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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.

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Verfasser seinen Lesern nachzusehen hat, sowie es ein neuer Beweis ist, daß
der Mund übergeht, wenn das Herz voll ist. Ich sing damit an, mich zu
entschuldigen, daß ich nichts sagen wolle und bin schon weiter in den Text
gekommen als billig. Nun will ich aber schließen und nur mich Ihrem Wohl¬
wollen und meine Liebhabereien Ihrer Vorsorge empfohlen haben."


2. Schiller's Adel.

Die erste Anregung zur Verleihung eines Adelsdiploms an Schiller gab
der Herzog Carl August, bereits unter dem 2. Juni 1802, indem er sich
an den Grafen Stadion nach Berlin wandte und den Wunsch aussprach,
dem in Weimar lebenden Gelehrten und Schriftsteller Friedrich Schiller eine
persönliche Ehrenauszeichnung gönnen zu wollen. Graf Stadion stellte schon
in seinem Schreiben vom 8. Juni dem Herzog in Aussicht, daß die Verleihung
des Neichsadels, nach den Verhandlungen mit dem Fürsten von Colloredo zu
urtheilen, keiner Schwierigkeit unterliegen würde, und gab anheim, daß der
Herzog seinen Reichsagenten zu Wien über die weiter mit dem Neichsvize-
kanzler einzuleitenden Verhandlungen, namentlich wegen der Formalien des
Adelsdiploms als auch wegen der deßhalb erwachsenden Kosten instruiren
möge. Die sofort bei dem weimarischen Neichsagenten eingeleiteten Verhand¬
lungen erzielten auch die Zusage des kaiserlichen geheimen Neichsreferentcn
Freiherrn v. Frank, daß er demnächst neben anderem bei dem Kaiser über die
erwünschte Erhebung Schiller's in den Reichsadelsstand referiren werde und
man wünschte nur, um die Narrata des Diploms den ausgezeichneten
Verdiensten des Hofraths Schiller -- zumal um die Literatur recht anpassend
einzurichten, einige nähere "Anhandgebung" von dessen Lebenslaufe und
besonders von dessen vorzüglichsten Arbeiten, soweit davon im Diplome
Erwähnung gethan werden könne, zu erhalten. Als zweiter Wunsch wurde
die Fixirung des zu verleihenden Wappens hervor gehoben.

Schiller war inmittelst von der projectirten Standeserhöhung in Kenntniß
gesetzt wurden und gab in dem folgenden Briefe an den Geheimen Rath
Voigt"), der insbesondere die Correspondenz leitete, folgenden Wunsch zu
erkennen.

"Indem ich Ihnen. Verehrtester, den Schmeitz^) und Trier mit verbind¬
lichsten Dank zurücksende, wiederhohl (8le) ich Ihnen meine Bitte, daß Sie
Selbst das Wappen huaestionis nach Ihrem eigenen Gutdünken bestimmen




Vergl. Palleökc, Schiller's Leben 1l. 554, der kurz die Frage berührend mit uns über¬
einstimmt.
") Es ist jedenfalls Schmeizcl's Einleitung zur Wappcnlchre gemeint. Das Buch von
Trier ist die Einleitung zur Wappenkunst und unter Spener's Werk durste wohl dessen ^us
imblivum zu verstehen sein. Es ist ganz interessant, wie Voigt und Schiller ihre Studien
über die Frage betrieben.

Verfasser seinen Lesern nachzusehen hat, sowie es ein neuer Beweis ist, daß
der Mund übergeht, wenn das Herz voll ist. Ich sing damit an, mich zu
entschuldigen, daß ich nichts sagen wolle und bin schon weiter in den Text
gekommen als billig. Nun will ich aber schließen und nur mich Ihrem Wohl¬
wollen und meine Liebhabereien Ihrer Vorsorge empfohlen haben."


2. Schiller's Adel.

Die erste Anregung zur Verleihung eines Adelsdiploms an Schiller gab
der Herzog Carl August, bereits unter dem 2. Juni 1802, indem er sich
an den Grafen Stadion nach Berlin wandte und den Wunsch aussprach,
dem in Weimar lebenden Gelehrten und Schriftsteller Friedrich Schiller eine
persönliche Ehrenauszeichnung gönnen zu wollen. Graf Stadion stellte schon
in seinem Schreiben vom 8. Juni dem Herzog in Aussicht, daß die Verleihung
des Neichsadels, nach den Verhandlungen mit dem Fürsten von Colloredo zu
urtheilen, keiner Schwierigkeit unterliegen würde, und gab anheim, daß der
Herzog seinen Reichsagenten zu Wien über die weiter mit dem Neichsvize-
kanzler einzuleitenden Verhandlungen, namentlich wegen der Formalien des
Adelsdiploms als auch wegen der deßhalb erwachsenden Kosten instruiren
möge. Die sofort bei dem weimarischen Neichsagenten eingeleiteten Verhand¬
lungen erzielten auch die Zusage des kaiserlichen geheimen Neichsreferentcn
Freiherrn v. Frank, daß er demnächst neben anderem bei dem Kaiser über die
erwünschte Erhebung Schiller's in den Reichsadelsstand referiren werde und
man wünschte nur, um die Narrata des Diploms den ausgezeichneten
Verdiensten des Hofraths Schiller — zumal um die Literatur recht anpassend
einzurichten, einige nähere „Anhandgebung" von dessen Lebenslaufe und
besonders von dessen vorzüglichsten Arbeiten, soweit davon im Diplome
Erwähnung gethan werden könne, zu erhalten. Als zweiter Wunsch wurde
die Fixirung des zu verleihenden Wappens hervor gehoben.

Schiller war inmittelst von der projectirten Standeserhöhung in Kenntniß
gesetzt wurden und gab in dem folgenden Briefe an den Geheimen Rath
Voigt"), der insbesondere die Correspondenz leitete, folgenden Wunsch zu
erkennen.

„Indem ich Ihnen. Verehrtester, den Schmeitz^) und Trier mit verbind¬
lichsten Dank zurücksende, wiederhohl (8le) ich Ihnen meine Bitte, daß Sie
Selbst das Wappen huaestionis nach Ihrem eigenen Gutdünken bestimmen




Vergl. Palleökc, Schiller's Leben 1l. 554, der kurz die Frage berührend mit uns über¬
einstimmt.
") Es ist jedenfalls Schmeizcl's Einleitung zur Wappcnlchre gemeint. Das Buch von
Trier ist die Einleitung zur Wappenkunst und unter Spener's Werk durste wohl dessen ^us
imblivum zu verstehen sein. Es ist ganz interessant, wie Voigt und Schiller ihre Studien
über die Frage betrieben.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957/492>, abgerufen am 07.05.2024.