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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band.

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Zeit Gewissen zu nennen pflegen. Wir meinen allerdings, daß es eine Forde¬
rung der Sittlichkeit ist -- das Wort "ganz im landläufigen Sinne" genommen,
-- daß man, ehe man über Judenthum, Christenthum, Heidenthum, Griechen
und Römer, deutsche Philosophie u. s. w. öffentlich in einem für das große
Publikum bestimmten Buche urtheilt, über jedes dieser Dinge eines, auch mehrere
anerkannte Bücher studire. Daß dieß der Verfasser dieses "bahnbrechenden
Werkes" nicht gethan, glauben wir hinlänglich bewiesen zu haben, und wenn
dieser Beweis H. v. H. oder seinen Freunden nicht genügt, so find wir er¬
bötig, sofern sie uns in einem ihrer Organe den Raum gönnen wollen, binnen
kürzester Frist die doppelte Zahl obiger Beispiele von Druck-, Sinn-, Sprach-,
Schreib- und Sachfehlern zur Verfügung zu stellen. Das Buch, welches sein
Verfasser Herrn E. Häckel gewidmet hat, dem wir diese Ehre nicht beneiden,
erscheint, wie wir hören, bereits in zweiter -- sogar vermehrter -- Auflage:
um so mehr schien es uns Pflicht, darauf hinzuweisen, daß, wer in demselben
eine irgendwie brauchbare Geschichte der Kultur oder auch nur überhaupt eine
ernsthafte, wissenschaftliche Leistung zu finden erwartete, sich getäuscht sehen
würde. Unsere kritischen Blätter, auch die Fachblätter, aber möchten wir bei
dieser Gelegenheit in aller Bescheidenheit gebeten haben, den Gründungen aus
literarischem Gebiet etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken, als gegenwärtig
zu geschehen scheint. Es fehlt auch in Deutschland nicht an solchen, welche
werthlose Scherben als moabitische Alterthümer verkaufen.


O. Jäger.


Der Kriegsschauplatz im Südosten.

Wir geben im Folgenden zunächst einen Ueberblick über die Verhältnisse
der drei südslavischen Länder, welche gegen die Pforte die Waffen ergriffen
haben, wobei wir das, was in dem Artikel "Bosnien und die Bosnier" ge¬
sagt ist, theils ergänzen und berichtigen, theils, als den Lesern bekannt, über¬
gehen. Als Hauptquelle, aus der wir dabei schöpfen, nennen wir den soeben
erschienenen sechsten Jahrgang der von der geographisch-statistischen Ab¬
theilung des großen Generalstabes herausgegebenen Schrift: "Neues aus
d er Geographie, Kartographie und Statistik Europas und
seiner Kolonien", die in Berlin bei Mittler und Sohn herauskommt, und
die wir als sehr instructiv (vgl. Literatur) hierdurch warm empfohlen haben wollen.

Serbien ist größtentheils ein Gebirgsland. Dicht bewaldete Höhen
durchkreuzen es in verschiedenen Richtungen. Der Hauptkamm dieser Berge


Zeit Gewissen zu nennen pflegen. Wir meinen allerdings, daß es eine Forde¬
rung der Sittlichkeit ist — das Wort „ganz im landläufigen Sinne" genommen,
— daß man, ehe man über Judenthum, Christenthum, Heidenthum, Griechen
und Römer, deutsche Philosophie u. s. w. öffentlich in einem für das große
Publikum bestimmten Buche urtheilt, über jedes dieser Dinge eines, auch mehrere
anerkannte Bücher studire. Daß dieß der Verfasser dieses „bahnbrechenden
Werkes" nicht gethan, glauben wir hinlänglich bewiesen zu haben, und wenn
dieser Beweis H. v. H. oder seinen Freunden nicht genügt, so find wir er¬
bötig, sofern sie uns in einem ihrer Organe den Raum gönnen wollen, binnen
kürzester Frist die doppelte Zahl obiger Beispiele von Druck-, Sinn-, Sprach-,
Schreib- und Sachfehlern zur Verfügung zu stellen. Das Buch, welches sein
Verfasser Herrn E. Häckel gewidmet hat, dem wir diese Ehre nicht beneiden,
erscheint, wie wir hören, bereits in zweiter — sogar vermehrter — Auflage:
um so mehr schien es uns Pflicht, darauf hinzuweisen, daß, wer in demselben
eine irgendwie brauchbare Geschichte der Kultur oder auch nur überhaupt eine
ernsthafte, wissenschaftliche Leistung zu finden erwartete, sich getäuscht sehen
würde. Unsere kritischen Blätter, auch die Fachblätter, aber möchten wir bei
dieser Gelegenheit in aller Bescheidenheit gebeten haben, den Gründungen aus
literarischem Gebiet etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken, als gegenwärtig
zu geschehen scheint. Es fehlt auch in Deutschland nicht an solchen, welche
werthlose Scherben als moabitische Alterthümer verkaufen.


O. Jäger.


Der Kriegsschauplatz im Südosten.

Wir geben im Folgenden zunächst einen Ueberblick über die Verhältnisse
der drei südslavischen Länder, welche gegen die Pforte die Waffen ergriffen
haben, wobei wir das, was in dem Artikel „Bosnien und die Bosnier" ge¬
sagt ist, theils ergänzen und berichtigen, theils, als den Lesern bekannt, über¬
gehen. Als Hauptquelle, aus der wir dabei schöpfen, nennen wir den soeben
erschienenen sechsten Jahrgang der von der geographisch-statistischen Ab¬
theilung des großen Generalstabes herausgegebenen Schrift: „Neues aus
d er Geographie, Kartographie und Statistik Europas und
seiner Kolonien", die in Berlin bei Mittler und Sohn herauskommt, und
die wir als sehr instructiv (vgl. Literatur) hierdurch warm empfohlen haben wollen.

Serbien ist größtentheils ein Gebirgsland. Dicht bewaldete Höhen
durchkreuzen es in verschiedenen Richtungen. Der Hauptkamm dieser Berge


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[0142] Zeit Gewissen zu nennen pflegen. Wir meinen allerdings, daß es eine Forde¬ rung der Sittlichkeit ist — das Wort „ganz im landläufigen Sinne" genommen, — daß man, ehe man über Judenthum, Christenthum, Heidenthum, Griechen und Römer, deutsche Philosophie u. s. w. öffentlich in einem für das große Publikum bestimmten Buche urtheilt, über jedes dieser Dinge eines, auch mehrere anerkannte Bücher studire. Daß dieß der Verfasser dieses „bahnbrechenden Werkes" nicht gethan, glauben wir hinlänglich bewiesen zu haben, und wenn dieser Beweis H. v. H. oder seinen Freunden nicht genügt, so find wir er¬ bötig, sofern sie uns in einem ihrer Organe den Raum gönnen wollen, binnen kürzester Frist die doppelte Zahl obiger Beispiele von Druck-, Sinn-, Sprach-, Schreib- und Sachfehlern zur Verfügung zu stellen. Das Buch, welches sein Verfasser Herrn E. Häckel gewidmet hat, dem wir diese Ehre nicht beneiden, erscheint, wie wir hören, bereits in zweiter — sogar vermehrter — Auflage: um so mehr schien es uns Pflicht, darauf hinzuweisen, daß, wer in demselben eine irgendwie brauchbare Geschichte der Kultur oder auch nur überhaupt eine ernsthafte, wissenschaftliche Leistung zu finden erwartete, sich getäuscht sehen würde. Unsere kritischen Blätter, auch die Fachblätter, aber möchten wir bei dieser Gelegenheit in aller Bescheidenheit gebeten haben, den Gründungen aus literarischem Gebiet etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken, als gegenwärtig zu geschehen scheint. Es fehlt auch in Deutschland nicht an solchen, welche werthlose Scherben als moabitische Alterthümer verkaufen. O. Jäger. Der Kriegsschauplatz im Südosten. Wir geben im Folgenden zunächst einen Ueberblick über die Verhältnisse der drei südslavischen Länder, welche gegen die Pforte die Waffen ergriffen haben, wobei wir das, was in dem Artikel „Bosnien und die Bosnier" ge¬ sagt ist, theils ergänzen und berichtigen, theils, als den Lesern bekannt, über¬ gehen. Als Hauptquelle, aus der wir dabei schöpfen, nennen wir den soeben erschienenen sechsten Jahrgang der von der geographisch-statistischen Ab¬ theilung des großen Generalstabes herausgegebenen Schrift: „Neues aus d er Geographie, Kartographie und Statistik Europas und seiner Kolonien", die in Berlin bei Mittler und Sohn herauskommt, und die wir als sehr instructiv (vgl. Literatur) hierdurch warm empfohlen haben wollen. Serbien ist größtentheils ein Gebirgsland. Dicht bewaldete Höhen durchkreuzen es in verschiedenen Richtungen. Der Hauptkamm dieser Berge

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157684/142>, abgerufen am 18.04.2024.