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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band.

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Da ist ferner des Straßburger Professors Kraus "Kunst und Alter¬
thum in Elsaß-Lothringen", eine Art encyclopädischen Werkes, wovon bis
jetzt erst der 1. Band (von A -- O) erschienen ist und das seine Entstehung
hauptsächlich der Initiative des Ober-Präsidenten v. Möller zu verdanken
hat, welcher die dazu erforderlichen, ziemlich bedeutenden Geldmittel bereit¬
willigst aus Landesfonds zur Verfügung gestellt und den Professor kurz nach
seiner Berufung an die Spitze der reichsländischen Verwaltung mit der Samm¬
lung, Jnventarisirung und Herausgabe des vorhandenen Materials beauf¬
tragt hat. Letzterer hat sich dieser gewiß sauren und schwierigen Aufgabe
mit ebensoviel Eifer als Talent unterzogen und in diesem von ihm als "be¬
scheidenen ersten Versuch" bezeichneten Buche ein Werk geliefert, welches den
Stempel der Meisterschaft an der Stirne trägt.

Um nicht zu weitläufig zu werden, führe ich von folgenden in französischer
Sprache erschienenen Werken nur die Titel und Verfasser an: Rene' Minard:
"Kunst in Elsaß-Lothringen"; Charles Girard: "Die elsässischen Künstler
im Mittelalter"; Ch. Hatzwiller: "Nusvs as Lotmar" -- ein hübsches Vade-
mecum für dieses an alterthümlichen Schätzen überaus reiche Museum,
welches auch einige neue, höchst interessante Aufschlüsse über das Leben des
Cvlmarer Malers Martin Schongauer (1420 -- 1488) giebt -- "von
/t. wegen seiner Kunst Hipsch Martin genannt".




Literatur.

Der Tag nach dem Tode oder das zukünftige Leben nach den Forschungen
der Wissenschaft von Louis Figuier. Deutsche autorisirte Ausgabe, übersetzt
von M. Busch. Leipzig. Verlagsbuchhandlung von I. I. Weber. 1876.

Die alte Hamletsfrage: Sein oder Nichtsein nach dem letzten Athemzuge,
persönliche Fortdauer oder Erlöschen des Geistes und Verwehen des stofflichen
Theiles unseres Wesens in die allein unvergängliche Materie, ist für die
Gläubigen gelöst. Die Wissenschaft streitet sich noch über sie, und kein Theil
läßt sich von dem andern überzeugen, weil in der That keiner bis jetzt voll¬
kommen genügende und unwiderlegbare Gründe für seine Ansicht von der
Sache vorzubringen im Stande war. Die theologischen Beweise für die
Unsterblichkeit sind längst als werthlos erkannt, die Beweise der materialisti¬
schen Naturforschung sehen auf den ersten Blick besser aus, bei näherer Be¬
trachtung finden wir aber, daß sie mehr oder minder oberflächlicher Natur
sind, und daß hinter und unter den Stellen, von wo sie hergenommen sind,


Da ist ferner des Straßburger Professors Kraus „Kunst und Alter¬
thum in Elsaß-Lothringen", eine Art encyclopädischen Werkes, wovon bis
jetzt erst der 1. Band (von A — O) erschienen ist und das seine Entstehung
hauptsächlich der Initiative des Ober-Präsidenten v. Möller zu verdanken
hat, welcher die dazu erforderlichen, ziemlich bedeutenden Geldmittel bereit¬
willigst aus Landesfonds zur Verfügung gestellt und den Professor kurz nach
seiner Berufung an die Spitze der reichsländischen Verwaltung mit der Samm¬
lung, Jnventarisirung und Herausgabe des vorhandenen Materials beauf¬
tragt hat. Letzterer hat sich dieser gewiß sauren und schwierigen Aufgabe
mit ebensoviel Eifer als Talent unterzogen und in diesem von ihm als „be¬
scheidenen ersten Versuch" bezeichneten Buche ein Werk geliefert, welches den
Stempel der Meisterschaft an der Stirne trägt.

Um nicht zu weitläufig zu werden, führe ich von folgenden in französischer
Sprache erschienenen Werken nur die Titel und Verfasser an: Rene' Minard:
„Kunst in Elsaß-Lothringen"; Charles Girard: „Die elsässischen Künstler
im Mittelalter"; Ch. Hatzwiller: „Nusvs as Lotmar" — ein hübsches Vade-
mecum für dieses an alterthümlichen Schätzen überaus reiche Museum,
welches auch einige neue, höchst interessante Aufschlüsse über das Leben des
Cvlmarer Malers Martin Schongauer (1420 — 1488) giebt — „von
/t. wegen seiner Kunst Hipsch Martin genannt".




Literatur.

Der Tag nach dem Tode oder das zukünftige Leben nach den Forschungen
der Wissenschaft von Louis Figuier. Deutsche autorisirte Ausgabe, übersetzt
von M. Busch. Leipzig. Verlagsbuchhandlung von I. I. Weber. 1876.

Die alte Hamletsfrage: Sein oder Nichtsein nach dem letzten Athemzuge,
persönliche Fortdauer oder Erlöschen des Geistes und Verwehen des stofflichen
Theiles unseres Wesens in die allein unvergängliche Materie, ist für die
Gläubigen gelöst. Die Wissenschaft streitet sich noch über sie, und kein Theil
läßt sich von dem andern überzeugen, weil in der That keiner bis jetzt voll¬
kommen genügende und unwiderlegbare Gründe für seine Ansicht von der
Sache vorzubringen im Stande war. Die theologischen Beweise für die
Unsterblichkeit sind längst als werthlos erkannt, die Beweise der materialisti¬
schen Naturforschung sehen auf den ersten Blick besser aus, bei näherer Be¬
trachtung finden wir aber, daß sie mehr oder minder oberflächlicher Natur
sind, und daß hinter und unter den Stellen, von wo sie hergenommen sind,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157636/246>, abgerufen am 04.05.2024.