandes zu beziehen ist. Privatpersonen, gesellige Vereine, Lesegesellschaften, Kaffeehäuser und Conditoreien werden um 'gefällige Berücksichtigung derselben freundlichst gebeten. Leipzig, im September 1874. Die Werwgshandlnng. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Haus Blum. Berta« von K. L. Hervig. — Druck von Hitthel K Segler in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359152/488>, abgerufen am 05.05.2024.