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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band.

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weist Gumprecht in schlichter, leidenschaftsloser Auseinandersetzung und mit
zwingender Ueberzeugungsgewalt das Unkünstlerische und Widerspruchsvolle
in Wagner's "Kunstwerk der Zukunft" nach und zeigt da. wo die Seite der
gläubigen Wagnerianer die höchste Stufe der Bollendung zu sehen meint,
den completen Verfall. Wir empfehlen allen, die nicht zu völlig blinden An¬
betern der Wagner'schen Scheingröße gehören und überhaupt den guten Wil¬
len haben, Lehre anzunehmen, die Gumprecht'schen Aufsätze, die zugleich durch
eine ungewöhnlich edle, gewählte und feingeschltffene Diction sich auszeichnen,
zu sorgfältigem Studium. Für musikalisch gebildete Frauen ist das Buch
ein sehr schönes Geschenk.




Line "Antwort.

Wir haben in Ur. 17, S. 156 in der Sache Fleischer contra Mommsen
u. A. die Frage aufgeworfen, wie letzterer sein Vorgehen im Abgeordneten¬
hause zu Berlin in dem Briefe, den er Fleischer zwischen dessen erster und
zweiter Erklärung im "Leipziger Tageblatte" geschrieben hat, bezeichnet haben
möge. Von guter Seite her erhalten wir darauf eine uns nicht überraschende
Antwort in der Zusendung der prägnantesten Stellen dieses Briefes. Die¬
selben lauten:

......Natürlich wußte ich sehr wohl, daß Sie persönlich an den Dingen
so unschuldig sind wie ich; und wenn ich Ihren Namen in dieser Verbindung
nannte, so ist es eben darum geschehen, weil die meines Erachtens evidente
Blanc, da sie doch nun einmal getragen werden muß, noch am leidlichsten
von einer Körperschaft getragen werden kann, und Ihr Name, in diesem die
eigentlich persönliche Verantwortlichkeit ausschließendem Zusammenhange, am
ersten die Leute still macht. Ihnen kann es, ich will nicht sagen, gleichgiltig,
aber doch erträglich sein, daß auf Ihren und Ihrer Gesellschaft Namen hin
gesündigt wird. * * * wollte ich nicht nennen, und ich denke, Sie geben
mir darin Recht. Solche Dinge sind schlimm. Das Publikum will sein
Opfer haben, und man kann nicht mehr thun als der Sache die möglichst
leidliche Wendung geben". . . .

Von derselben Seite wird uns "ausdrücklich und nachdrücklich" versichert,
"daß Fletscher in der ganzen Ankaufsangelegenheit niemals auch nur ein
Wort weiter geäußert hat, als das, was er als sein Votum vom 28. Juli 1872
(von uns in Ur. 17 mitgetheilt) abgab."

Wir denken, hiermit ist so ziemlich alles gesagt, was zu sagen war, und
auch unsre erste Frage ist durch den Mommsenschen Brief erledigt -- ob
zur Ehre des Herrn Professor Mommsen, steht auf einem andern Blatte.
'

Er hat mit seiner Beschuldigung Fleischers im preußischen Abgeordneten¬
hause wissentlich und absichtlich vor Deutschland, vor ganz Europa die Un¬
wahrheit gesagt, auf deutsch -- gelogen!




Verantwortlicher Redakteur: or. Haus Blum in Leipzig.
Verlag von F. L. Herbig in Leipzig. -- Druck von Hüthel " Hrrrmann in Leipzig.

weist Gumprecht in schlichter, leidenschaftsloser Auseinandersetzung und mit
zwingender Ueberzeugungsgewalt das Unkünstlerische und Widerspruchsvolle
in Wagner's „Kunstwerk der Zukunft" nach und zeigt da. wo die Seite der
gläubigen Wagnerianer die höchste Stufe der Bollendung zu sehen meint,
den completen Verfall. Wir empfehlen allen, die nicht zu völlig blinden An¬
betern der Wagner'schen Scheingröße gehören und überhaupt den guten Wil¬
len haben, Lehre anzunehmen, die Gumprecht'schen Aufsätze, die zugleich durch
eine ungewöhnlich edle, gewählte und feingeschltffene Diction sich auszeichnen,
zu sorgfältigem Studium. Für musikalisch gebildete Frauen ist das Buch
ein sehr schönes Geschenk.




Line "Antwort.

Wir haben in Ur. 17, S. 156 in der Sache Fleischer contra Mommsen
u. A. die Frage aufgeworfen, wie letzterer sein Vorgehen im Abgeordneten¬
hause zu Berlin in dem Briefe, den er Fleischer zwischen dessen erster und
zweiter Erklärung im „Leipziger Tageblatte" geschrieben hat, bezeichnet haben
möge. Von guter Seite her erhalten wir darauf eine uns nicht überraschende
Antwort in der Zusendung der prägnantesten Stellen dieses Briefes. Die¬
selben lauten:

......Natürlich wußte ich sehr wohl, daß Sie persönlich an den Dingen
so unschuldig sind wie ich; und wenn ich Ihren Namen in dieser Verbindung
nannte, so ist es eben darum geschehen, weil die meines Erachtens evidente
Blanc, da sie doch nun einmal getragen werden muß, noch am leidlichsten
von einer Körperschaft getragen werden kann, und Ihr Name, in diesem die
eigentlich persönliche Verantwortlichkeit ausschließendem Zusammenhange, am
ersten die Leute still macht. Ihnen kann es, ich will nicht sagen, gleichgiltig,
aber doch erträglich sein, daß auf Ihren und Ihrer Gesellschaft Namen hin
gesündigt wird. * * * wollte ich nicht nennen, und ich denke, Sie geben
mir darin Recht. Solche Dinge sind schlimm. Das Publikum will sein
Opfer haben, und man kann nicht mehr thun als der Sache die möglichst
leidliche Wendung geben". . . .

Von derselben Seite wird uns „ausdrücklich und nachdrücklich" versichert,
„daß Fletscher in der ganzen Ankaufsangelegenheit niemals auch nur ein
Wort weiter geäußert hat, als das, was er als sein Votum vom 28. Juli 1872
(von uns in Ur. 17 mitgetheilt) abgab."

Wir denken, hiermit ist so ziemlich alles gesagt, was zu sagen war, und
auch unsre erste Frage ist durch den Mommsenschen Brief erledigt — ob
zur Ehre des Herrn Professor Mommsen, steht auf einem andern Blatte.
'

Er hat mit seiner Beschuldigung Fleischers im preußischen Abgeordneten¬
hause wissentlich und absichtlich vor Deutschland, vor ganz Europa die Un¬
wahrheit gesagt, auf deutsch — gelogen!




Verantwortlicher Redakteur: or. Haus Blum in Leipzig.
Verlag von F. L. Herbig in Leipzig. — Druck von Hüthel « Hrrrmann in Leipzig.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157638/204>, abgerufen am 07.05.2024.