Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Wie ist das möglich gewesen? Wo ist das Actenstück geblieben ? Die Basen
sind dann gekauft. Mit diesem Geschäfte steht der Ankauf der sogenannten
Moabitica um 17,000 Thaler in keiner Verbindung, bei ihm ist Fleischer
gar nicht betheiligt; es durfte daher jener Antrag mit Fleischer's Unterschrift
auch ohne jene Eingabe zu des zweiten Ankaufs Rechtfertigung von Mommsen
gar nicht herangezogen werden. Es wäre ja doch, von jenen paar (unechten)
Inschriften und Vasen auf die Echtheit dieser Masse Plunders zu schließen,
gegen alle Regeln der Kritik und eine außer aller Berechnung liegende
Uebereilung."

Bei der Anklage Fleischer's durch Herrn M. handelte es sich um Ver¬
dunkelung des Umstandes, daß der G. O. Regierungsrath und Akademiker
Justus Olshausen (der vor einigen Wochen Professor Fleischer eine Ent¬
schuldigungsvisite machte) einer der Hauptschuldigen beim Ankauf der Pfeudo-
moabitica gewesen war. Sollte bei den Unwahrheiten, welche der Artikel
der Pr. Jahrb. über die Jenenser brachte, außer der moralischen Entrüstung
und dem Reformatoreneifer über gewisse Ungehörigkeiten etwa auch noch --
-- etwa pro äomo mit untergelaufen sein? Wir behalten uns vor. diese
Manchem vielleicht dunkle Vermuthung später auszuführen.




Aus dem Hagebuche Karl Kaffer's von Kasserstein,
mitgetheilt von R. Bergan.

Den 22. Aug. 1816 kam ich auf der engl. Fregate Tagus in dem Hafen
der Insel Milo an. Durch die engl. Zeitung Galignanis Messenger mit
der kürzt. stattgehabten Auffindung der Spuren eines ant. Theaters zu Milo,
bekannt gemacht, suchte ich den 23, diese Ruine auf. Ich schiffte mich am
nehmlichen Tag von der Fregate aus, da der Commandant Mstr. Dundas
anstatt nach Athen zu gehen, durch die hier erhaltene Nachricht der Expe¬
dition des Lords Exmouth gegen Algier, es für nöthig fand, eiligst nach
Malta zu steuern. Ich nahm bey dem engl. Vene-Consul in dem ohnweit
über den Ruinen des Theaters gelegenen Castros Quartier.

Ich benutzte die ersten Tage meines Aufenthaltes mich mit den Spuren
der hiesigen Alterthümer durch Inspektion und Zeichnungen bekannter zu.
machen, und meine Begierde, eine genaue Untersuchung der Ruinen des Thea¬
ters zu machen wurde dadurch vermehrt.


Wie ist das möglich gewesen? Wo ist das Actenstück geblieben ? Die Basen
sind dann gekauft. Mit diesem Geschäfte steht der Ankauf der sogenannten
Moabitica um 17,000 Thaler in keiner Verbindung, bei ihm ist Fleischer
gar nicht betheiligt; es durfte daher jener Antrag mit Fleischer's Unterschrift
auch ohne jene Eingabe zu des zweiten Ankaufs Rechtfertigung von Mommsen
gar nicht herangezogen werden. Es wäre ja doch, von jenen paar (unechten)
Inschriften und Vasen auf die Echtheit dieser Masse Plunders zu schließen,
gegen alle Regeln der Kritik und eine außer aller Berechnung liegende
Uebereilung."

Bei der Anklage Fleischer's durch Herrn M. handelte es sich um Ver¬
dunkelung des Umstandes, daß der G. O. Regierungsrath und Akademiker
Justus Olshausen (der vor einigen Wochen Professor Fleischer eine Ent¬
schuldigungsvisite machte) einer der Hauptschuldigen beim Ankauf der Pfeudo-
moabitica gewesen war. Sollte bei den Unwahrheiten, welche der Artikel
der Pr. Jahrb. über die Jenenser brachte, außer der moralischen Entrüstung
und dem Reformatoreneifer über gewisse Ungehörigkeiten etwa auch noch —
— etwa pro äomo mit untergelaufen sein? Wir behalten uns vor. diese
Manchem vielleicht dunkle Vermuthung später auszuführen.




Aus dem Hagebuche Karl Kaffer's von Kasserstein,
mitgetheilt von R. Bergan.

Den 22. Aug. 1816 kam ich auf der engl. Fregate Tagus in dem Hafen
der Insel Milo an. Durch die engl. Zeitung Galignanis Messenger mit
der kürzt. stattgehabten Auffindung der Spuren eines ant. Theaters zu Milo,
bekannt gemacht, suchte ich den 23, diese Ruine auf. Ich schiffte mich am
nehmlichen Tag von der Fregate aus, da der Commandant Mstr. Dundas
anstatt nach Athen zu gehen, durch die hier erhaltene Nachricht der Expe¬
dition des Lords Exmouth gegen Algier, es für nöthig fand, eiligst nach
Malta zu steuern. Ich nahm bey dem engl. Vene-Consul in dem ohnweit
über den Ruinen des Theaters gelegenen Castros Quartier.

Ich benutzte die ersten Tage meines Aufenthaltes mich mit den Spuren
der hiesigen Alterthümer durch Inspektion und Zeichnungen bekannter zu.
machen, und meine Begierde, eine genaue Untersuchung der Ruinen des Thea¬
ters zu machen wurde dadurch vermehrt.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0277" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/136388"/>
          <p xml:id="ID_690" prev="#ID_689"> Wie ist das möglich gewesen? Wo ist das Actenstück geblieben ? Die Basen<lb/>
sind dann gekauft. Mit diesem Geschäfte steht der Ankauf der sogenannten<lb/>
Moabitica um 17,000 Thaler in keiner Verbindung, bei ihm ist Fleischer<lb/>
gar nicht betheiligt; es durfte daher jener Antrag mit Fleischer's Unterschrift<lb/>
auch ohne jene Eingabe zu des zweiten Ankaufs Rechtfertigung von Mommsen<lb/>
gar nicht herangezogen werden. Es wäre ja doch, von jenen paar (unechten)<lb/>
Inschriften und Vasen auf die Echtheit dieser Masse Plunders zu schließen,<lb/>
gegen alle Regeln der Kritik und eine außer aller Berechnung liegende<lb/>
Uebereilung."</p><lb/>
          <p xml:id="ID_691"> Bei der Anklage Fleischer's durch Herrn M. handelte es sich um Ver¬<lb/>
dunkelung des Umstandes, daß der G. O. Regierungsrath und Akademiker<lb/>
Justus Olshausen (der vor einigen Wochen Professor Fleischer eine Ent¬<lb/>
schuldigungsvisite machte) einer der Hauptschuldigen beim Ankauf der Pfeudo-<lb/>
moabitica gewesen war. Sollte bei den Unwahrheiten, welche der Artikel<lb/>
der Pr. Jahrb. über die Jenenser brachte, außer der moralischen Entrüstung<lb/>
und dem Reformatoreneifer über gewisse Ungehörigkeiten etwa auch noch &#x2014;<lb/>
&#x2014; etwa pro äomo mit untergelaufen sein? Wir behalten uns vor. diese<lb/>
Manchem vielleicht dunkle Vermuthung später auszuführen.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Aus dem Hagebuche Karl Kaffer's von Kasserstein,<lb/><note type="byline"> mitgetheilt von R. Bergan.</note></head><lb/>
          <p xml:id="ID_692"> Den 22. Aug. 1816 kam ich auf der engl. Fregate Tagus in dem Hafen<lb/>
der Insel Milo an. Durch die engl. Zeitung Galignanis Messenger mit<lb/>
der kürzt. stattgehabten Auffindung der Spuren eines ant. Theaters zu Milo,<lb/>
bekannt gemacht, suchte ich den 23, diese Ruine auf. Ich schiffte mich am<lb/>
nehmlichen Tag von der Fregate aus, da der Commandant Mstr. Dundas<lb/>
anstatt nach Athen zu gehen, durch die hier erhaltene Nachricht der Expe¬<lb/>
dition des Lords Exmouth gegen Algier, es für nöthig fand, eiligst nach<lb/>
Malta zu steuern. Ich nahm bey dem engl. Vene-Consul in dem ohnweit<lb/>
über den Ruinen des Theaters gelegenen Castros Quartier.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_693"> Ich benutzte die ersten Tage meines Aufenthaltes mich mit den Spuren<lb/>
der hiesigen Alterthümer durch Inspektion und Zeichnungen bekannter zu.<lb/>
machen, und meine Begierde, eine genaue Untersuchung der Ruinen des Thea¬<lb/>
ters zu machen wurde dadurch vermehrt.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0277] Wie ist das möglich gewesen? Wo ist das Actenstück geblieben ? Die Basen sind dann gekauft. Mit diesem Geschäfte steht der Ankauf der sogenannten Moabitica um 17,000 Thaler in keiner Verbindung, bei ihm ist Fleischer gar nicht betheiligt; es durfte daher jener Antrag mit Fleischer's Unterschrift auch ohne jene Eingabe zu des zweiten Ankaufs Rechtfertigung von Mommsen gar nicht herangezogen werden. Es wäre ja doch, von jenen paar (unechten) Inschriften und Vasen auf die Echtheit dieser Masse Plunders zu schließen, gegen alle Regeln der Kritik und eine außer aller Berechnung liegende Uebereilung." Bei der Anklage Fleischer's durch Herrn M. handelte es sich um Ver¬ dunkelung des Umstandes, daß der G. O. Regierungsrath und Akademiker Justus Olshausen (der vor einigen Wochen Professor Fleischer eine Ent¬ schuldigungsvisite machte) einer der Hauptschuldigen beim Ankauf der Pfeudo- moabitica gewesen war. Sollte bei den Unwahrheiten, welche der Artikel der Pr. Jahrb. über die Jenenser brachte, außer der moralischen Entrüstung und dem Reformatoreneifer über gewisse Ungehörigkeiten etwa auch noch — — etwa pro äomo mit untergelaufen sein? Wir behalten uns vor. diese Manchem vielleicht dunkle Vermuthung später auszuführen. Aus dem Hagebuche Karl Kaffer's von Kasserstein, mitgetheilt von R. Bergan. Den 22. Aug. 1816 kam ich auf der engl. Fregate Tagus in dem Hafen der Insel Milo an. Durch die engl. Zeitung Galignanis Messenger mit der kürzt. stattgehabten Auffindung der Spuren eines ant. Theaters zu Milo, bekannt gemacht, suchte ich den 23, diese Ruine auf. Ich schiffte mich am nehmlichen Tag von der Fregate aus, da der Commandant Mstr. Dundas anstatt nach Athen zu gehen, durch die hier erhaltene Nachricht der Expe¬ dition des Lords Exmouth gegen Algier, es für nöthig fand, eiligst nach Malta zu steuern. Ich nahm bey dem engl. Vene-Consul in dem ohnweit über den Ruinen des Theaters gelegenen Castros Quartier. Ich benutzte die ersten Tage meines Aufenthaltes mich mit den Spuren der hiesigen Alterthümer durch Inspektion und Zeichnungen bekannter zu. machen, und meine Begierde, eine genaue Untersuchung der Ruinen des Thea¬ ters zu machen wurde dadurch vermehrt.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157684
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157684/277
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157684/277>, abgerufen am 24.04.2024.