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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band.

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er habe von diesem Verhältniß keine Kenntniß gehabt und hebe nunmehr die
Belehnung wieder auf.

Bald darauf starb Christian I. (1481), und ihm folgte sein ältester Sohn
Johann als König in Dänemark und gemeinsam mit seinem Bruder Friedrich I.
in den Herzogthümern. Derselbe machte auf einem Tage zu Itzehoe 1489
seine Ansprüche auf Ditmarschen formell geltend, ward aber durch seine
schwedischen Angelegenheiten verhindert, sie zu verfolgen. 1496 unterwarf er
Schweden, wo ihm Seen Sture die Krone streitig machte, mit Hülfe der so¬
genannten "großen" oder "schwarzen Garde", einer Schaar friesischer, sächsischer
und anderer Landsknechte, die unter ihrem Führer. Junker Thomas Sterz
oder Slenitz, schon in Holland sich gefürchtet gemacht hatten. In die Herzog-
thümer zurückgekehrt, versicherte er sich zunächst der Beihülfe seines Bruders
Friedrich, der mit den Ditmarsen über Helgoland in Streit gerathen war.
Darauf legte er auf einem Tage zu Rendsburg 1499 den ditmarstschen Ab¬
gesandten seine Bedingungen vor: sie sollten 16,000 Mark in den Schatz
zahlen und sich mit der Errichtung von drei festen Schlössern einverstanden
erklären.


"Das eine sollte zu Brunsbüttcl stehn,
Das andre an der Eiderfähre,
Das dritte sollte zu Meldorg stehn,
Da wollte er sein ein Herre."

Da antworteten die Ditmarsen wie vor 100 Jahren, mit dem "über¬
lauten" Rufe:


"Das geschieht nun und nimmermehre! --
Drum wollen wir wagen Hals und Gut
Und wollen alle drum sterben,
Eh' daß der König von Dänemark
So sollte unser schönes Land verderben!" --

Die Rendsburger Verhandlungen und die darauf folgenden Rüstungen
auf beiden Seiten werden in dem oben erwähnten umfangreichen Liede so be¬
schrieben :


[Beginn Spaltensatz]
"Der König hat seinen Boten ausgesandt,
Er bat, sie sollten ihm gehen in die Hand")
Und sich nicht stellen so verdrossen;
Er wollt' ihnen ein gnädger Herr sein und
sie bei ihren Privilegien lassen."
"Das hätt' den KönigHansen sehr verdrossen,
Er hätt' mit vielen Herren einen Bund
geschlossen,
[Spaltenumbruch]
"Den Boten empfingen sie mit Hohn und
Grimm,
Was sie antworteten, das war schlimm:
Sie boten dem gnädgen Herrn für seine
Kronen,
Wenn er sich's wollt' genügen lassen, einen
Scheffel Bohnen."
Daß er wollte gehorsam machen etliche Lande,
Alles Volk war ihm willkommen. das
man ihm sandte."
[Ende Spaltensatz]

*) In die Hand gehen -- den Huldigungseid leisten.
er habe von diesem Verhältniß keine Kenntniß gehabt und hebe nunmehr die
Belehnung wieder auf.

Bald darauf starb Christian I. (1481), und ihm folgte sein ältester Sohn
Johann als König in Dänemark und gemeinsam mit seinem Bruder Friedrich I.
in den Herzogthümern. Derselbe machte auf einem Tage zu Itzehoe 1489
seine Ansprüche auf Ditmarschen formell geltend, ward aber durch seine
schwedischen Angelegenheiten verhindert, sie zu verfolgen. 1496 unterwarf er
Schweden, wo ihm Seen Sture die Krone streitig machte, mit Hülfe der so¬
genannten „großen" oder „schwarzen Garde", einer Schaar friesischer, sächsischer
und anderer Landsknechte, die unter ihrem Führer. Junker Thomas Sterz
oder Slenitz, schon in Holland sich gefürchtet gemacht hatten. In die Herzog-
thümer zurückgekehrt, versicherte er sich zunächst der Beihülfe seines Bruders
Friedrich, der mit den Ditmarsen über Helgoland in Streit gerathen war.
Darauf legte er auf einem Tage zu Rendsburg 1499 den ditmarstschen Ab¬
gesandten seine Bedingungen vor: sie sollten 16,000 Mark in den Schatz
zahlen und sich mit der Errichtung von drei festen Schlössern einverstanden
erklären.


„Das eine sollte zu Brunsbüttcl stehn,
Das andre an der Eiderfähre,
Das dritte sollte zu Meldorg stehn,
Da wollte er sein ein Herre."

Da antworteten die Ditmarsen wie vor 100 Jahren, mit dem „über¬
lauten" Rufe:


„Das geschieht nun und nimmermehre! —
Drum wollen wir wagen Hals und Gut
Und wollen alle drum sterben,
Eh' daß der König von Dänemark
So sollte unser schönes Land verderben!" —

Die Rendsburger Verhandlungen und die darauf folgenden Rüstungen
auf beiden Seiten werden in dem oben erwähnten umfangreichen Liede so be¬
schrieben :


[Beginn Spaltensatz]
„Der König hat seinen Boten ausgesandt,
Er bat, sie sollten ihm gehen in die Hand")
Und sich nicht stellen so verdrossen;
Er wollt' ihnen ein gnädger Herr sein und
sie bei ihren Privilegien lassen."
„Das hätt' den KönigHansen sehr verdrossen,
Er hätt' mit vielen Herren einen Bund
geschlossen,
[Spaltenumbruch]
„Den Boten empfingen sie mit Hohn und
Grimm,
Was sie antworteten, das war schlimm:
Sie boten dem gnädgen Herrn für seine
Kronen,
Wenn er sich's wollt' genügen lassen, einen
Scheffel Bohnen."
Daß er wollte gehorsam machen etliche Lande,
Alles Volk war ihm willkommen. das
man ihm sandte."
[Ende Spaltensatz]

*) In die Hand gehen — den Huldigungseid leisten.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359154/210>, abgerufen am 19.05.2024.