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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band.

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Jas Lesen Wacaulay's*).

Seit Jahren ist in England kein Buch erschienen, welches so ungetheilten
Begeisterungssturm erregt hat wie die Biographie des großen Prosaikers.
Redners und Staatsmanns Macaulay von seinem Neffen, dem Parlaments¬
mitgliede Trevelyan. Die Engländer haben mit den "I^its ana I^tters" ein
ganz besonderes Genre der Lebensbeschreibung erfunden; sie erreichen damit
den bei Biographien doppelt angenehmen Zweck, einen genauen Einblick in
die eigene Schöpfungswerkstätte des Helden zu thun, ihn in seiner ge¬
heimsten Arbeit zu belauschen -- und gleichzeitig die Lücken, die der Zufall
hat entstehen lassen, durch die sachkundige Hand eines mit dem Helden in
naher Berührung gewesenen einsichtsvollen Biographen ausgefüllt zu sehen.
Diese Darstellung des Lebens eines der größten englischen Prosaiker und
Historiker hat in vieler Beziehung Ähnlichkeit mit der bekannten oder doch
vielgenannten Biographie Byron's von Thomas Moore, nur daß der selbst¬
gefällige Moore bei weitem nicht an Unparteilichkeit und schriftstellerischer
Delicatesse sich mit Trevelyan messen kann, dem freilich seine Offenherzigkeit
sehr erleichtert wird durch das spiegelklare und fleckenlose Leben des Oheims.
In England wird dies Werk sehr bald zu den Lwvüarä-dvoKs zählen,
welche in keiner halbwegs guten Familienbibliothek fehlen dürfen, und auch
das deutsche Publikum dürfte sich veranlaßt sehen, dem Buche seine regste
Theilnahme zu schenken, angesichts der außerordentlichen Verbreitung der
Schriften Macaulay's, namentlich seiner "Essays".

Das Leben des großen Schriftstellers macht in der vorliegenden Dar¬
stellung tiefen Eindruck, es zwingt jeden Leser zu bewundernder Anerkennung
der ungewöhnlichen Fülle dieser Thätigkeit.



*) Ids Iiiks aun I^stters ok I^orü Nsosulsv bx dis usplisv <A. 0. Lrkvklvao,
^ (In der Tauchnitz-Edition vol. 1S7t --1S74). 1876.
Grenzboten III. 1876. 21
Jas Lesen Wacaulay's*).

Seit Jahren ist in England kein Buch erschienen, welches so ungetheilten
Begeisterungssturm erregt hat wie die Biographie des großen Prosaikers.
Redners und Staatsmanns Macaulay von seinem Neffen, dem Parlaments¬
mitgliede Trevelyan. Die Engländer haben mit den „I^its ana I^tters» ein
ganz besonderes Genre der Lebensbeschreibung erfunden; sie erreichen damit
den bei Biographien doppelt angenehmen Zweck, einen genauen Einblick in
die eigene Schöpfungswerkstätte des Helden zu thun, ihn in seiner ge¬
heimsten Arbeit zu belauschen — und gleichzeitig die Lücken, die der Zufall
hat entstehen lassen, durch die sachkundige Hand eines mit dem Helden in
naher Berührung gewesenen einsichtsvollen Biographen ausgefüllt zu sehen.
Diese Darstellung des Lebens eines der größten englischen Prosaiker und
Historiker hat in vieler Beziehung Ähnlichkeit mit der bekannten oder doch
vielgenannten Biographie Byron's von Thomas Moore, nur daß der selbst¬
gefällige Moore bei weitem nicht an Unparteilichkeit und schriftstellerischer
Delicatesse sich mit Trevelyan messen kann, dem freilich seine Offenherzigkeit
sehr erleichtert wird durch das spiegelklare und fleckenlose Leben des Oheims.
In England wird dies Werk sehr bald zu den Lwvüarä-dvoKs zählen,
welche in keiner halbwegs guten Familienbibliothek fehlen dürfen, und auch
das deutsche Publikum dürfte sich veranlaßt sehen, dem Buche seine regste
Theilnahme zu schenken, angesichts der außerordentlichen Verbreitung der
Schriften Macaulay's, namentlich seiner „Essays".

Das Leben des großen Schriftstellers macht in der vorliegenden Dar¬
stellung tiefen Eindruck, es zwingt jeden Leser zu bewundernder Anerkennung
der ungewöhnlichen Fülle dieser Thätigkeit.



*) Ids Iiiks aun I^stters ok I^orü Nsosulsv bx dis usplisv <A. 0. Lrkvklvao,
^ (In der Tauchnitz-Edition vol. 1S7t —1S74). 1876.
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[0169] Jas Lesen Wacaulay's*). Seit Jahren ist in England kein Buch erschienen, welches so ungetheilten Begeisterungssturm erregt hat wie die Biographie des großen Prosaikers. Redners und Staatsmanns Macaulay von seinem Neffen, dem Parlaments¬ mitgliede Trevelyan. Die Engländer haben mit den „I^its ana I^tters» ein ganz besonderes Genre der Lebensbeschreibung erfunden; sie erreichen damit den bei Biographien doppelt angenehmen Zweck, einen genauen Einblick in die eigene Schöpfungswerkstätte des Helden zu thun, ihn in seiner ge¬ heimsten Arbeit zu belauschen — und gleichzeitig die Lücken, die der Zufall hat entstehen lassen, durch die sachkundige Hand eines mit dem Helden in naher Berührung gewesenen einsichtsvollen Biographen ausgefüllt zu sehen. Diese Darstellung des Lebens eines der größten englischen Prosaiker und Historiker hat in vieler Beziehung Ähnlichkeit mit der bekannten oder doch vielgenannten Biographie Byron's von Thomas Moore, nur daß der selbst¬ gefällige Moore bei weitem nicht an Unparteilichkeit und schriftstellerischer Delicatesse sich mit Trevelyan messen kann, dem freilich seine Offenherzigkeit sehr erleichtert wird durch das spiegelklare und fleckenlose Leben des Oheims. In England wird dies Werk sehr bald zu den Lwvüarä-dvoKs zählen, welche in keiner halbwegs guten Familienbibliothek fehlen dürfen, und auch das deutsche Publikum dürfte sich veranlaßt sehen, dem Buche seine regste Theilnahme zu schenken, angesichts der außerordentlichen Verbreitung der Schriften Macaulay's, namentlich seiner „Essays". Das Leben des großen Schriftstellers macht in der vorliegenden Dar¬ stellung tiefen Eindruck, es zwingt jeden Leser zu bewundernder Anerkennung der ungewöhnlichen Fülle dieser Thätigkeit. *) Ids Iiiks aun I^stters ok I^orü Nsosulsv bx dis usplisv <A. 0. Lrkvklvao, ^ (In der Tauchnitz-Edition vol. 1S7t —1S74). 1876. Grenzboten III. 1876. 21

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157684/169>, abgerufen am 05.05.2024.