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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band.

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Viele, die ihm seine Pfade erschweren, namentlich unter den links ge¬
richteten Parteien, rechnen vermuthlich im Stillen, daß ihre eignen Pfeile von
dem Panzer der Unentbehrlichst des Fürsten abprallen. Wenn aber der
Fürst für Deutschlands wahre und gesunde Entwicklung unentbehrlich ist, so
ist er es nicht in dem Sinne, daß ohne ihn keine äußere Regierungsmöglichkeit
bestände. Ein neuer Kanzler, der Friede mit Rom machte, könnte sich aus
dem Centrum und einigen Elementen der jetzt bestehenden conservativen
Parteien eine ausreichende, vielleicht eine stattliche Majorität bilden, und, was
sehr ins Gewicht fällt, eine weit zuverlässigere Majorität als diejenige, welche
dem Fürsten Bismarck zu Gebote steht. Wer diesen Gang der Dinge be¬
fördern will, der mag es auf seine Verantwortung thun. Die Ausrede, nicht
gewußt zu haben, was er that, wird aber Niemanden schützen.

Am 18. December beschloß der Reichstag in einer Abendsitzung endgültig
über das interimistische Banknotengesetz und berieth den Haushalt der un¬
mittelbaren Reichslande zu Ende. Sehr spaßhaft war das Eintreten des
Centrums für eine Landesvertretung in Elsaß-Lothringen, während die Herren
zu Gunsten Mecklenburgs die gleiche Anstrengung abgelehnt hatten, was der
Abgeordnete Franz Duncker mit gutem Humor hervorhob.

Am 19. Dezember wurde über den Haushalt der Reichslande endgültig
beschlossen und das Werk des Reichstages für dieses Jahr beendigt. Am
7. Januar 1875 tritt er wieder zusammen. Er unterbricht seine Thätigkeit
nach angestrengter und fruchtbarer Arbeit in einer sehr merkwürdigen Lage
des Reiches. In einer Lage, die so glänzend ist an Erfolgen der Vergangen¬
heit und an Verheißungen der Zukunft, die vielfach bereits Gestalt gewonnen
Haben, wie noch keine, die aber auch, wenn wir nicht irren, ungewöhnlich
bedrohlich ist. Die Alten sagten: es ist noch weit vom Becher biszur Lippe.


Q--r.


Mit Januar beginnt die Zeitschrift das I. Quartal ihres
34. Jahrgangs, welches durch alle Buchhandlungen und Post-
anstalten des In- und Auslandes zu beziehen ist. Preis pro
Quartal 7 Mark SO Pfennige.
Privatpersonen, gesellige Vereine, Lesegesellschafte",
Kaffeehäuser und Conditoreien werden um gefällige Berücksichtigung
derselben freundlichst gebeten.
Leipzig, im Dezember 1874. Die Berlagshandlung.




Verantwortlich" Redakteur! or. Haus Blum in Leipzig.
Verlag von K. L. Heriig in Leipzig, -- Druck von Hiithcs " Segler in Leipzig.

Viele, die ihm seine Pfade erschweren, namentlich unter den links ge¬
richteten Parteien, rechnen vermuthlich im Stillen, daß ihre eignen Pfeile von
dem Panzer der Unentbehrlichst des Fürsten abprallen. Wenn aber der
Fürst für Deutschlands wahre und gesunde Entwicklung unentbehrlich ist, so
ist er es nicht in dem Sinne, daß ohne ihn keine äußere Regierungsmöglichkeit
bestände. Ein neuer Kanzler, der Friede mit Rom machte, könnte sich aus
dem Centrum und einigen Elementen der jetzt bestehenden conservativen
Parteien eine ausreichende, vielleicht eine stattliche Majorität bilden, und, was
sehr ins Gewicht fällt, eine weit zuverlässigere Majorität als diejenige, welche
dem Fürsten Bismarck zu Gebote steht. Wer diesen Gang der Dinge be¬
fördern will, der mag es auf seine Verantwortung thun. Die Ausrede, nicht
gewußt zu haben, was er that, wird aber Niemanden schützen.

Am 18. December beschloß der Reichstag in einer Abendsitzung endgültig
über das interimistische Banknotengesetz und berieth den Haushalt der un¬
mittelbaren Reichslande zu Ende. Sehr spaßhaft war das Eintreten des
Centrums für eine Landesvertretung in Elsaß-Lothringen, während die Herren
zu Gunsten Mecklenburgs die gleiche Anstrengung abgelehnt hatten, was der
Abgeordnete Franz Duncker mit gutem Humor hervorhob.

Am 19. Dezember wurde über den Haushalt der Reichslande endgültig
beschlossen und das Werk des Reichstages für dieses Jahr beendigt. Am
7. Januar 1875 tritt er wieder zusammen. Er unterbricht seine Thätigkeit
nach angestrengter und fruchtbarer Arbeit in einer sehr merkwürdigen Lage
des Reiches. In einer Lage, die so glänzend ist an Erfolgen der Vergangen¬
heit und an Verheißungen der Zukunft, die vielfach bereits Gestalt gewonnen
Haben, wie noch keine, die aber auch, wenn wir nicht irren, ungewöhnlich
bedrohlich ist. Die Alten sagten: es ist noch weit vom Becher biszur Lippe.


Q—r.


Mit Januar beginnt die Zeitschrift das I. Quartal ihres
34. Jahrgangs, welches durch alle Buchhandlungen und Post-
anstalten des In- und Auslandes zu beziehen ist. Preis pro
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Privatpersonen, gesellige Vereine, Lesegesellschafte»,
Kaffeehäuser und Conditoreien werden um gefällige Berücksichtigung
derselben freundlichst gebeten.
Leipzig, im Dezember 1874. Die Berlagshandlung.




Verantwortlich« Redakteur! or. Haus Blum in Leipzig.
Verlag von K. L. Heriig in Leipzig, — Druck von Hiithcs » Segler in Leipzig.
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[0524] Viele, die ihm seine Pfade erschweren, namentlich unter den links ge¬ richteten Parteien, rechnen vermuthlich im Stillen, daß ihre eignen Pfeile von dem Panzer der Unentbehrlichst des Fürsten abprallen. Wenn aber der Fürst für Deutschlands wahre und gesunde Entwicklung unentbehrlich ist, so ist er es nicht in dem Sinne, daß ohne ihn keine äußere Regierungsmöglichkeit bestände. Ein neuer Kanzler, der Friede mit Rom machte, könnte sich aus dem Centrum und einigen Elementen der jetzt bestehenden conservativen Parteien eine ausreichende, vielleicht eine stattliche Majorität bilden, und, was sehr ins Gewicht fällt, eine weit zuverlässigere Majorität als diejenige, welche dem Fürsten Bismarck zu Gebote steht. Wer diesen Gang der Dinge be¬ fördern will, der mag es auf seine Verantwortung thun. Die Ausrede, nicht gewußt zu haben, was er that, wird aber Niemanden schützen. Am 18. December beschloß der Reichstag in einer Abendsitzung endgültig über das interimistische Banknotengesetz und berieth den Haushalt der un¬ mittelbaren Reichslande zu Ende. Sehr spaßhaft war das Eintreten des Centrums für eine Landesvertretung in Elsaß-Lothringen, während die Herren zu Gunsten Mecklenburgs die gleiche Anstrengung abgelehnt hatten, was der Abgeordnete Franz Duncker mit gutem Humor hervorhob. Am 19. Dezember wurde über den Haushalt der Reichslande endgültig beschlossen und das Werk des Reichstages für dieses Jahr beendigt. Am 7. Januar 1875 tritt er wieder zusammen. Er unterbricht seine Thätigkeit nach angestrengter und fruchtbarer Arbeit in einer sehr merkwürdigen Lage des Reiches. In einer Lage, die so glänzend ist an Erfolgen der Vergangen¬ heit und an Verheißungen der Zukunft, die vielfach bereits Gestalt gewonnen Haben, wie noch keine, die aber auch, wenn wir nicht irren, ungewöhnlich bedrohlich ist. Die Alten sagten: es ist noch weit vom Becher biszur Lippe. Q—r. Mit Januar beginnt die Zeitschrift das I. Quartal ihres 34. Jahrgangs, welches durch alle Buchhandlungen und Post- anstalten des In- und Auslandes zu beziehen ist. Preis pro Quartal 7 Mark SO Pfennige. Privatpersonen, gesellige Vereine, Lesegesellschafte», Kaffeehäuser und Conditoreien werden um gefällige Berücksichtigung derselben freundlichst gebeten. Leipzig, im Dezember 1874. Die Berlagshandlung. Verantwortlich« Redakteur! or. Haus Blum in Leipzig. Verlag von K. L. Heriig in Leipzig, — Druck von Hiithcs » Segler in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359154/524>, abgerufen am 19.05.2024.