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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.

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Brigade und einige Batterien des 3, Corps verstärkt, die Stellung zwischen
dem Vois des Genivaux und Habonville. In der Mitte hatte das Garde-
Corps eine Division bei Ste. Marie und eine Infanterie-Brigade bei Se. An
versammelt. Auf dem linken Flügel befand sich das 12. Corps und zwar
zunächst Ste. Marie die 47. Brigade in Reserve, während die übrigen Theile
des Corps sich bei Arboue versammelten, von wo aus die Umgehungskolonnen
sich bereits auf Roneourt und Mantois in Bewegung gesetzt hatten. -- Vor
dieser Schlachtstellung war eine ungeheuere Artillerie-Linie aufgefahren. Vor
dem 9. Corps standen 19 Batterien mit 106 Geschützen im Feuer, vor der
Garde und den Sachsen 24 Batterien mit 144 Geschützen -- eine gewaltige
Kraftentfaltung, der gegenüber die weit schwächere französische Artillerie fast
ganz verstummt war, um ihr Feuer für den bevorstehenden Angriff des deut¬
schen Fußvolks aufzusparen. -- Hinter der ersten Linie der Schlachtordnung
stand zur Unterstützung des 9. Corps bei Verneville das 3. Corps mit der
ö. Kavallerie-Division bereit; als Rückhalt des linken Flügels massirte sich
hinter Batilly das 10. Corps und die S. Kavallerie-Division.

Es handelte sich nun darum, den Augenblick abzuwarten, in welchem die
Umgehung des rechten Flügels der Franzosen durch den linken Flügel des
sächsischen Armee-Corps wirksam werde, und in dieser Erwartung trat bei der
II. Armee um die fünfte Nachmittagsstunde eine allgemeine Gefechtspause ein,
welche nur durch hinhaltendes Artilleriefeuer ausgefüllt wurde.


M. I.

(Fortsetzung folgt.)




Historische Wriefe.
Erster Brief.

Sie wünschen, verehrter Freund, den neuen Jahrgang der Grenzboten
eröffnet zu sehen mit einer Erörterung, die schon lange denselben zugedacht
war. Sie mahnen mit Recht an die Einlösung wiederholt gemachter Ver¬
sprechungen. Und in der That, wie heute die Stimmung in den Kreisen ist,
an welche wir in diesen Blättern uns wenden, dürfte es wohl zeitgemäß sein
über den Zustand der geschichtlichen Studien in Deutschland, über die wich¬
tigsten Aufgaben und Probleme, mit denen unsere Historiker befaßt sind, über
die jüngste Entwickelung und Leistungen unserer deutschen Geschichtsschreibung
orientirend und zusammenfassend zu reden.

In dem Interesse der Menschen nehmen ja heute die Arbeiten der G"
schichtswissenschafr eine sehr hervorragende Stelle ein. Wie einstens die Theo-


Brigade und einige Batterien des 3, Corps verstärkt, die Stellung zwischen
dem Vois des Genivaux und Habonville. In der Mitte hatte das Garde-
Corps eine Division bei Ste. Marie und eine Infanterie-Brigade bei Se. An
versammelt. Auf dem linken Flügel befand sich das 12. Corps und zwar
zunächst Ste. Marie die 47. Brigade in Reserve, während die übrigen Theile
des Corps sich bei Arboue versammelten, von wo aus die Umgehungskolonnen
sich bereits auf Roneourt und Mantois in Bewegung gesetzt hatten. — Vor
dieser Schlachtstellung war eine ungeheuere Artillerie-Linie aufgefahren. Vor
dem 9. Corps standen 19 Batterien mit 106 Geschützen im Feuer, vor der
Garde und den Sachsen 24 Batterien mit 144 Geschützen — eine gewaltige
Kraftentfaltung, der gegenüber die weit schwächere französische Artillerie fast
ganz verstummt war, um ihr Feuer für den bevorstehenden Angriff des deut¬
schen Fußvolks aufzusparen. — Hinter der ersten Linie der Schlachtordnung
stand zur Unterstützung des 9. Corps bei Verneville das 3. Corps mit der
ö. Kavallerie-Division bereit; als Rückhalt des linken Flügels massirte sich
hinter Batilly das 10. Corps und die S. Kavallerie-Division.

Es handelte sich nun darum, den Augenblick abzuwarten, in welchem die
Umgehung des rechten Flügels der Franzosen durch den linken Flügel des
sächsischen Armee-Corps wirksam werde, und in dieser Erwartung trat bei der
II. Armee um die fünfte Nachmittagsstunde eine allgemeine Gefechtspause ein,
welche nur durch hinhaltendes Artilleriefeuer ausgefüllt wurde.


M. I.

(Fortsetzung folgt.)




Historische Wriefe.
Erster Brief.

Sie wünschen, verehrter Freund, den neuen Jahrgang der Grenzboten
eröffnet zu sehen mit einer Erörterung, die schon lange denselben zugedacht
war. Sie mahnen mit Recht an die Einlösung wiederholt gemachter Ver¬
sprechungen. Und in der That, wie heute die Stimmung in den Kreisen ist,
an welche wir in diesen Blättern uns wenden, dürfte es wohl zeitgemäß sein
über den Zustand der geschichtlichen Studien in Deutschland, über die wich¬
tigsten Aufgaben und Probleme, mit denen unsere Historiker befaßt sind, über
die jüngste Entwickelung und Leistungen unserer deutschen Geschichtsschreibung
orientirend und zusammenfassend zu reden.

In dem Interesse der Menschen nehmen ja heute die Arbeiten der G»
schichtswissenschafr eine sehr hervorragende Stelle ein. Wie einstens die Theo-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957/27>, abgerufen am 06.05.2024.