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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.

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trieb der neuen Minen begonnen hat. Dann weiß man, was da ist, was
nicht. Und dann -- ist es glücklicherweise zu spät, daß unsre Landsleute
drüben vom Schwarzwalde und der rauhen Alp herniedersteigen oder von
der Weichselniederung zu See gehen, um in dem neuen Silberlaut hier eine
R. Fülle -- furchtbarer Enttäuschungen zu finden.




Vom preußischen Landtag.

Das Abgeordnetenhaus hat in den Sitzungen dieser Woche theils erste
Lesungen vorgenommen, theils kleine technische Gesetze durch die drei Stadien
der Berathung hindurchgeführt. Zur ersten Berathung stand unter Anderem
der Staatshaushalt für 1873, welcher die unvermeidliche große Rede des Hrn.
Eugen Richter über alle Richtungen der Staatsverwaltung herbeiführte. Die
Gesetzgebung regelt indeß in unsern Tagen so oft und so schnell große Gegen¬
stände durch neue Normen, daß die gelegentliche parlamentarische Erörterung
großer und kleiner Dinge übergangen werden muß. Wir wollen erwarten,
ob die von Herrn Richter wiederum angeregten Fragen, sei es bei der Einzel¬
berathung des Haushalts, sei es bei andern Gelegenheiten zu positiven Be¬
schlüssen führen.

Wir könnten mit dieser kurzen Erwähnung der Gegenstände dieser Woche
unserer Berichterstattung genügen, wenn nicht die überaus wichtigen Vorlagen
zur Umgestaltung der preußischen Verwaltung, welche dem Landtag zugegangen
find, zu einem vorläufig orientirenden Wort aufforderten. Diese Vorlagen
bestehen in einem Gesetzentwurf zur Ausstattung der Provinzen mit Provin-
zialfonds; in einer neuen Provinzialordnung für die Provinzen Preußen.
Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen, welchem Entwurf ein Plan
über die Neugestaltung der gesammten Staatsverwaltung beigegeben ist; in
einem Gesetzentwurf über die Verfassung der Verwaltungsgerichte und das
Verwaltungsstreitverfahren; in einem Gesetzentwurf über die Errichtung einer
Provinz Berlin, endlich in einem Gesetzentwurf über die Bedingungen der Be¬
fähigung zum höheren Verwaltungsdienst.

Das wichtigste dieser Gesetze ist die Provinzialordnung, welche gegen die
nicht zur Berathung gelangte Vorlage über denselben Gegenstand aus der
Session von 1873 -- 74 ganz wesentlich verändert worden. Die erste Be¬
rathung dieser Gesetze soll am 9. Februar ihren Anfang nehmen. In allen


trieb der neuen Minen begonnen hat. Dann weiß man, was da ist, was
nicht. Und dann — ist es glücklicherweise zu spät, daß unsre Landsleute
drüben vom Schwarzwalde und der rauhen Alp herniedersteigen oder von
der Weichselniederung zu See gehen, um in dem neuen Silberlaut hier eine
R. Fülle — furchtbarer Enttäuschungen zu finden.




Vom preußischen Landtag.

Das Abgeordnetenhaus hat in den Sitzungen dieser Woche theils erste
Lesungen vorgenommen, theils kleine technische Gesetze durch die drei Stadien
der Berathung hindurchgeführt. Zur ersten Berathung stand unter Anderem
der Staatshaushalt für 1873, welcher die unvermeidliche große Rede des Hrn.
Eugen Richter über alle Richtungen der Staatsverwaltung herbeiführte. Die
Gesetzgebung regelt indeß in unsern Tagen so oft und so schnell große Gegen¬
stände durch neue Normen, daß die gelegentliche parlamentarische Erörterung
großer und kleiner Dinge übergangen werden muß. Wir wollen erwarten,
ob die von Herrn Richter wiederum angeregten Fragen, sei es bei der Einzel¬
berathung des Haushalts, sei es bei andern Gelegenheiten zu positiven Be¬
schlüssen führen.

Wir könnten mit dieser kurzen Erwähnung der Gegenstände dieser Woche
unserer Berichterstattung genügen, wenn nicht die überaus wichtigen Vorlagen
zur Umgestaltung der preußischen Verwaltung, welche dem Landtag zugegangen
find, zu einem vorläufig orientirenden Wort aufforderten. Diese Vorlagen
bestehen in einem Gesetzentwurf zur Ausstattung der Provinzen mit Provin-
zialfonds; in einer neuen Provinzialordnung für die Provinzen Preußen.
Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen, welchem Entwurf ein Plan
über die Neugestaltung der gesammten Staatsverwaltung beigegeben ist; in
einem Gesetzentwurf über die Verfassung der Verwaltungsgerichte und das
Verwaltungsstreitverfahren; in einem Gesetzentwurf über die Errichtung einer
Provinz Berlin, endlich in einem Gesetzentwurf über die Bedingungen der Be¬
fähigung zum höheren Verwaltungsdienst.

Das wichtigste dieser Gesetze ist die Provinzialordnung, welche gegen die
nicht zur Berathung gelangte Vorlage über denselben Gegenstand aus der
Session von 1873 — 74 ganz wesentlich verändert worden. Die erste Be¬
rathung dieser Gesetze soll am 9. Februar ihren Anfang nehmen. In allen


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[0279] trieb der neuen Minen begonnen hat. Dann weiß man, was da ist, was nicht. Und dann — ist es glücklicherweise zu spät, daß unsre Landsleute drüben vom Schwarzwalde und der rauhen Alp herniedersteigen oder von der Weichselniederung zu See gehen, um in dem neuen Silberlaut hier eine R. Fülle — furchtbarer Enttäuschungen zu finden. Vom preußischen Landtag. Das Abgeordnetenhaus hat in den Sitzungen dieser Woche theils erste Lesungen vorgenommen, theils kleine technische Gesetze durch die drei Stadien der Berathung hindurchgeführt. Zur ersten Berathung stand unter Anderem der Staatshaushalt für 1873, welcher die unvermeidliche große Rede des Hrn. Eugen Richter über alle Richtungen der Staatsverwaltung herbeiführte. Die Gesetzgebung regelt indeß in unsern Tagen so oft und so schnell große Gegen¬ stände durch neue Normen, daß die gelegentliche parlamentarische Erörterung großer und kleiner Dinge übergangen werden muß. Wir wollen erwarten, ob die von Herrn Richter wiederum angeregten Fragen, sei es bei der Einzel¬ berathung des Haushalts, sei es bei andern Gelegenheiten zu positiven Be¬ schlüssen führen. Wir könnten mit dieser kurzen Erwähnung der Gegenstände dieser Woche unserer Berichterstattung genügen, wenn nicht die überaus wichtigen Vorlagen zur Umgestaltung der preußischen Verwaltung, welche dem Landtag zugegangen find, zu einem vorläufig orientirenden Wort aufforderten. Diese Vorlagen bestehen in einem Gesetzentwurf zur Ausstattung der Provinzen mit Provin- zialfonds; in einer neuen Provinzialordnung für die Provinzen Preußen. Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen, welchem Entwurf ein Plan über die Neugestaltung der gesammten Staatsverwaltung beigegeben ist; in einem Gesetzentwurf über die Verfassung der Verwaltungsgerichte und das Verwaltungsstreitverfahren; in einem Gesetzentwurf über die Errichtung einer Provinz Berlin, endlich in einem Gesetzentwurf über die Bedingungen der Be¬ fähigung zum höheren Verwaltungsdienst. Das wichtigste dieser Gesetze ist die Provinzialordnung, welche gegen die nicht zur Berathung gelangte Vorlage über denselben Gegenstand aus der Session von 1873 — 74 ganz wesentlich verändert worden. Die erste Be¬ rathung dieser Gesetze soll am 9. Februar ihren Anfang nehmen. In allen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957/279>, abgerufen am 06.05.2024.