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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band.

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einem derselben befand ich mich in einer Gegend, wo die Bäume blaue Blätter
hatten und der Himmel grasgrün war. Die Sonne ging im Westen auf
und sah wie das Siegel der Großloge der deutschen Ott Fellows aus. Aber
an der Stelle, wo die Dame mit dem Schwert gesessen, saß -- ja er war es
wirklich und leibhaftig, wie ihn Cruikshank gezeichnet -- der würdige Mr.
Pickwick. Ueber seinem Haupte schwebte eine wirkliche Bretzel, und über dieser
wieder statt des Adlers ein andrer Vogel,, von dem ich nicht wußte, wie er
sich nannte. Das Auge über dem Allen aber lächelte gemüthlicher und ver¬
gnügter wie je.

Den Traum werden sich die Leser selbst deuten. Nur der Vogel wird
ihnen, wie anfangs mir, dunkel bleiben. Der vorhin erwähnte Freund in¬
deß wußte auch hier ohne Verzug Rath; denn er er weiß Vieles, fast Alles.
Ich hatte ihm den Vogel kaum beschrieben, als er mir schon sagte, daß es
kein anderer sein könne als -- nun rathen Sie einmal, meine Würd.
O. M., resp. Hauptpatr., Beamten und Brüder der I. O, O. F. -- ein
Gimpel.

Ja. ja, ein Gimpel, sagte der böse Mensch. Abscheulich! Nicht wahr?


Verax.


Zur Keform unserer öffentlichen Bibliotheken.
3.

In zwei Artikeln (Ur. 10 und 12) habe ich die Bedürfnißfrage der
Bibliothekrcform erörtert und die Zielpunkte der Reform festzustellen gesucht.
Seitdem war es angemessen, eine abwartende Stellung einzunehmen, um die
Meinung der Fachgenossen über die behandelten Fragen zu vernehmen und
zu hören, ob sich Widerspruch erheben würde. Letzteres ist nicht geschehen.
Im Gegentheil darf mit Genugthuung constatirt werden, daß von eompetenter
Seite meine Ausführungen als "beherzigenswerthe" und als solche bezeichnet
worden sind, welche "auf den Beifall aller Sachkenner mit Sicherheit rechnen
können"*). Ist also anzunehmen, daß Bedürfniß wie Ziele der Reform an-
erkannt werden, so fragt sich noch, wie die Reform durchzusetzen und wie,
Wenn durchgesetzt, aufrecht zu erhalten wäre.

Auch in dieser Frage handelt es sich zunächst wieder um Prüfung eines
Borschlages, der von anderer Seite ausgegangen ist. Die Erfolge der Wander¬
versammlungen von Vertretern einzelner Wissenschaftsgebiete haben die Idee
angeregt, hievon eine Anwendung auf das Bibliothekwesen zu machen. Dem-



') .Grenzboten" Ur. 14, Seite 40.

einem derselben befand ich mich in einer Gegend, wo die Bäume blaue Blätter
hatten und der Himmel grasgrün war. Die Sonne ging im Westen auf
und sah wie das Siegel der Großloge der deutschen Ott Fellows aus. Aber
an der Stelle, wo die Dame mit dem Schwert gesessen, saß — ja er war es
wirklich und leibhaftig, wie ihn Cruikshank gezeichnet — der würdige Mr.
Pickwick. Ueber seinem Haupte schwebte eine wirkliche Bretzel, und über dieser
wieder statt des Adlers ein andrer Vogel,, von dem ich nicht wußte, wie er
sich nannte. Das Auge über dem Allen aber lächelte gemüthlicher und ver¬
gnügter wie je.

Den Traum werden sich die Leser selbst deuten. Nur der Vogel wird
ihnen, wie anfangs mir, dunkel bleiben. Der vorhin erwähnte Freund in¬
deß wußte auch hier ohne Verzug Rath; denn er er weiß Vieles, fast Alles.
Ich hatte ihm den Vogel kaum beschrieben, als er mir schon sagte, daß es
kein anderer sein könne als — nun rathen Sie einmal, meine Würd.
O. M., resp. Hauptpatr., Beamten und Brüder der I. O, O. F. — ein
Gimpel.

Ja. ja, ein Gimpel, sagte der böse Mensch. Abscheulich! Nicht wahr?


Verax.


Zur Keform unserer öffentlichen Bibliotheken.
3.

In zwei Artikeln (Ur. 10 und 12) habe ich die Bedürfnißfrage der
Bibliothekrcform erörtert und die Zielpunkte der Reform festzustellen gesucht.
Seitdem war es angemessen, eine abwartende Stellung einzunehmen, um die
Meinung der Fachgenossen über die behandelten Fragen zu vernehmen und
zu hören, ob sich Widerspruch erheben würde. Letzteres ist nicht geschehen.
Im Gegentheil darf mit Genugthuung constatirt werden, daß von eompetenter
Seite meine Ausführungen als „beherzigenswerthe" und als solche bezeichnet
worden sind, welche „auf den Beifall aller Sachkenner mit Sicherheit rechnen
können"*). Ist also anzunehmen, daß Bedürfniß wie Ziele der Reform an-
erkannt werden, so fragt sich noch, wie die Reform durchzusetzen und wie,
Wenn durchgesetzt, aufrecht zu erhalten wäre.

Auch in dieser Frage handelt es sich zunächst wieder um Prüfung eines
Borschlages, der von anderer Seite ausgegangen ist. Die Erfolge der Wander¬
versammlungen von Vertretern einzelner Wissenschaftsgebiete haben die Idee
angeregt, hievon eine Anwendung auf das Bibliothekwesen zu machen. Dem-



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[0223] einem derselben befand ich mich in einer Gegend, wo die Bäume blaue Blätter hatten und der Himmel grasgrün war. Die Sonne ging im Westen auf und sah wie das Siegel der Großloge der deutschen Ott Fellows aus. Aber an der Stelle, wo die Dame mit dem Schwert gesessen, saß — ja er war es wirklich und leibhaftig, wie ihn Cruikshank gezeichnet — der würdige Mr. Pickwick. Ueber seinem Haupte schwebte eine wirkliche Bretzel, und über dieser wieder statt des Adlers ein andrer Vogel,, von dem ich nicht wußte, wie er sich nannte. Das Auge über dem Allen aber lächelte gemüthlicher und ver¬ gnügter wie je. Den Traum werden sich die Leser selbst deuten. Nur der Vogel wird ihnen, wie anfangs mir, dunkel bleiben. Der vorhin erwähnte Freund in¬ deß wußte auch hier ohne Verzug Rath; denn er er weiß Vieles, fast Alles. Ich hatte ihm den Vogel kaum beschrieben, als er mir schon sagte, daß es kein anderer sein könne als — nun rathen Sie einmal, meine Würd. O. M., resp. Hauptpatr., Beamten und Brüder der I. O, O. F. — ein Gimpel. Ja. ja, ein Gimpel, sagte der böse Mensch. Abscheulich! Nicht wahr? Verax. Zur Keform unserer öffentlichen Bibliotheken. 3. In zwei Artikeln (Ur. 10 und 12) habe ich die Bedürfnißfrage der Bibliothekrcform erörtert und die Zielpunkte der Reform festzustellen gesucht. Seitdem war es angemessen, eine abwartende Stellung einzunehmen, um die Meinung der Fachgenossen über die behandelten Fragen zu vernehmen und zu hören, ob sich Widerspruch erheben würde. Letzteres ist nicht geschehen. Im Gegentheil darf mit Genugthuung constatirt werden, daß von eompetenter Seite meine Ausführungen als „beherzigenswerthe" und als solche bezeichnet worden sind, welche „auf den Beifall aller Sachkenner mit Sicherheit rechnen können"*). Ist also anzunehmen, daß Bedürfniß wie Ziele der Reform an- erkannt werden, so fragt sich noch, wie die Reform durchzusetzen und wie, Wenn durchgesetzt, aufrecht zu erhalten wäre. Auch in dieser Frage handelt es sich zunächst wieder um Prüfung eines Borschlages, der von anderer Seite ausgegangen ist. Die Erfolge der Wander¬ versammlungen von Vertretern einzelner Wissenschaftsgebiete haben die Idee angeregt, hievon eine Anwendung auf das Bibliothekwesen zu machen. Dem- ') .Grenzboten" Ur. 14, Seite 40.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134976/223>, abgerufen am 07.05.2024.