Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

zu dem Zeitpunkt, da die.Garde von Amanvillers her eingreifen werde. 'Diese
sollte ihren Bormarsch beschleunigen und das 12. Corps auf Se. Marie aux
Chores vorgehn. In der Folge, als man mit Sicherheit der weiten Aus¬
dehnung des feindlichen rechten Flügels gewiß geworden war, wurde für das
gesammte Garde-Corps Habonville als nächstes Marschziel festgestellt. -- In
zweiter Linie wurde das 10. Corps auf Se. An, das 3. auf Verneville
dirigirt.

Von diesem Ort her tönten um 12 Uhr die ersten Kanonenschüsse
herüber und verkündeten, früher wohl als erwartet war, den Beginn des
Kampfes beim 9. Corps. Das Hauptquartier glaubte in diesem Geschütz¬
donner die erste Einleitung zu dem beabsichtigten umfassenden Angriffe
zu erkennen und befahl dem General v. Steinmetz die starke Front des feind¬
lichen linken Flügels zunächst nur hinhaltend zu beschäftigen.


Schlacht der II. Armee bis S Uhr Nachmittags.
IX. Armee-Corps.

Der Kommandirende des 9. Corps, General v. Manstein, glaubte, wenn
nicht den äußersten, so doch immerhin den rechten Flügel des Feindes gegen¬
über zu haben; er wollte sich unter keinen Umständen den, in der That er¬
langten Vortheil einer Ueberraschung des Feindes entgehen lassen, und bevor
ihn der Gegenbefehl erreichen konnte, ging er unverzüglich und energisch zum
Angriff über. Er begann mit 8 Batterien den Artilleriekampf.

Aber es war nicht der rechte Flügel des Feindes, auf den dieser Angriff
traf, sondern das Centrum, das 4. Corps des Generals Ladmirault. Auch
dessen Nebencorps griffen ein, und die Batterien Manstein's hatten gegen eine
furchtbare Ueberlegenheit an Artillerie und gegen Infanterie-Massenfeuer zu
kämpfen, die um so empfindlicher wirkten, als der Feind hinter Mauern
oder sonst geschützt placirt war, mit dem rechten Flügel die deutsche Position
nahezu umfaßte und überdies aus höher gelegener Stellung focht. Die
Batterien des 9. Corps entbehrten dagegen fast jeder Deckung, und die Her-
Stellung von Einschnitten erwies sich in dem harten Boden als unausführbar.
Die ungeheuere Menge der einschlagenden Geschosse, welche den ganzen Auf¬
stellungsraum der preußischen Artillerie mit Granaten, Shrapnels, Mitrailleusen-
und Chassepot-Kugeln überschüttete, stellte den inneren Halt der Mannschaften
auf eine schwere Probe, die sie jedoch, trotz großer Verluste, glänzend be¬
standen.

Endlich konnte deutsche Infanterie eingreifen. Theile des 1. Bataillons
36. Regts, (Magdeburger Füsiliere) nahmen die Ferne de l'Envie, andere
einen Theil des Bois de la Cusse, wohin zwischen 12 und 1 Uhr nach und
nach die Bataillone des Regts. No. 84 (Schleswiger) folgten. Sie richteten


zu dem Zeitpunkt, da die.Garde von Amanvillers her eingreifen werde. 'Diese
sollte ihren Bormarsch beschleunigen und das 12. Corps auf Se. Marie aux
Chores vorgehn. In der Folge, als man mit Sicherheit der weiten Aus¬
dehnung des feindlichen rechten Flügels gewiß geworden war, wurde für das
gesammte Garde-Corps Habonville als nächstes Marschziel festgestellt. — In
zweiter Linie wurde das 10. Corps auf Se. An, das 3. auf Verneville
dirigirt.

Von diesem Ort her tönten um 12 Uhr die ersten Kanonenschüsse
herüber und verkündeten, früher wohl als erwartet war, den Beginn des
Kampfes beim 9. Corps. Das Hauptquartier glaubte in diesem Geschütz¬
donner die erste Einleitung zu dem beabsichtigten umfassenden Angriffe
zu erkennen und befahl dem General v. Steinmetz die starke Front des feind¬
lichen linken Flügels zunächst nur hinhaltend zu beschäftigen.


Schlacht der II. Armee bis S Uhr Nachmittags.
IX. Armee-Corps.

Der Kommandirende des 9. Corps, General v. Manstein, glaubte, wenn
nicht den äußersten, so doch immerhin den rechten Flügel des Feindes gegen¬
über zu haben; er wollte sich unter keinen Umständen den, in der That er¬
langten Vortheil einer Ueberraschung des Feindes entgehen lassen, und bevor
ihn der Gegenbefehl erreichen konnte, ging er unverzüglich und energisch zum
Angriff über. Er begann mit 8 Batterien den Artilleriekampf.

Aber es war nicht der rechte Flügel des Feindes, auf den dieser Angriff
traf, sondern das Centrum, das 4. Corps des Generals Ladmirault. Auch
dessen Nebencorps griffen ein, und die Batterien Manstein's hatten gegen eine
furchtbare Ueberlegenheit an Artillerie und gegen Infanterie-Massenfeuer zu
kämpfen, die um so empfindlicher wirkten, als der Feind hinter Mauern
oder sonst geschützt placirt war, mit dem rechten Flügel die deutsche Position
nahezu umfaßte und überdies aus höher gelegener Stellung focht. Die
Batterien des 9. Corps entbehrten dagegen fast jeder Deckung, und die Her-
Stellung von Einschnitten erwies sich in dem harten Boden als unausführbar.
Die ungeheuere Menge der einschlagenden Geschosse, welche den ganzen Auf¬
stellungsraum der preußischen Artillerie mit Granaten, Shrapnels, Mitrailleusen-
und Chassepot-Kugeln überschüttete, stellte den inneren Halt der Mannschaften
auf eine schwere Probe, die sie jedoch, trotz großer Verluste, glänzend be¬
standen.

Endlich konnte deutsche Infanterie eingreifen. Theile des 1. Bataillons
36. Regts, (Magdeburger Füsiliere) nahmen die Ferne de l'Envie, andere
einen Theil des Bois de la Cusse, wohin zwischen 12 und 1 Uhr nach und
nach die Bataillone des Regts. No. 84 (Schleswiger) folgten. Sie richteten


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0020" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/132780"/>
            <p xml:id="ID_49" prev="#ID_48"> zu dem Zeitpunkt, da die.Garde von Amanvillers her eingreifen werde. 'Diese<lb/>
sollte ihren Bormarsch beschleunigen und das 12. Corps auf Se. Marie aux<lb/>
Chores vorgehn. In der Folge, als man mit Sicherheit der weiten Aus¬<lb/>
dehnung des feindlichen rechten Flügels gewiß geworden war, wurde für das<lb/>
gesammte Garde-Corps Habonville als nächstes Marschziel festgestellt. &#x2014; In<lb/>
zweiter Linie wurde das 10. Corps auf Se. An, das 3. auf Verneville<lb/>
dirigirt.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_50"> Von diesem Ort her tönten um 12 Uhr die ersten Kanonenschüsse<lb/>
herüber und verkündeten, früher wohl als erwartet war, den Beginn des<lb/>
Kampfes beim 9. Corps. Das Hauptquartier glaubte in diesem Geschütz¬<lb/>
donner die erste Einleitung zu dem beabsichtigten umfassenden Angriffe<lb/>
zu erkennen und befahl dem General v. Steinmetz die starke Front des feind¬<lb/>
lichen linken Flügels zunächst nur hinhaltend zu beschäftigen.</p><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Schlacht der II. Armee bis S Uhr Nachmittags.<lb/>
IX. Armee-Corps.</head><lb/>
            <p xml:id="ID_51"> Der Kommandirende des 9. Corps, General v. Manstein, glaubte, wenn<lb/>
nicht den äußersten, so doch immerhin den rechten Flügel des Feindes gegen¬<lb/>
über zu haben; er wollte sich unter keinen Umständen den, in der That er¬<lb/>
langten Vortheil einer Ueberraschung des Feindes entgehen lassen, und bevor<lb/>
ihn der Gegenbefehl erreichen konnte, ging er unverzüglich und energisch zum<lb/>
Angriff über.  Er begann mit 8 Batterien den Artilleriekampf.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_52"> Aber es war nicht der rechte Flügel des Feindes, auf den dieser Angriff<lb/>
traf, sondern das Centrum, das 4. Corps des Generals Ladmirault. Auch<lb/>
dessen Nebencorps griffen ein, und die Batterien Manstein's hatten gegen eine<lb/>
furchtbare Ueberlegenheit an Artillerie und gegen Infanterie-Massenfeuer zu<lb/>
kämpfen, die um so empfindlicher wirkten, als der Feind hinter Mauern<lb/>
oder sonst geschützt placirt war, mit dem rechten Flügel die deutsche Position<lb/>
nahezu umfaßte und überdies aus höher gelegener Stellung focht. Die<lb/>
Batterien des 9. Corps entbehrten dagegen fast jeder Deckung, und die Her-<lb/>
Stellung von Einschnitten erwies sich in dem harten Boden als unausführbar.<lb/>
Die ungeheuere Menge der einschlagenden Geschosse, welche den ganzen Auf¬<lb/>
stellungsraum der preußischen Artillerie mit Granaten, Shrapnels, Mitrailleusen-<lb/>
und Chassepot-Kugeln überschüttete, stellte den inneren Halt der Mannschaften<lb/>
auf eine schwere Probe, die sie jedoch, trotz großer Verluste, glänzend be¬<lb/>
standen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_53" next="#ID_54"> Endlich konnte deutsche Infanterie eingreifen. Theile des 1. Bataillons<lb/>
36. Regts, (Magdeburger Füsiliere) nahmen die Ferne de l'Envie, andere<lb/>
einen Theil des Bois de la Cusse, wohin zwischen 12 und 1 Uhr nach und<lb/>
nach die Bataillone des Regts. No. 84 (Schleswiger) folgten.  Sie richteten</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0020] zu dem Zeitpunkt, da die.Garde von Amanvillers her eingreifen werde. 'Diese sollte ihren Bormarsch beschleunigen und das 12. Corps auf Se. Marie aux Chores vorgehn. In der Folge, als man mit Sicherheit der weiten Aus¬ dehnung des feindlichen rechten Flügels gewiß geworden war, wurde für das gesammte Garde-Corps Habonville als nächstes Marschziel festgestellt. — In zweiter Linie wurde das 10. Corps auf Se. An, das 3. auf Verneville dirigirt. Von diesem Ort her tönten um 12 Uhr die ersten Kanonenschüsse herüber und verkündeten, früher wohl als erwartet war, den Beginn des Kampfes beim 9. Corps. Das Hauptquartier glaubte in diesem Geschütz¬ donner die erste Einleitung zu dem beabsichtigten umfassenden Angriffe zu erkennen und befahl dem General v. Steinmetz die starke Front des feind¬ lichen linken Flügels zunächst nur hinhaltend zu beschäftigen. Schlacht der II. Armee bis S Uhr Nachmittags. IX. Armee-Corps. Der Kommandirende des 9. Corps, General v. Manstein, glaubte, wenn nicht den äußersten, so doch immerhin den rechten Flügel des Feindes gegen¬ über zu haben; er wollte sich unter keinen Umständen den, in der That er¬ langten Vortheil einer Ueberraschung des Feindes entgehen lassen, und bevor ihn der Gegenbefehl erreichen konnte, ging er unverzüglich und energisch zum Angriff über. Er begann mit 8 Batterien den Artilleriekampf. Aber es war nicht der rechte Flügel des Feindes, auf den dieser Angriff traf, sondern das Centrum, das 4. Corps des Generals Ladmirault. Auch dessen Nebencorps griffen ein, und die Batterien Manstein's hatten gegen eine furchtbare Ueberlegenheit an Artillerie und gegen Infanterie-Massenfeuer zu kämpfen, die um so empfindlicher wirkten, als der Feind hinter Mauern oder sonst geschützt placirt war, mit dem rechten Flügel die deutsche Position nahezu umfaßte und überdies aus höher gelegener Stellung focht. Die Batterien des 9. Corps entbehrten dagegen fast jeder Deckung, und die Her- Stellung von Einschnitten erwies sich in dem harten Boden als unausführbar. Die ungeheuere Menge der einschlagenden Geschosse, welche den ganzen Auf¬ stellungsraum der preußischen Artillerie mit Granaten, Shrapnels, Mitrailleusen- und Chassepot-Kugeln überschüttete, stellte den inneren Halt der Mannschaften auf eine schwere Probe, die sie jedoch, trotz großer Verluste, glänzend be¬ standen. Endlich konnte deutsche Infanterie eingreifen. Theile des 1. Bataillons 36. Regts, (Magdeburger Füsiliere) nahmen die Ferne de l'Envie, andere einen Theil des Bois de la Cusse, wohin zwischen 12 und 1 Uhr nach und nach die Bataillone des Regts. No. 84 (Schleswiger) folgten. Sie richteten

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957/20
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957/20>, abgerufen am 06.05.2024.