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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band.

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"Lecturer" wieder auf. Eine der interessantesten Reihenfolgen von Vortrügen
war dabei die Serie, die er seitdem nnter dem Titel "HouglünZ it" (von
Busch unter dem Titel "Im Silberlaut Nevada" übertragen) als Buch ver¬
öffentlichte.

Im Herbst des Jahres 1872 besuchte unser Humorist England, wo er
die herzlichste Aufnahme fand, von wo ihn aber Familienereignisse oder, wie
ein londoner Witzbold sich ausdrückte, "ein Befehl der Regierung im Unter¬
rock" nach kurzer Zeit heimrief, sodaß er seine Absicht, Vorträge zu halte",
unausgeführt lassen mußte. Er soll die Idee gehabt haben, nach seiner Heim¬
kehr ein Buch über die komischen Seiten der englischen Gesellschaft zu schreiben,
und obwohl er nur London und auch das nur, soweit es östlich von Temple
Bar liegt, einigermaßen kennen lernte, würde doch ohne Zweifel ein ergötzliches
Buch herausgekommen sein. Wie er mit den Sheriffs von London und Middle-
sex speiste, wie er herrliche Abende mit den witzigen und gelehrten Leuten ver¬
brachte, die sich um die Festtafel im Whitefriar und im Savage-Club ver¬
sammeln, wie er sich im bunten Gedränge der Guildhall bewegte, wie er mit
der alten und ehrenwerthen Körperschaft der Artillerie der City schmauste --
alle diese Dinge hätten, von seiner Feder geschildert, Kabinetsstücke der
humoristischen Literatur werden können. Aber es sind bereits mehrere
Jahre vergangen, ohne daß etwas verlautet hätte, es seien Rückblicke auf
seinen Aufenthalt unter den britischen Vettern mit Sicherheit zu erwarten.




Verlassene Schätze.
V Ernst Moßbach. on

Infolge der in Europa immer mehr abnehmenden Ausbeute gewisser
Erze, namentlich Gold, Silber, Zinn und Kupfer führender, hat man schon
längst angefangen, solche von jenseits des Ozeans zu beziehen, und sind be¬
kanntlich gerade die entferntesten Länder Südamerikas, wie Chile und Peru,
die Hauptbezugsquellen für englische, französische und selbst für deutsche, be¬
sonders sächsische, Hüttenwerke geworden. Man gewinnt diese Erze theils auf
den westlichen Abhängen der Cordillereu, theils sogar auf den in östlicher
Richtung an diese Gebirgszüge sich anschließenden Hochebenen, welche fast alle
des zum Verschmelzen nöthigen Brennmaterials entbehren. Kaum die Hälfte
der dort gewonnenen Erze verhüllet man in den Küstenländern mit eingeführten,


„Lecturer" wieder auf. Eine der interessantesten Reihenfolgen von Vortrügen
war dabei die Serie, die er seitdem nnter dem Titel „HouglünZ it" (von
Busch unter dem Titel „Im Silberlaut Nevada" übertragen) als Buch ver¬
öffentlichte.

Im Herbst des Jahres 1872 besuchte unser Humorist England, wo er
die herzlichste Aufnahme fand, von wo ihn aber Familienereignisse oder, wie
ein londoner Witzbold sich ausdrückte, „ein Befehl der Regierung im Unter¬
rock" nach kurzer Zeit heimrief, sodaß er seine Absicht, Vorträge zu halte»,
unausgeführt lassen mußte. Er soll die Idee gehabt haben, nach seiner Heim¬
kehr ein Buch über die komischen Seiten der englischen Gesellschaft zu schreiben,
und obwohl er nur London und auch das nur, soweit es östlich von Temple
Bar liegt, einigermaßen kennen lernte, würde doch ohne Zweifel ein ergötzliches
Buch herausgekommen sein. Wie er mit den Sheriffs von London und Middle-
sex speiste, wie er herrliche Abende mit den witzigen und gelehrten Leuten ver¬
brachte, die sich um die Festtafel im Whitefriar und im Savage-Club ver¬
sammeln, wie er sich im bunten Gedränge der Guildhall bewegte, wie er mit
der alten und ehrenwerthen Körperschaft der Artillerie der City schmauste —
alle diese Dinge hätten, von seiner Feder geschildert, Kabinetsstücke der
humoristischen Literatur werden können. Aber es sind bereits mehrere
Jahre vergangen, ohne daß etwas verlautet hätte, es seien Rückblicke auf
seinen Aufenthalt unter den britischen Vettern mit Sicherheit zu erwarten.




Verlassene Schätze.
V Ernst Moßbach. on

Infolge der in Europa immer mehr abnehmenden Ausbeute gewisser
Erze, namentlich Gold, Silber, Zinn und Kupfer führender, hat man schon
längst angefangen, solche von jenseits des Ozeans zu beziehen, und sind be¬
kanntlich gerade die entferntesten Länder Südamerikas, wie Chile und Peru,
die Hauptbezugsquellen für englische, französische und selbst für deutsche, be¬
sonders sächsische, Hüttenwerke geworden. Man gewinnt diese Erze theils auf
den westlichen Abhängen der Cordillereu, theils sogar auf den in östlicher
Richtung an diese Gebirgszüge sich anschließenden Hochebenen, welche fast alle
des zum Verschmelzen nöthigen Brennmaterials entbehren. Kaum die Hälfte
der dort gewonnenen Erze verhüllet man in den Küstenländern mit eingeführten,


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[0516] „Lecturer" wieder auf. Eine der interessantesten Reihenfolgen von Vortrügen war dabei die Serie, die er seitdem nnter dem Titel „HouglünZ it" (von Busch unter dem Titel „Im Silberlaut Nevada" übertragen) als Buch ver¬ öffentlichte. Im Herbst des Jahres 1872 besuchte unser Humorist England, wo er die herzlichste Aufnahme fand, von wo ihn aber Familienereignisse oder, wie ein londoner Witzbold sich ausdrückte, „ein Befehl der Regierung im Unter¬ rock" nach kurzer Zeit heimrief, sodaß er seine Absicht, Vorträge zu halte», unausgeführt lassen mußte. Er soll die Idee gehabt haben, nach seiner Heim¬ kehr ein Buch über die komischen Seiten der englischen Gesellschaft zu schreiben, und obwohl er nur London und auch das nur, soweit es östlich von Temple Bar liegt, einigermaßen kennen lernte, würde doch ohne Zweifel ein ergötzliches Buch herausgekommen sein. Wie er mit den Sheriffs von London und Middle- sex speiste, wie er herrliche Abende mit den witzigen und gelehrten Leuten ver¬ brachte, die sich um die Festtafel im Whitefriar und im Savage-Club ver¬ sammeln, wie er sich im bunten Gedränge der Guildhall bewegte, wie er mit der alten und ehrenwerthen Körperschaft der Artillerie der City schmauste — alle diese Dinge hätten, von seiner Feder geschildert, Kabinetsstücke der humoristischen Literatur werden können. Aber es sind bereits mehrere Jahre vergangen, ohne daß etwas verlautet hätte, es seien Rückblicke auf seinen Aufenthalt unter den britischen Vettern mit Sicherheit zu erwarten. Verlassene Schätze. V Ernst Moßbach. on Infolge der in Europa immer mehr abnehmenden Ausbeute gewisser Erze, namentlich Gold, Silber, Zinn und Kupfer führender, hat man schon längst angefangen, solche von jenseits des Ozeans zu beziehen, und sind be¬ kanntlich gerade die entferntesten Länder Südamerikas, wie Chile und Peru, die Hauptbezugsquellen für englische, französische und selbst für deutsche, be¬ sonders sächsische, Hüttenwerke geworden. Man gewinnt diese Erze theils auf den westlichen Abhängen der Cordillereu, theils sogar auf den in östlicher Richtung an diese Gebirgszüge sich anschließenden Hochebenen, welche fast alle des zum Verschmelzen nöthigen Brennmaterials entbehren. Kaum die Hälfte der dort gewonnenen Erze verhüllet man in den Küstenländern mit eingeführten,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157640/516>, abgerufen am 03.05.2024.