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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band.

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Die Wiederherstellung der Mi'uta in Hesterreich-Ungarn
und die Holdwährung.
Von Max Wirth.

Bei der Vorlage des Budgets für 1876 hatte der österreichische Finanz¬
minister den guten Willen der Regierung ausgesprochen, die Wiederherstellung
der Valuta anbahnen und die vorbereitenden Maßregeln dazu spätestens bei
der Organisation der Bankfrage vorschlagen zu wollen. Das Privilegium
der österreichischen Nationalbank, welches bis jetzt das einzige Emisstonsinstitut
für Oesterreich und Ungarn ist, erlischt mit Ende des Jahres 1877. Gleich¬
zeitig aber läuft auch der Staatsvertrag zwischen Oesterreich und Ungarn ab.
Nach langen und schwierigen Unterhandlungen haben sich soeben die Regier¬
ungen von Oesterreich und Ungarn über die Erneuerung dieses Vertrags ge¬
einigt. Diese Bedingungen unterliegen noch der Genehmigung der Parlamente
der beiden Reichshälften, welche die Berathungen darüber in diesem Herbste
vornehmen werden. In denselben ist unter Anderem in Beziehung auf die
vorliegende Frage der Vorschlag gemacht, daß beide Länder sich gegenseitig
das Recht der Errichtung selbständiger Zettelbanken gewährleisten, daß aber
vorerst mit dem Erlöschen des Privilegiums der österreichischen Nationalbank
eine dualistische Organisation eingerichtet werden solle, in der Weise, daß eine
und dieselbe Actiengesellschaft eine Zettelbank in Wien und eine solche in Pest
errichte, welche unter ihren besondern Direktionen stehen, über die ein gemein¬
samer zu gleichen Theilen aus Oesterreichern und Ungarn gewählter Auf-
sichtsrath gesetzt ist. Die Bankmittel sollen nach dem gewöhnlichen Quoten¬
verhältniß vertheilt werden, so daß Oesterreich 70°/<> und Ungarn 30^ an
Noten und den entsprechenden Antheil an dem Baarsond erhalten würde.
Da sich gegen diese Combination, namentlich von österreichischer Seite die
allergewichtigsten Bedenken erheben und ungern die Wahrnehmung gemacht


Grenzboten III 187". 1
Die Wiederherstellung der Mi'uta in Hesterreich-Ungarn
und die Holdwährung.
Von Max Wirth.

Bei der Vorlage des Budgets für 1876 hatte der österreichische Finanz¬
minister den guten Willen der Regierung ausgesprochen, die Wiederherstellung
der Valuta anbahnen und die vorbereitenden Maßregeln dazu spätestens bei
der Organisation der Bankfrage vorschlagen zu wollen. Das Privilegium
der österreichischen Nationalbank, welches bis jetzt das einzige Emisstonsinstitut
für Oesterreich und Ungarn ist, erlischt mit Ende des Jahres 1877. Gleich¬
zeitig aber läuft auch der Staatsvertrag zwischen Oesterreich und Ungarn ab.
Nach langen und schwierigen Unterhandlungen haben sich soeben die Regier¬
ungen von Oesterreich und Ungarn über die Erneuerung dieses Vertrags ge¬
einigt. Diese Bedingungen unterliegen noch der Genehmigung der Parlamente
der beiden Reichshälften, welche die Berathungen darüber in diesem Herbste
vornehmen werden. In denselben ist unter Anderem in Beziehung auf die
vorliegende Frage der Vorschlag gemacht, daß beide Länder sich gegenseitig
das Recht der Errichtung selbständiger Zettelbanken gewährleisten, daß aber
vorerst mit dem Erlöschen des Privilegiums der österreichischen Nationalbank
eine dualistische Organisation eingerichtet werden solle, in der Weise, daß eine
und dieselbe Actiengesellschaft eine Zettelbank in Wien und eine solche in Pest
errichte, welche unter ihren besondern Direktionen stehen, über die ein gemein¬
samer zu gleichen Theilen aus Oesterreichern und Ungarn gewählter Auf-
sichtsrath gesetzt ist. Die Bankmittel sollen nach dem gewöhnlichen Quoten¬
verhältniß vertheilt werden, so daß Oesterreich 70°/<> und Ungarn 30^ an
Noten und den entsprechenden Antheil an dem Baarsond erhalten würde.
Da sich gegen diese Combination, namentlich von österreichischer Seite die
allergewichtigsten Bedenken erheben und ungern die Wahrnehmung gemacht


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[0009] Die Wiederherstellung der Mi'uta in Hesterreich-Ungarn und die Holdwährung. Von Max Wirth. Bei der Vorlage des Budgets für 1876 hatte der österreichische Finanz¬ minister den guten Willen der Regierung ausgesprochen, die Wiederherstellung der Valuta anbahnen und die vorbereitenden Maßregeln dazu spätestens bei der Organisation der Bankfrage vorschlagen zu wollen. Das Privilegium der österreichischen Nationalbank, welches bis jetzt das einzige Emisstonsinstitut für Oesterreich und Ungarn ist, erlischt mit Ende des Jahres 1877. Gleich¬ zeitig aber läuft auch der Staatsvertrag zwischen Oesterreich und Ungarn ab. Nach langen und schwierigen Unterhandlungen haben sich soeben die Regier¬ ungen von Oesterreich und Ungarn über die Erneuerung dieses Vertrags ge¬ einigt. Diese Bedingungen unterliegen noch der Genehmigung der Parlamente der beiden Reichshälften, welche die Berathungen darüber in diesem Herbste vornehmen werden. In denselben ist unter Anderem in Beziehung auf die vorliegende Frage der Vorschlag gemacht, daß beide Länder sich gegenseitig das Recht der Errichtung selbständiger Zettelbanken gewährleisten, daß aber vorerst mit dem Erlöschen des Privilegiums der österreichischen Nationalbank eine dualistische Organisation eingerichtet werden solle, in der Weise, daß eine und dieselbe Actiengesellschaft eine Zettelbank in Wien und eine solche in Pest errichte, welche unter ihren besondern Direktionen stehen, über die ein gemein¬ samer zu gleichen Theilen aus Oesterreichern und Ungarn gewählter Auf- sichtsrath gesetzt ist. Die Bankmittel sollen nach dem gewöhnlichen Quoten¬ verhältniß vertheilt werden, so daß Oesterreich 70°/<> und Ungarn 30^ an Noten und den entsprechenden Antheil an dem Baarsond erhalten würde. Da sich gegen diese Combination, namentlich von österreichischer Seite die allergewichtigsten Bedenken erheben und ungern die Wahrnehmung gemacht Grenzboten III 187«. 1

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157684/9>, abgerufen am 28.03.2024.