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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band.

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Nachtheilen des Privatbahnsystems, für einen Grund haben, gegen einen vor¬
theilhaften Erwerb zu stimmen, falls der Mann nicht ein Erzdoktrinär ist?
Um die Vorlage zu begraben, wurde sie an die Budgetkommission verwiesen.

Von den unerhörten Vorgängen, welche den letzten Theil der Sitzung
vom 23. Juni ausfüllten, wobei die Ernennung des Reichsstaatssekretärs
v. Bülow und des Reichskanzleramtspräsidenten Hoffmann zu preußischen
Staatsministern auf Veranlassung des Herrn Windthorst zum Gegenstand
einer Verhandlung gemacht wurde, will ich heute nur Akt nehmen. Die ein¬
gehende Besprechung mag dem nächsten Brief umsomehr vorbehalten bleiben,
als an diese Vorgänge möglicherweise sich weitere Folgen knüpfen könnten.


0 - r.


Zum zehnjährigen Gedenktage der Schlacht von
Königgrätz.

In wenig Tagen erfüllt sich das erste Jahrzehnt seit der Schlacht von
Königgrätz. Wenn wir Deutschen selbst jemals vergessen könnten und wollten,
welchen ungeheuren Wandel unserer öffentlichen Zustände, welche Fülle von
Segen wir den preußischen Helden danken, die am 3. Juli 1866 bei König-
grätz stritten und fielen, so würde uns jener chauvinistische Kriegsruf daran
erinnern: "lisvaneds xour Ls,av>og,!" welcher den Hauptinhalt der franzö¬
sischen Politik und Volksmeinung von 1866 bis 1870 ausmacht. Dieser Ge¬
sichtspunkt, daß wir dem Tage von Königgrätz die gesammte politische Ent¬
wicklung des vergangenen Jahrzehntes danken, daß die Entscheidungsschlacht
an der Elbe mit Naturnothwendigkeit den Krieg mit Frankreich und die Errich¬
tung des deutschen Reiches zur Folge hatte, gestattet uns heute schon, nach
zehn Jahren, des großen Schlachttages mit ungemischter Freude und in
stolzer Erhebung zu gedenken. Denn für immer liegt die Möglichkeit hinter
uns, daß, wie bei Königgrätz Preußen wider Sachsen, Deutsche wider Deutsche
stehen. Unlöslich und unwandelbar ist durch den norddeutschen Bund und
das deutsche Reich die gesammte Wehrkraft der deutschen Nation unter der
Führung des königlichen Siegers von Königgrätz, des deutschen Kaisers ge¬
einigt. "In Versailles wurde das Reich auf den Kaisernamen getauft, aber
bei Königgrätz, da ist die Stätte seiner Geburt."

Mit diesen Worten schließt die bedeutsame Schrift von Max Jähns,
"Die Schlacht von Königgrätz", die soeben im Verlage von Fr. Will).


Nachtheilen des Privatbahnsystems, für einen Grund haben, gegen einen vor¬
theilhaften Erwerb zu stimmen, falls der Mann nicht ein Erzdoktrinär ist?
Um die Vorlage zu begraben, wurde sie an die Budgetkommission verwiesen.

Von den unerhörten Vorgängen, welche den letzten Theil der Sitzung
vom 23. Juni ausfüllten, wobei die Ernennung des Reichsstaatssekretärs
v. Bülow und des Reichskanzleramtspräsidenten Hoffmann zu preußischen
Staatsministern auf Veranlassung des Herrn Windthorst zum Gegenstand
einer Verhandlung gemacht wurde, will ich heute nur Akt nehmen. Die ein¬
gehende Besprechung mag dem nächsten Brief umsomehr vorbehalten bleiben,
als an diese Vorgänge möglicherweise sich weitere Folgen knüpfen könnten.


0 - r.


Zum zehnjährigen Gedenktage der Schlacht von
Königgrätz.

In wenig Tagen erfüllt sich das erste Jahrzehnt seit der Schlacht von
Königgrätz. Wenn wir Deutschen selbst jemals vergessen könnten und wollten,
welchen ungeheuren Wandel unserer öffentlichen Zustände, welche Fülle von
Segen wir den preußischen Helden danken, die am 3. Juli 1866 bei König-
grätz stritten und fielen, so würde uns jener chauvinistische Kriegsruf daran
erinnern: „lisvaneds xour Ls,av>og,!" welcher den Hauptinhalt der franzö¬
sischen Politik und Volksmeinung von 1866 bis 1870 ausmacht. Dieser Ge¬
sichtspunkt, daß wir dem Tage von Königgrätz die gesammte politische Ent¬
wicklung des vergangenen Jahrzehntes danken, daß die Entscheidungsschlacht
an der Elbe mit Naturnothwendigkeit den Krieg mit Frankreich und die Errich¬
tung des deutschen Reiches zur Folge hatte, gestattet uns heute schon, nach
zehn Jahren, des großen Schlachttages mit ungemischter Freude und in
stolzer Erhebung zu gedenken. Denn für immer liegt die Möglichkeit hinter
uns, daß, wie bei Königgrätz Preußen wider Sachsen, Deutsche wider Deutsche
stehen. Unlöslich und unwandelbar ist durch den norddeutschen Bund und
das deutsche Reich die gesammte Wehrkraft der deutschen Nation unter der
Führung des königlichen Siegers von Königgrätz, des deutschen Kaisers ge¬
einigt. „In Versailles wurde das Reich auf den Kaisernamen getauft, aber
bei Königgrätz, da ist die Stätte seiner Geburt."

Mit diesen Worten schließt die bedeutsame Schrift von Max Jähns,
„Die Schlacht von Königgrätz", die soeben im Verlage von Fr. Will).


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[0043] Nachtheilen des Privatbahnsystems, für einen Grund haben, gegen einen vor¬ theilhaften Erwerb zu stimmen, falls der Mann nicht ein Erzdoktrinär ist? Um die Vorlage zu begraben, wurde sie an die Budgetkommission verwiesen. Von den unerhörten Vorgängen, welche den letzten Theil der Sitzung vom 23. Juni ausfüllten, wobei die Ernennung des Reichsstaatssekretärs v. Bülow und des Reichskanzleramtspräsidenten Hoffmann zu preußischen Staatsministern auf Veranlassung des Herrn Windthorst zum Gegenstand einer Verhandlung gemacht wurde, will ich heute nur Akt nehmen. Die ein¬ gehende Besprechung mag dem nächsten Brief umsomehr vorbehalten bleiben, als an diese Vorgänge möglicherweise sich weitere Folgen knüpfen könnten. 0 - r. Zum zehnjährigen Gedenktage der Schlacht von Königgrätz. In wenig Tagen erfüllt sich das erste Jahrzehnt seit der Schlacht von Königgrätz. Wenn wir Deutschen selbst jemals vergessen könnten und wollten, welchen ungeheuren Wandel unserer öffentlichen Zustände, welche Fülle von Segen wir den preußischen Helden danken, die am 3. Juli 1866 bei König- grätz stritten und fielen, so würde uns jener chauvinistische Kriegsruf daran erinnern: „lisvaneds xour Ls,av>og,!" welcher den Hauptinhalt der franzö¬ sischen Politik und Volksmeinung von 1866 bis 1870 ausmacht. Dieser Ge¬ sichtspunkt, daß wir dem Tage von Königgrätz die gesammte politische Ent¬ wicklung des vergangenen Jahrzehntes danken, daß die Entscheidungsschlacht an der Elbe mit Naturnothwendigkeit den Krieg mit Frankreich und die Errich¬ tung des deutschen Reiches zur Folge hatte, gestattet uns heute schon, nach zehn Jahren, des großen Schlachttages mit ungemischter Freude und in stolzer Erhebung zu gedenken. Denn für immer liegt die Möglichkeit hinter uns, daß, wie bei Königgrätz Preußen wider Sachsen, Deutsche wider Deutsche stehen. Unlöslich und unwandelbar ist durch den norddeutschen Bund und das deutsche Reich die gesammte Wehrkraft der deutschen Nation unter der Führung des königlichen Siegers von Königgrätz, des deutschen Kaisers ge¬ einigt. „In Versailles wurde das Reich auf den Kaisernamen getauft, aber bei Königgrätz, da ist die Stätte seiner Geburt." Mit diesen Worten schließt die bedeutsame Schrift von Max Jähns, „Die Schlacht von Königgrätz", die soeben im Verlage von Fr. Will).

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157684/43>, abgerufen am 25.04.2024.