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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band.

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UabaKologische Studien.
Von Blasius Philocapnus. I.

In der ersten Woche des November im Jahre 1492 entdeckte Columbus
Amerika und zugleich die ersten Raucher. Zwei Seeleute, die er an's Land
^schickt, um das vor ihm liegende Guanahani zu erforschen, erzählten ihm,
u"es den Schiffen zurückgekehrt, unter andern wunderbaren Dingen, daß sie Ein-
Teborne getroffen, die an einem glimmenden Stengel gesaugt und den Rauch
^Ares die Nase wieder von sich gegeben hätten. Offenbar hätten sie sich da-
^it inwendig räuchern oder Parfümiren wollen, fügten die naiven Matrosen
^um. Als man diese eigenthümliche Gewohnheit der wilden Leute dann
^her untersuchte, fand sich, daß der Stengel ein Röllchen getrockneter Blätter
von einer mit unserm Bilsenkraut verwandten Pflanze war, die man in
Naisblätter gewickelt hatte.

Diese Urcigarre war den Spaniern etwas Neues, dem von ihnen ent-
eckter, rothhäutigen Westvolke aber in allen seinen Stämmen von der Kette
^ großen Seen bis über den Isthmus hinab und nach Mexiko hivein eine
Freundin, eine liebe Gewohnheit von unvordenklichen Zeiten her, und es
"ab bereits verschiedene Methoden, das Kraut, welches bei den Karaiben Ko-
hieß, zu genießen. Die Kaziken von Hispaniola zündeten nach Oviedo,
ersten Schriftsteller. der die Sitte klar und deutlich schildert, ein Feuer
legten Kohibablätter daraus und athmeten dann den hiervon aufsteigenden
^ampf vermittelst eines hohlen gabelförmigen Instrumentes ein, das auch mit
nem V verglichen werden konnte, und dessen Zinken in die Nasenlöcher ge¬
lackt wurden. "Eine üble Gewohnheit, eine gefährliche Sitte", sagt Oviedo,
"°cum das Einathmen des Dampfes macht sinnlos betrunken." Der Apparat
"ber wurde mit dem Namen Tabako bezeichnet. Auch das Schnupfen war


Grenzboten IV. 1876. 41
UabaKologische Studien.
Von Blasius Philocapnus. I.

In der ersten Woche des November im Jahre 1492 entdeckte Columbus
Amerika und zugleich die ersten Raucher. Zwei Seeleute, die er an's Land
^schickt, um das vor ihm liegende Guanahani zu erforschen, erzählten ihm,
u»es den Schiffen zurückgekehrt, unter andern wunderbaren Dingen, daß sie Ein-
Teborne getroffen, die an einem glimmenden Stengel gesaugt und den Rauch
^Ares die Nase wieder von sich gegeben hätten. Offenbar hätten sie sich da-
^it inwendig räuchern oder Parfümiren wollen, fügten die naiven Matrosen
^um. Als man diese eigenthümliche Gewohnheit der wilden Leute dann
^her untersuchte, fand sich, daß der Stengel ein Röllchen getrockneter Blätter
von einer mit unserm Bilsenkraut verwandten Pflanze war, die man in
Naisblätter gewickelt hatte.

Diese Urcigarre war den Spaniern etwas Neues, dem von ihnen ent-
eckter, rothhäutigen Westvolke aber in allen seinen Stämmen von der Kette
^ großen Seen bis über den Isthmus hinab und nach Mexiko hivein eine
Freundin, eine liebe Gewohnheit von unvordenklichen Zeiten her, und es
»ab bereits verschiedene Methoden, das Kraut, welches bei den Karaiben Ko-
hieß, zu genießen. Die Kaziken von Hispaniola zündeten nach Oviedo,
ersten Schriftsteller. der die Sitte klar und deutlich schildert, ein Feuer
legten Kohibablätter daraus und athmeten dann den hiervon aufsteigenden
^ampf vermittelst eines hohlen gabelförmigen Instrumentes ein, das auch mit
nem V verglichen werden konnte, und dessen Zinken in die Nasenlöcher ge¬
lackt wurden. „Eine üble Gewohnheit, eine gefährliche Sitte", sagt Oviedo,
"°cum das Einathmen des Dampfes macht sinnlos betrunken." Der Apparat
"ber wurde mit dem Namen Tabako bezeichnet. Auch das Schnupfen war


Grenzboten IV. 1876. 41
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[0325] UabaKologische Studien. Von Blasius Philocapnus. I. In der ersten Woche des November im Jahre 1492 entdeckte Columbus Amerika und zugleich die ersten Raucher. Zwei Seeleute, die er an's Land ^schickt, um das vor ihm liegende Guanahani zu erforschen, erzählten ihm, u»es den Schiffen zurückgekehrt, unter andern wunderbaren Dingen, daß sie Ein- Teborne getroffen, die an einem glimmenden Stengel gesaugt und den Rauch ^Ares die Nase wieder von sich gegeben hätten. Offenbar hätten sie sich da- ^it inwendig räuchern oder Parfümiren wollen, fügten die naiven Matrosen ^um. Als man diese eigenthümliche Gewohnheit der wilden Leute dann ^her untersuchte, fand sich, daß der Stengel ein Röllchen getrockneter Blätter von einer mit unserm Bilsenkraut verwandten Pflanze war, die man in Naisblätter gewickelt hatte. Diese Urcigarre war den Spaniern etwas Neues, dem von ihnen ent- eckter, rothhäutigen Westvolke aber in allen seinen Stämmen von der Kette ^ großen Seen bis über den Isthmus hinab und nach Mexiko hivein eine Freundin, eine liebe Gewohnheit von unvordenklichen Zeiten her, und es »ab bereits verschiedene Methoden, das Kraut, welches bei den Karaiben Ko- hieß, zu genießen. Die Kaziken von Hispaniola zündeten nach Oviedo, ersten Schriftsteller. der die Sitte klar und deutlich schildert, ein Feuer legten Kohibablätter daraus und athmeten dann den hiervon aufsteigenden ^ampf vermittelst eines hohlen gabelförmigen Instrumentes ein, das auch mit nem V verglichen werden konnte, und dessen Zinken in die Nasenlöcher ge¬ lackt wurden. „Eine üble Gewohnheit, eine gefährliche Sitte", sagt Oviedo, "°cum das Einathmen des Dampfes macht sinnlos betrunken." Der Apparat "ber wurde mit dem Namen Tabako bezeichnet. Auch das Schnupfen war Grenzboten IV. 1876. 41

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157686/325>, abgerufen am 29.04.2024.