Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Fehler sich hat zu Schulden kommen lassen.*) Nicht ohne ein Programm
über die deutsche und preußische Zukunft trat Hardenberg in die Bewegung
ein; aber er ließ sich stückweise dasselbe entreißen und verändern; nicht er,
sondern Metternich hat in der deutschen Frage 1813 nahezu vollständigen
Sieg davon getragen. Aus der feinen Erörterung Oncken's, die schrittweise
die Fäden des politischen Gewebes bloslegt, geht hervor, daß schon im April
1813 Hardenberg die wichtigsten Positionen verloren und die Zukunft Deutsch¬
lands dem Gutdüncken Metternich's überantwortet hat. Es ist bekannt, daß
auf dem Wiener Congresse es Hardenberg nicht geglückt ist, das einmal Ver¬
lorene wieder zu gewinnen; auch dort ließ er sich von Punkt zu Punkt zurück¬
drängen und schlagen, -- ein Urtheil, das durch die neueste sehr milde und
Hardenberg auffallend günstige Betrachtung Witschke's (Preußen nach dem
Wiener Congresse, Preußische Jahrbücher 1875 und 1876) unseres Erachtens
aufs neue bestätigt worden ist.

Doch welches Urtheil auch immer schließlich über Thaten und Verdienste"
der Einzelnen in der Epoche der Freiheitskriege gesprochen werden mag, --
das ist sicher, durch Duncker und durch Oncken sind die Fundamente einer
echten und wahren Geschichte jener Zeit gelegt worden: wir fangen an, den
wirklichen Sachverhalt zu sehen und den Zusammenhang der Dinge zu ver¬
'U. N. stehen.




Der reichste Deutsche.

Der reichste Deutsche in diesem Jahrhundert und, soviel man weiß, über¬
haupt einer der reichsten Leute auf der Erde starb im November vorigen
Jahres in der Person Wilhelm B. Astor's zu Neuyork. Schon sein Vater
Johann Jakob Astor hatte, als er im Jahre 1848 starb, ein ungeheueres
Vermögen hinterlassen und auf der Liste der reichen Leute die fünfte Stelle
eingenommen, indem nur das Haus Rothschild, Louis Philipp, der Herzog
von Devonshire und Sir Robert Peel mehr als er besaßen. Seit dieser Zeit
ist in England das Haupt der Familie Großvenor in die erste Rdihe getreten.



") Vgl. die Ausführung in den Preußischen Jahrbüchern 1871 (27 , 39 ff.) mit
deren Urtheil Oncken's aktenmäßtge Mittheilungen sich in vollem Einklang befinden.

Fehler sich hat zu Schulden kommen lassen.*) Nicht ohne ein Programm
über die deutsche und preußische Zukunft trat Hardenberg in die Bewegung
ein; aber er ließ sich stückweise dasselbe entreißen und verändern; nicht er,
sondern Metternich hat in der deutschen Frage 1813 nahezu vollständigen
Sieg davon getragen. Aus der feinen Erörterung Oncken's, die schrittweise
die Fäden des politischen Gewebes bloslegt, geht hervor, daß schon im April
1813 Hardenberg die wichtigsten Positionen verloren und die Zukunft Deutsch¬
lands dem Gutdüncken Metternich's überantwortet hat. Es ist bekannt, daß
auf dem Wiener Congresse es Hardenberg nicht geglückt ist, das einmal Ver¬
lorene wieder zu gewinnen; auch dort ließ er sich von Punkt zu Punkt zurück¬
drängen und schlagen, — ein Urtheil, das durch die neueste sehr milde und
Hardenberg auffallend günstige Betrachtung Witschke's (Preußen nach dem
Wiener Congresse, Preußische Jahrbücher 1875 und 1876) unseres Erachtens
aufs neue bestätigt worden ist.

Doch welches Urtheil auch immer schließlich über Thaten und Verdienste"
der Einzelnen in der Epoche der Freiheitskriege gesprochen werden mag, —
das ist sicher, durch Duncker und durch Oncken sind die Fundamente einer
echten und wahren Geschichte jener Zeit gelegt worden: wir fangen an, den
wirklichen Sachverhalt zu sehen und den Zusammenhang der Dinge zu ver¬
'U. N. stehen.




Der reichste Deutsche.

Der reichste Deutsche in diesem Jahrhundert und, soviel man weiß, über¬
haupt einer der reichsten Leute auf der Erde starb im November vorigen
Jahres in der Person Wilhelm B. Astor's zu Neuyork. Schon sein Vater
Johann Jakob Astor hatte, als er im Jahre 1848 starb, ein ungeheueres
Vermögen hinterlassen und auf der Liste der reichen Leute die fünfte Stelle
eingenommen, indem nur das Haus Rothschild, Louis Philipp, der Herzog
von Devonshire und Sir Robert Peel mehr als er besaßen. Seit dieser Zeit
ist in England das Haupt der Familie Großvenor in die erste Rdihe getreten.



") Vgl. die Ausführung in den Preußischen Jahrbüchern 1871 (27 , 39 ff.) mit
deren Urtheil Oncken's aktenmäßtge Mittheilungen sich in vollem Einklang befinden.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0389" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/136500"/>
          <p xml:id="ID_1012" prev="#ID_1011"> Fehler sich hat zu Schulden kommen lassen.*) Nicht ohne ein Programm<lb/>
über die deutsche und preußische Zukunft trat Hardenberg in die Bewegung<lb/>
ein; aber er ließ sich stückweise dasselbe entreißen und verändern; nicht er,<lb/>
sondern Metternich hat in der deutschen Frage 1813 nahezu vollständigen<lb/>
Sieg davon getragen. Aus der feinen Erörterung Oncken's, die schrittweise<lb/>
die Fäden des politischen Gewebes bloslegt, geht hervor, daß schon im April<lb/>
1813 Hardenberg die wichtigsten Positionen verloren und die Zukunft Deutsch¬<lb/>
lands dem Gutdüncken Metternich's überantwortet hat. Es ist bekannt, daß<lb/>
auf dem Wiener Congresse es Hardenberg nicht geglückt ist, das einmal Ver¬<lb/>
lorene wieder zu gewinnen; auch dort ließ er sich von Punkt zu Punkt zurück¬<lb/>
drängen und schlagen, &#x2014; ein Urtheil, das durch die neueste sehr milde und<lb/>
Hardenberg auffallend günstige Betrachtung Witschke's (Preußen nach dem<lb/>
Wiener Congresse, Preußische Jahrbücher 1875 und 1876) unseres Erachtens<lb/>
aufs neue bestätigt worden ist.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1013"> Doch welches Urtheil auch immer schließlich über Thaten und Verdienste"<lb/>
der Einzelnen in der Epoche der Freiheitskriege gesprochen werden mag, &#x2014;<lb/>
das ist sicher, durch Duncker und durch Oncken sind die Fundamente einer<lb/>
echten und wahren Geschichte jener Zeit gelegt worden: wir fangen an, den<lb/>
wirklichen Sachverhalt zu sehen und den Zusammenhang der Dinge zu ver¬<lb/><note type="byline"> 'U. N.</note> stehen. </p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Der reichste Deutsche.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_1014" next="#ID_1015"> Der reichste Deutsche in diesem Jahrhundert und, soviel man weiß, über¬<lb/>
haupt einer der reichsten Leute auf der Erde starb im November vorigen<lb/>
Jahres in der Person Wilhelm B. Astor's zu Neuyork. Schon sein Vater<lb/>
Johann Jakob Astor hatte, als er im Jahre 1848 starb, ein ungeheueres<lb/>
Vermögen hinterlassen und auf der Liste der reichen Leute die fünfte Stelle<lb/>
eingenommen, indem nur das Haus Rothschild, Louis Philipp, der Herzog<lb/>
von Devonshire und Sir Robert Peel mehr als er besaßen. Seit dieser Zeit<lb/>
ist in England das Haupt der Familie Großvenor in die erste Rdihe getreten.</p><lb/>
          <note xml:id="FID_34" place="foot"> ") Vgl. die Ausführung in den Preußischen Jahrbüchern 1871 (27 , 39 ff.) mit<lb/>
deren Urtheil Oncken's aktenmäßtge Mittheilungen sich in vollem Einklang befinden.</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0389] Fehler sich hat zu Schulden kommen lassen.*) Nicht ohne ein Programm über die deutsche und preußische Zukunft trat Hardenberg in die Bewegung ein; aber er ließ sich stückweise dasselbe entreißen und verändern; nicht er, sondern Metternich hat in der deutschen Frage 1813 nahezu vollständigen Sieg davon getragen. Aus der feinen Erörterung Oncken's, die schrittweise die Fäden des politischen Gewebes bloslegt, geht hervor, daß schon im April 1813 Hardenberg die wichtigsten Positionen verloren und die Zukunft Deutsch¬ lands dem Gutdüncken Metternich's überantwortet hat. Es ist bekannt, daß auf dem Wiener Congresse es Hardenberg nicht geglückt ist, das einmal Ver¬ lorene wieder zu gewinnen; auch dort ließ er sich von Punkt zu Punkt zurück¬ drängen und schlagen, — ein Urtheil, das durch die neueste sehr milde und Hardenberg auffallend günstige Betrachtung Witschke's (Preußen nach dem Wiener Congresse, Preußische Jahrbücher 1875 und 1876) unseres Erachtens aufs neue bestätigt worden ist. Doch welches Urtheil auch immer schließlich über Thaten und Verdienste" der Einzelnen in der Epoche der Freiheitskriege gesprochen werden mag, — das ist sicher, durch Duncker und durch Oncken sind die Fundamente einer echten und wahren Geschichte jener Zeit gelegt worden: wir fangen an, den wirklichen Sachverhalt zu sehen und den Zusammenhang der Dinge zu ver¬ 'U. N. stehen. Der reichste Deutsche. Der reichste Deutsche in diesem Jahrhundert und, soviel man weiß, über¬ haupt einer der reichsten Leute auf der Erde starb im November vorigen Jahres in der Person Wilhelm B. Astor's zu Neuyork. Schon sein Vater Johann Jakob Astor hatte, als er im Jahre 1848 starb, ein ungeheueres Vermögen hinterlassen und auf der Liste der reichen Leute die fünfte Stelle eingenommen, indem nur das Haus Rothschild, Louis Philipp, der Herzog von Devonshire und Sir Robert Peel mehr als er besaßen. Seit dieser Zeit ist in England das Haupt der Familie Großvenor in die erste Rdihe getreten. ") Vgl. die Ausführung in den Preußischen Jahrbüchern 1871 (27 , 39 ff.) mit deren Urtheil Oncken's aktenmäßtge Mittheilungen sich in vollem Einklang befinden.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157684
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157684/389
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157684/389>, abgerufen am 29.03.2024.