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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band.

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ihm hierin gefolgt. So schreiben denn Steevens, Johnson, Douce. Drake,
Ritson, Böotier, Boswell, Chalmers und Coleridge immer Shakespeare.
Auf Grund gedruckter Beispiele aus den Tagen des Dichters selbst ist dann
in der neuesten Zeit wieder die Schreibung Shakespeare Mode geworden,
und wir begegnen derselben bei Heminge und Condell (den Herausgebern
der ersten Folio-Ausgabe), bei Theobald, Cahill, Dyce, Craik, Hudson, White,
Clark und Wright. Halliwell, Hunter, Staunton. Bucknill, Abott und Anderen.
So hat sich die Mode denn in den Schwanz gebissen: erst schrieb sie Shake¬
speare, dann ein Jahrhundert hindurch Shakespear, darauf Shakspear, und zu¬
letzt wieder Shakespeare. Neuerdings jedoch scheint man sich -- hauptsäch¬
lich durch Furnival's Einfluß -- einer Schreibweise zuwenden zu wollen,
welche Charles Knight, schon vor Prüfung der Autographen durch Matten
und Furnival angenommen hatte -- nämlich der Schreibweise Shakspere.




Der Kationalismus vor hundert Jahren.

Geschichte der protestantischen Theologie von Dr. Gustav Frank.
Dritter Theil. Leipzig, Druck und Verlag von Breitkopf und Härtel, 1875.

Dieser Theil des werthvollen Werkes umfaßt die Geschichte des Rationalismus,
und seiner Gegensätze von der Zeit der deutschen Aufklärung bis zur Blüthezeit
des Rationalismus, also etwa die Jahre von der Mitte des vorigen Säculums bis
in die letzte Hälfte des zweiten Jahrzehnts des gegenwärtigen, wo der Rationa¬
lismus sich dem Supranaturalismus zu nähern beginnt und damit seinen Charakter
verliert. Die deutsche Literatur besitzt kein Werk über diesen hochinteressanter
Gegenstand; denn Tholuck's Geschichte des Rationalismus ist unvollendet
und nicht über die Anfänge hinausgekommen. Das vorliegende Werk verhält
sich rein objectiv, obwohl der Verfasser nicht verbirgt, daß er der freieren
Auffassung der Kirchengeschichte angehört, nach welcher der Protestantismus
in der gedachten Periode "mit der Zertrümmerung seiner ersten Erscheinungs¬
form einen Proceß der Selbstverjüngung vollzogen hat, um immer mehr er
selbst zu sein." Zahlreiche charakteristische Aeußerungen sind aus den be¬
treffenden Schriftstellern herausgehoben und zur Kennzeichnung der Entwicke¬
lungsperiode, der jene angehören, zusammengestellt worden. Namentlich finden
wir mancherlei Belege, wie Zeiterscheinungen im Bewußtsein bedeutender


ihm hierin gefolgt. So schreiben denn Steevens, Johnson, Douce. Drake,
Ritson, Böotier, Boswell, Chalmers und Coleridge immer Shakespeare.
Auf Grund gedruckter Beispiele aus den Tagen des Dichters selbst ist dann
in der neuesten Zeit wieder die Schreibung Shakespeare Mode geworden,
und wir begegnen derselben bei Heminge und Condell (den Herausgebern
der ersten Folio-Ausgabe), bei Theobald, Cahill, Dyce, Craik, Hudson, White,
Clark und Wright. Halliwell, Hunter, Staunton. Bucknill, Abott und Anderen.
So hat sich die Mode denn in den Schwanz gebissen: erst schrieb sie Shake¬
speare, dann ein Jahrhundert hindurch Shakespear, darauf Shakspear, und zu¬
letzt wieder Shakespeare. Neuerdings jedoch scheint man sich — hauptsäch¬
lich durch Furnival's Einfluß — einer Schreibweise zuwenden zu wollen,
welche Charles Knight, schon vor Prüfung der Autographen durch Matten
und Furnival angenommen hatte — nämlich der Schreibweise Shakspere.




Der Kationalismus vor hundert Jahren.

Geschichte der protestantischen Theologie von Dr. Gustav Frank.
Dritter Theil. Leipzig, Druck und Verlag von Breitkopf und Härtel, 1875.

Dieser Theil des werthvollen Werkes umfaßt die Geschichte des Rationalismus,
und seiner Gegensätze von der Zeit der deutschen Aufklärung bis zur Blüthezeit
des Rationalismus, also etwa die Jahre von der Mitte des vorigen Säculums bis
in die letzte Hälfte des zweiten Jahrzehnts des gegenwärtigen, wo der Rationa¬
lismus sich dem Supranaturalismus zu nähern beginnt und damit seinen Charakter
verliert. Die deutsche Literatur besitzt kein Werk über diesen hochinteressanter
Gegenstand; denn Tholuck's Geschichte des Rationalismus ist unvollendet
und nicht über die Anfänge hinausgekommen. Das vorliegende Werk verhält
sich rein objectiv, obwohl der Verfasser nicht verbirgt, daß er der freieren
Auffassung der Kirchengeschichte angehört, nach welcher der Protestantismus
in der gedachten Periode „mit der Zertrümmerung seiner ersten Erscheinungs¬
form einen Proceß der Selbstverjüngung vollzogen hat, um immer mehr er
selbst zu sein." Zahlreiche charakteristische Aeußerungen sind aus den be¬
treffenden Schriftstellern herausgehoben und zur Kennzeichnung der Entwicke¬
lungsperiode, der jene angehören, zusammengestellt worden. Namentlich finden
wir mancherlei Belege, wie Zeiterscheinungen im Bewußtsein bedeutender


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[0399] ihm hierin gefolgt. So schreiben denn Steevens, Johnson, Douce. Drake, Ritson, Böotier, Boswell, Chalmers und Coleridge immer Shakespeare. Auf Grund gedruckter Beispiele aus den Tagen des Dichters selbst ist dann in der neuesten Zeit wieder die Schreibung Shakespeare Mode geworden, und wir begegnen derselben bei Heminge und Condell (den Herausgebern der ersten Folio-Ausgabe), bei Theobald, Cahill, Dyce, Craik, Hudson, White, Clark und Wright. Halliwell, Hunter, Staunton. Bucknill, Abott und Anderen. So hat sich die Mode denn in den Schwanz gebissen: erst schrieb sie Shake¬ speare, dann ein Jahrhundert hindurch Shakespear, darauf Shakspear, und zu¬ letzt wieder Shakespeare. Neuerdings jedoch scheint man sich — hauptsäch¬ lich durch Furnival's Einfluß — einer Schreibweise zuwenden zu wollen, welche Charles Knight, schon vor Prüfung der Autographen durch Matten und Furnival angenommen hatte — nämlich der Schreibweise Shakspere. Der Kationalismus vor hundert Jahren. Geschichte der protestantischen Theologie von Dr. Gustav Frank. Dritter Theil. Leipzig, Druck und Verlag von Breitkopf und Härtel, 1875. Dieser Theil des werthvollen Werkes umfaßt die Geschichte des Rationalismus, und seiner Gegensätze von der Zeit der deutschen Aufklärung bis zur Blüthezeit des Rationalismus, also etwa die Jahre von der Mitte des vorigen Säculums bis in die letzte Hälfte des zweiten Jahrzehnts des gegenwärtigen, wo der Rationa¬ lismus sich dem Supranaturalismus zu nähern beginnt und damit seinen Charakter verliert. Die deutsche Literatur besitzt kein Werk über diesen hochinteressanter Gegenstand; denn Tholuck's Geschichte des Rationalismus ist unvollendet und nicht über die Anfänge hinausgekommen. Das vorliegende Werk verhält sich rein objectiv, obwohl der Verfasser nicht verbirgt, daß er der freieren Auffassung der Kirchengeschichte angehört, nach welcher der Protestantismus in der gedachten Periode „mit der Zertrümmerung seiner ersten Erscheinungs¬ form einen Proceß der Selbstverjüngung vollzogen hat, um immer mehr er selbst zu sein." Zahlreiche charakteristische Aeußerungen sind aus den be¬ treffenden Schriftstellern herausgehoben und zur Kennzeichnung der Entwicke¬ lungsperiode, der jene angehören, zusammengestellt worden. Namentlich finden wir mancherlei Belege, wie Zeiterscheinungen im Bewußtsein bedeutender

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157684/399>, abgerufen am 18.04.2024.