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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band.

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"Der Lrbfeind" des Kenn Wctor de Saint-Henis und
verwandtes.
Dr. Albrecht Deetz.

In der lievue ass äsux mouäss vom 1. Juni d. I. findet sich ein
Artikel von Ferd. Brunetiere, der in dem Ausspruche gipfelt: "daß es ebenso
lächerlich wie hassenswert!) sei, einen politischen Krieg mitten in voller Ci¬
vilisation mit aller Gewalt zu einem Rassenkrieg, zu einem neuen unaus¬
löschlichen Kampf umwandeln zu wollen." Wir sind gerne bereit, dem Herrn
Brunetiere ohne Rückhalt hierin beizupflichten, nur müssen wir ihn bitten,
diesen Vorwurf an die richtige Adresse, d. h. an seine eigenen Landsleute
zu richten.

Jener Artikel handelt über ein in Deutschland neu erschienenes Hand¬
buch der Geographie von A. Hummel. Herr Brünettere findet dasselbe in
Bezug auf Darstellung und Vielseitigkeit des Stoffes sehr belehrend, zweck¬
dienlich, ja in vieler Beziehung selbst nachahmungswürdig für Franzosen.
Zwei Dinge hat er jedoch daran auszusetzen. Zunächst ist der Deutschland
gewidmete Theil ein verhältnißmäßig viel zu großer, und zweitens wird dem
deutschen Volksthum zu sehr darin gehuldigt, während die Nachbarvölker,
besonders Frankreich, unterschätzt werden.

Was den ersten Punkt anlangt, so haben wir gerade einen Band eines
französischen Schulbuchs der Geographie*) vor uns. Derselbe enthält die Geo¬
graphie sämmtlicher europäischen Staaten mit Ausnahme Frankreichs, es muß
also wohl der Geographie Frankreichs, da wir doch nicht annehmen können,
daß dieselbe mit der von Afrika oder Asien zusammengeworfen sei, ein be¬
sonderer Band gewidmet sein. Herr Brunetiere kann daraus ersehen, daß es
auch in Frankreich Leute giebt, die der vernünftigen Ansicht sind, daß in



") vssoriMon pArtiouIiörs av I'Luroxö xour I" vlassv troisiöwö par ZL. Oortswdort.
?aris, IlaeKottiz se Lo.
Grenzboten IV. 1876. 1
„Der Lrbfeind" des Kenn Wctor de Saint-Henis und
verwandtes.
Dr. Albrecht Deetz.

In der lievue ass äsux mouäss vom 1. Juni d. I. findet sich ein
Artikel von Ferd. Brunetiere, der in dem Ausspruche gipfelt: „daß es ebenso
lächerlich wie hassenswert!) sei, einen politischen Krieg mitten in voller Ci¬
vilisation mit aller Gewalt zu einem Rassenkrieg, zu einem neuen unaus¬
löschlichen Kampf umwandeln zu wollen." Wir sind gerne bereit, dem Herrn
Brunetiere ohne Rückhalt hierin beizupflichten, nur müssen wir ihn bitten,
diesen Vorwurf an die richtige Adresse, d. h. an seine eigenen Landsleute
zu richten.

Jener Artikel handelt über ein in Deutschland neu erschienenes Hand¬
buch der Geographie von A. Hummel. Herr Brünettere findet dasselbe in
Bezug auf Darstellung und Vielseitigkeit des Stoffes sehr belehrend, zweck¬
dienlich, ja in vieler Beziehung selbst nachahmungswürdig für Franzosen.
Zwei Dinge hat er jedoch daran auszusetzen. Zunächst ist der Deutschland
gewidmete Theil ein verhältnißmäßig viel zu großer, und zweitens wird dem
deutschen Volksthum zu sehr darin gehuldigt, während die Nachbarvölker,
besonders Frankreich, unterschätzt werden.

Was den ersten Punkt anlangt, so haben wir gerade einen Band eines
französischen Schulbuchs der Geographie*) vor uns. Derselbe enthält die Geo¬
graphie sämmtlicher europäischen Staaten mit Ausnahme Frankreichs, es muß
also wohl der Geographie Frankreichs, da wir doch nicht annehmen können,
daß dieselbe mit der von Afrika oder Asien zusammengeworfen sei, ein be¬
sonderer Band gewidmet sein. Herr Brunetiere kann daraus ersehen, daß es
auch in Frankreich Leute giebt, die der vernünftigen Ansicht sind, daß in



") vssoriMon pArtiouIiörs av I'Luroxö xour I» vlassv troisiöwö par ZL. Oortswdort.
?aris, IlaeKottiz se Lo.
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[0005] „Der Lrbfeind" des Kenn Wctor de Saint-Henis und verwandtes. Dr. Albrecht Deetz. In der lievue ass äsux mouäss vom 1. Juni d. I. findet sich ein Artikel von Ferd. Brunetiere, der in dem Ausspruche gipfelt: „daß es ebenso lächerlich wie hassenswert!) sei, einen politischen Krieg mitten in voller Ci¬ vilisation mit aller Gewalt zu einem Rassenkrieg, zu einem neuen unaus¬ löschlichen Kampf umwandeln zu wollen." Wir sind gerne bereit, dem Herrn Brunetiere ohne Rückhalt hierin beizupflichten, nur müssen wir ihn bitten, diesen Vorwurf an die richtige Adresse, d. h. an seine eigenen Landsleute zu richten. Jener Artikel handelt über ein in Deutschland neu erschienenes Hand¬ buch der Geographie von A. Hummel. Herr Brünettere findet dasselbe in Bezug auf Darstellung und Vielseitigkeit des Stoffes sehr belehrend, zweck¬ dienlich, ja in vieler Beziehung selbst nachahmungswürdig für Franzosen. Zwei Dinge hat er jedoch daran auszusetzen. Zunächst ist der Deutschland gewidmete Theil ein verhältnißmäßig viel zu großer, und zweitens wird dem deutschen Volksthum zu sehr darin gehuldigt, während die Nachbarvölker, besonders Frankreich, unterschätzt werden. Was den ersten Punkt anlangt, so haben wir gerade einen Band eines französischen Schulbuchs der Geographie*) vor uns. Derselbe enthält die Geo¬ graphie sämmtlicher europäischen Staaten mit Ausnahme Frankreichs, es muß also wohl der Geographie Frankreichs, da wir doch nicht annehmen können, daß dieselbe mit der von Afrika oder Asien zusammengeworfen sei, ein be¬ sonderer Band gewidmet sein. Herr Brunetiere kann daraus ersehen, daß es auch in Frankreich Leute giebt, die der vernünftigen Ansicht sind, daß in ") vssoriMon pArtiouIiörs av I'Luroxö xour I» vlassv troisiöwö par ZL. Oortswdort. ?aris, IlaeKottiz se Lo. Grenzboten IV. 1876. 1

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157686/5>, abgerufen am 29.04.2024.