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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band.

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Die englischen Universitäten.*)
Von I. Schipper. I. '

Zu einer richtigen Beurtheilung der gegenwärtig bestehenden Verhältnisse
der beiden englischen National-Universitäten Oxford und Cambridge, wie sie
mit Ausschluß der übrigen Universitäten und Akademien Großbritanniens,
welche entweder mit den beiden genannten Hochschulen oder, wie die schotti¬
schen, mit den unsrigen mehr oder weniger Aehnlichkeit haben, hier skizzirt
werden sollen, sind zunächst einige Andeutungen in Betreff ihrer Geschichte
durchaus nothwendig.

Zuverlässige Nachrichten über die englischen Universitäten gehen nicht
weiter hinauf, als bis in den Anfang des dreizehnten Jahrhunderts.

Zur Zeit der Königin Elisabeth brach ein Streit aus zwischen Oxford
und Cambridge wegen des höheren Alters, der lange Zeit mit ebenso großer
Heftigkeit, als Kritiklosigkeit fortgeführt wurde. Aus einer damals neu ver¬
anstalteten Ausgabe der Biographie König Alfred's von Asser nach einer
früher unbenützten Handschrift suchten die Oxforder zu beweisen, daß ihre
Universität mindestens schon zur Zeit jenes Königs bestanden habe, daß er
dort neue Schulen gegründet habe und sogar einmal genöthigt gewesen sei,
einen Streit unter den Professoren, von denen einer mit dem bezeichnenden
Namen Grimbald erwähnt wird, schlichten zu müssen. Trotz des Anscheins
von Wahrheit, den dieser letzte Umstand jener Behauptung verleihen könnte,
-- denn leider sind wohl von jeher Universität und Profesforengezänk unzer¬
trennliche Begriffe gewesen, -- ist es doch mehr wie wahrscheinlich, daß die
Oxforder, wie R. Pauli meint (König Alfred von N. Pauli. Berlin, 1851



Der Verf.
') Diese Abhandlung wurde im Februar 1872 in Königsberg zum Besten des Stivcndien-
fonds für Studirende vor einem größeren Publikum vorgetragen. Ich bringe sie hier mit eini¬
gen durch den Druck bedingten Abänderungen aber ohne Rücksichtnahme auf die einzelnen
unbedeutenden Universitäts-Reformen und Reformvorschläge, von denen inzwischen englische
Zeitschriften, wie das Athenaeum und Saturday Review berichteten, zumal da das Schlußurtheil
über die englischen Universitäten dadurch schwerlich irgendwie alterirt werden dürfte.
Grenzvoten II. l875. H
Die englischen Universitäten.*)
Von I. Schipper. I. '

Zu einer richtigen Beurtheilung der gegenwärtig bestehenden Verhältnisse
der beiden englischen National-Universitäten Oxford und Cambridge, wie sie
mit Ausschluß der übrigen Universitäten und Akademien Großbritanniens,
welche entweder mit den beiden genannten Hochschulen oder, wie die schotti¬
schen, mit den unsrigen mehr oder weniger Aehnlichkeit haben, hier skizzirt
werden sollen, sind zunächst einige Andeutungen in Betreff ihrer Geschichte
durchaus nothwendig.

Zuverlässige Nachrichten über die englischen Universitäten gehen nicht
weiter hinauf, als bis in den Anfang des dreizehnten Jahrhunderts.

Zur Zeit der Königin Elisabeth brach ein Streit aus zwischen Oxford
und Cambridge wegen des höheren Alters, der lange Zeit mit ebenso großer
Heftigkeit, als Kritiklosigkeit fortgeführt wurde. Aus einer damals neu ver¬
anstalteten Ausgabe der Biographie König Alfred's von Asser nach einer
früher unbenützten Handschrift suchten die Oxforder zu beweisen, daß ihre
Universität mindestens schon zur Zeit jenes Königs bestanden habe, daß er
dort neue Schulen gegründet habe und sogar einmal genöthigt gewesen sei,
einen Streit unter den Professoren, von denen einer mit dem bezeichnenden
Namen Grimbald erwähnt wird, schlichten zu müssen. Trotz des Anscheins
von Wahrheit, den dieser letzte Umstand jener Behauptung verleihen könnte,
— denn leider sind wohl von jeher Universität und Profesforengezänk unzer¬
trennliche Begriffe gewesen, — ist es doch mehr wie wahrscheinlich, daß die
Oxforder, wie R. Pauli meint (König Alfred von N. Pauli. Berlin, 1851



Der Verf.
') Diese Abhandlung wurde im Februar 1872 in Königsberg zum Besten des Stivcndien-
fonds für Studirende vor einem größeren Publikum vorgetragen. Ich bringe sie hier mit eini¬
gen durch den Druck bedingten Abänderungen aber ohne Rücksichtnahme auf die einzelnen
unbedeutenden Universitäts-Reformen und Reformvorschläge, von denen inzwischen englische
Zeitschriften, wie das Athenaeum und Saturday Review berichteten, zumal da das Schlußurtheil
über die englischen Universitäten dadurch schwerlich irgendwie alterirt werden dürfte.
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[0085] Die englischen Universitäten.*) Von I. Schipper. I. ' Zu einer richtigen Beurtheilung der gegenwärtig bestehenden Verhältnisse der beiden englischen National-Universitäten Oxford und Cambridge, wie sie mit Ausschluß der übrigen Universitäten und Akademien Großbritanniens, welche entweder mit den beiden genannten Hochschulen oder, wie die schotti¬ schen, mit den unsrigen mehr oder weniger Aehnlichkeit haben, hier skizzirt werden sollen, sind zunächst einige Andeutungen in Betreff ihrer Geschichte durchaus nothwendig. Zuverlässige Nachrichten über die englischen Universitäten gehen nicht weiter hinauf, als bis in den Anfang des dreizehnten Jahrhunderts. Zur Zeit der Königin Elisabeth brach ein Streit aus zwischen Oxford und Cambridge wegen des höheren Alters, der lange Zeit mit ebenso großer Heftigkeit, als Kritiklosigkeit fortgeführt wurde. Aus einer damals neu ver¬ anstalteten Ausgabe der Biographie König Alfred's von Asser nach einer früher unbenützten Handschrift suchten die Oxforder zu beweisen, daß ihre Universität mindestens schon zur Zeit jenes Königs bestanden habe, daß er dort neue Schulen gegründet habe und sogar einmal genöthigt gewesen sei, einen Streit unter den Professoren, von denen einer mit dem bezeichnenden Namen Grimbald erwähnt wird, schlichten zu müssen. Trotz des Anscheins von Wahrheit, den dieser letzte Umstand jener Behauptung verleihen könnte, — denn leider sind wohl von jeher Universität und Profesforengezänk unzer¬ trennliche Begriffe gewesen, — ist es doch mehr wie wahrscheinlich, daß die Oxforder, wie R. Pauli meint (König Alfred von N. Pauli. Berlin, 1851 Der Verf. ') Diese Abhandlung wurde im Februar 1872 in Königsberg zum Besten des Stivcndien- fonds für Studirende vor einem größeren Publikum vorgetragen. Ich bringe sie hier mit eini¬ gen durch den Druck bedingten Abänderungen aber ohne Rücksichtnahme auf die einzelnen unbedeutenden Universitäts-Reformen und Reformvorschläge, von denen inzwischen englische Zeitschriften, wie das Athenaeum und Saturday Review berichteten, zumal da das Schlußurtheil über die englischen Universitäten dadurch schwerlich irgendwie alterirt werden dürfte. Grenzvoten II. l875. H

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134976/85>, abgerufen am 07.05.2024.