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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band.

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besten, und so können wir es nur billigen, wenn der Uebersetzer nur einige
wenige derselben übertragen hat, um soweit möglich eine Probe auch von
diesen Leistungen Browne's auf dem Gebiete des Humors zu geben.

Auch die übrigen Stücke werden theilweise beträchtliche Schwierigkeiten
für den Uebersetzer geboten haben, da die Denk- und Redeweise des gemeinen
Mannes im Aankeelande, die uns hier vorgeführt wird, wenig Vergleichs¬
punkte mit der des Volkes bei uns darbietet und so nicht selten der Versuch
gemacht werden muß, verständlich und wirksam wiederzugeben, was sich bei
allem Verständniß auf Seiten des Verdeutschers und aller Sorgfalt desselben
kaum recht deutlich und noch seltner so wirksam wiedergeben läßt, als es im
Originale ist. Der Uebersetzer hat durch allerlei Anmerkungen das Verständ¬
niß zu erleichtern gesucht, und wenn wir ihm dafür Dank wissen, so hat das
doch bei humoristischen Sachen und so bisweilen auch hier sein Mißliches, da
ein Witz, der erklärt werden muß, erheblich an Wirkung einbüßt. Daß der
Uebersetzer auch den Dialect und die unorthographische Schreibweise des
Schaubudenmannes, so gut es ging, nachgeahmt hat, betrachten wir als selbst¬
verständlich, da ein Absehen hiervon dem Schmetterling noch mehr Farben¬
staub abgestreift hätte, als jede Uebersetzung bedingt. Man übersetze sich co
Kapitel Fritz Reuter's ins Hochdeutsche, und man wird sehen, wie viel man in
den Händen behält, und ob es das Beste von der Sache ist.




Lin italienischer Wagnerapostel.*)

Herr Filippo Dr. Filippi, wie es in einer Ankündigung der Verlags¬
handlung heißt, "vielleicht der competenteste Musikkritiker des modernen
Italien (sie) und durch seine geiht- und witzvollen Feuilletons in der Mai¬
länder "Perseveranza" von großem Einflüsse auf die öffentliche Meinung
seines Vaterlandes, berichtet in diesem Werkchen über eine Reise nach Weimar,
die er im Jahre 1870 bei Gelegenheit der daselbst stattfindenden Muster¬
aufführungen Wagner'scher Opern unternahm". Ganz recht; das ist der
ungefähre Inhalt dieses Büchleins. Herr Filippo Dr. Filippi fühlte das



") Richard Wagner. Eine musikalische Reise in das Reich der Zukunft. Von
Filippo Dr. Filippi. Aus dem Italienischen von F. Furchheim. Leipzig, Härtung
K Sohn. 1876.

besten, und so können wir es nur billigen, wenn der Uebersetzer nur einige
wenige derselben übertragen hat, um soweit möglich eine Probe auch von
diesen Leistungen Browne's auf dem Gebiete des Humors zu geben.

Auch die übrigen Stücke werden theilweise beträchtliche Schwierigkeiten
für den Uebersetzer geboten haben, da die Denk- und Redeweise des gemeinen
Mannes im Aankeelande, die uns hier vorgeführt wird, wenig Vergleichs¬
punkte mit der des Volkes bei uns darbietet und so nicht selten der Versuch
gemacht werden muß, verständlich und wirksam wiederzugeben, was sich bei
allem Verständniß auf Seiten des Verdeutschers und aller Sorgfalt desselben
kaum recht deutlich und noch seltner so wirksam wiedergeben läßt, als es im
Originale ist. Der Uebersetzer hat durch allerlei Anmerkungen das Verständ¬
niß zu erleichtern gesucht, und wenn wir ihm dafür Dank wissen, so hat das
doch bei humoristischen Sachen und so bisweilen auch hier sein Mißliches, da
ein Witz, der erklärt werden muß, erheblich an Wirkung einbüßt. Daß der
Uebersetzer auch den Dialect und die unorthographische Schreibweise des
Schaubudenmannes, so gut es ging, nachgeahmt hat, betrachten wir als selbst¬
verständlich, da ein Absehen hiervon dem Schmetterling noch mehr Farben¬
staub abgestreift hätte, als jede Uebersetzung bedingt. Man übersetze sich co
Kapitel Fritz Reuter's ins Hochdeutsche, und man wird sehen, wie viel man in
den Händen behält, und ob es das Beste von der Sache ist.




Lin italienischer Wagnerapostel.*)

Herr Filippo Dr. Filippi, wie es in einer Ankündigung der Verlags¬
handlung heißt, „vielleicht der competenteste Musikkritiker des modernen
Italien (sie) und durch seine geiht- und witzvollen Feuilletons in der Mai¬
länder „Perseveranza" von großem Einflüsse auf die öffentliche Meinung
seines Vaterlandes, berichtet in diesem Werkchen über eine Reise nach Weimar,
die er im Jahre 1870 bei Gelegenheit der daselbst stattfindenden Muster¬
aufführungen Wagner'scher Opern unternahm". Ganz recht; das ist der
ungefähre Inhalt dieses Büchleins. Herr Filippo Dr. Filippi fühlte das



") Richard Wagner. Eine musikalische Reise in das Reich der Zukunft. Von
Filippo Dr. Filippi. Aus dem Italienischen von F. Furchheim. Leipzig, Härtung
K Sohn. 1876.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157684/523>, abgerufen am 23.04.2024.