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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band.

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Durchlaucht Prinzeß Schwester und Herrn Schwager zu Gnaden zu empfehlen.


Ih Charlotte Schiller. re unterthänige

Schiller empfiehlt sich Ihnen, gnädigste Fürstin, wie dem Durchlauchtigen
Fürsten angelegentlichst und unterthünig zu Gnaden.


4) Charlotte v. Schiller an dieselbe.

Ohne Ortsangabe und Datum. ^)

Gnädigste Fürstin! Vergönnen Sie mir mit Ihrer gewohnten Gnade und
Nachsicht, daß ich Ihnen diese Zeilen schreibe und Ihnen selbst meinen Dank
ausspreche für die lieben Zeilen, die Sie mir, gnädigste Fürstin, von Philipps¬
thal aus schrieben; ich habe in derselben Viertelstunde, als ich sie erhielt, so¬
gleich die Staffette besorgt. Auch Ihnen verdanke ich, daß ich die schöne
liebenswürdige Prinzeß Marie Anna ein wenig mehr kennen lernte, als ich es
vielleicht sonst würde haben thun können. Montag wurde Maria Stuart ge¬
geben, wo ich das Glück hatte, in ihrer Nähe zu sitzen und durch unsere Prin¬
zeß bald bekannt wurde. Dienstag war cour, wo ich, so viel ich konnte, mich
in ihrer Nähe aufhielt. Es ist eins der schönsten Gesichter, das ich gesehen
habe, ihr Anstand ist so unbefangen und natürlich, daß man gleich Vertrauen
faßt; der Ausdruck von Güte und Wohlwollen in dem schönen Gesicht macht
es noch schöner. Ich habe gleich eine Aehnlichkeit mit meinem Prinz Albert
gefunden, der mir immer mit seiner graziösen Gestalt vorschwebt. Mit Ihrer
Frau Mutter war ich auch so glücklich, einige Worte zu sprechen, sie hat
Schiller gleich erkannt nach seinem Kupferstich. Schiller hat nicht am Hof
für diesen Tag gefehlt, denn es war ihm zu interessant, diese Bekanntschaft zu
machen, auch die Verehrung, die er für Sie, Durchlauchtige Fürstin, hegt, trug dazu
bei, ihn zu bestimmen, denn Alles, was Ihnen werth ist, ist es uns auch.
Auch sogar Karl ließ mir keine Ruhe, bis ich ihm erlaubte, in die Komödie
zu gehen, weil er die Frau Mutter von Ihnen sehen möchte. Auch die schöne
Prinzeß hat ihn sehr interessirt, und da sie so gnädig gegen ihn war, so hat
sie noch tiefern Eindruck gemacht. Ich wünsche dieser liebenswürdigen Prinzeß
von ganzem Herzen alles Glück und hoffe, daß ihr Schicksal auch so begünstigt
sein mag, als die Natur sie begünstigt hat.

Frau v. Staöl hat sich sehr um die Prinzeß Marie Anna beworben und
sie hat ihr sehr gefallen. Ich möchte wohl, daß Sie, gnädigste Fürstin, diese
seltene Erscheinung beobachten könnten. Es ist ein Wesen, das einzig in seiner
Art ist und das man bewundern muß. Es ist selten, so eine Klarheit des
Geistes zu finden und so eine Wahrheit! Es ist nichts Dunkles in ihr, kein



*) Weimar. Jedenfalls im Anfang des Jahres 1804.

Durchlaucht Prinzeß Schwester und Herrn Schwager zu Gnaden zu empfehlen.


Ih Charlotte Schiller. re unterthänige

Schiller empfiehlt sich Ihnen, gnädigste Fürstin, wie dem Durchlauchtigen
Fürsten angelegentlichst und unterthünig zu Gnaden.


4) Charlotte v. Schiller an dieselbe.

Ohne Ortsangabe und Datum. ^)

Gnädigste Fürstin! Vergönnen Sie mir mit Ihrer gewohnten Gnade und
Nachsicht, daß ich Ihnen diese Zeilen schreibe und Ihnen selbst meinen Dank
ausspreche für die lieben Zeilen, die Sie mir, gnädigste Fürstin, von Philipps¬
thal aus schrieben; ich habe in derselben Viertelstunde, als ich sie erhielt, so¬
gleich die Staffette besorgt. Auch Ihnen verdanke ich, daß ich die schöne
liebenswürdige Prinzeß Marie Anna ein wenig mehr kennen lernte, als ich es
vielleicht sonst würde haben thun können. Montag wurde Maria Stuart ge¬
geben, wo ich das Glück hatte, in ihrer Nähe zu sitzen und durch unsere Prin¬
zeß bald bekannt wurde. Dienstag war cour, wo ich, so viel ich konnte, mich
in ihrer Nähe aufhielt. Es ist eins der schönsten Gesichter, das ich gesehen
habe, ihr Anstand ist so unbefangen und natürlich, daß man gleich Vertrauen
faßt; der Ausdruck von Güte und Wohlwollen in dem schönen Gesicht macht
es noch schöner. Ich habe gleich eine Aehnlichkeit mit meinem Prinz Albert
gefunden, der mir immer mit seiner graziösen Gestalt vorschwebt. Mit Ihrer
Frau Mutter war ich auch so glücklich, einige Worte zu sprechen, sie hat
Schiller gleich erkannt nach seinem Kupferstich. Schiller hat nicht am Hof
für diesen Tag gefehlt, denn es war ihm zu interessant, diese Bekanntschaft zu
machen, auch die Verehrung, die er für Sie, Durchlauchtige Fürstin, hegt, trug dazu
bei, ihn zu bestimmen, denn Alles, was Ihnen werth ist, ist es uns auch.
Auch sogar Karl ließ mir keine Ruhe, bis ich ihm erlaubte, in die Komödie
zu gehen, weil er die Frau Mutter von Ihnen sehen möchte. Auch die schöne
Prinzeß hat ihn sehr interessirt, und da sie so gnädig gegen ihn war, so hat
sie noch tiefern Eindruck gemacht. Ich wünsche dieser liebenswürdigen Prinzeß
von ganzem Herzen alles Glück und hoffe, daß ihr Schicksal auch so begünstigt
sein mag, als die Natur sie begünstigt hat.

Frau v. Staöl hat sich sehr um die Prinzeß Marie Anna beworben und
sie hat ihr sehr gefallen. Ich möchte wohl, daß Sie, gnädigste Fürstin, diese
seltene Erscheinung beobachten könnten. Es ist ein Wesen, das einzig in seiner
Art ist und das man bewundern muß. Es ist selten, so eine Klarheit des
Geistes zu finden und so eine Wahrheit! Es ist nichts Dunkles in ihr, kein



*) Weimar. Jedenfalls im Anfang des Jahres 1804.
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[0152] Durchlaucht Prinzeß Schwester und Herrn Schwager zu Gnaden zu empfehlen. Ih Charlotte Schiller. re unterthänige Schiller empfiehlt sich Ihnen, gnädigste Fürstin, wie dem Durchlauchtigen Fürsten angelegentlichst und unterthünig zu Gnaden. 4) Charlotte v. Schiller an dieselbe. Ohne Ortsangabe und Datum. ^) Gnädigste Fürstin! Vergönnen Sie mir mit Ihrer gewohnten Gnade und Nachsicht, daß ich Ihnen diese Zeilen schreibe und Ihnen selbst meinen Dank ausspreche für die lieben Zeilen, die Sie mir, gnädigste Fürstin, von Philipps¬ thal aus schrieben; ich habe in derselben Viertelstunde, als ich sie erhielt, so¬ gleich die Staffette besorgt. Auch Ihnen verdanke ich, daß ich die schöne liebenswürdige Prinzeß Marie Anna ein wenig mehr kennen lernte, als ich es vielleicht sonst würde haben thun können. Montag wurde Maria Stuart ge¬ geben, wo ich das Glück hatte, in ihrer Nähe zu sitzen und durch unsere Prin¬ zeß bald bekannt wurde. Dienstag war cour, wo ich, so viel ich konnte, mich in ihrer Nähe aufhielt. Es ist eins der schönsten Gesichter, das ich gesehen habe, ihr Anstand ist so unbefangen und natürlich, daß man gleich Vertrauen faßt; der Ausdruck von Güte und Wohlwollen in dem schönen Gesicht macht es noch schöner. Ich habe gleich eine Aehnlichkeit mit meinem Prinz Albert gefunden, der mir immer mit seiner graziösen Gestalt vorschwebt. Mit Ihrer Frau Mutter war ich auch so glücklich, einige Worte zu sprechen, sie hat Schiller gleich erkannt nach seinem Kupferstich. Schiller hat nicht am Hof für diesen Tag gefehlt, denn es war ihm zu interessant, diese Bekanntschaft zu machen, auch die Verehrung, die er für Sie, Durchlauchtige Fürstin, hegt, trug dazu bei, ihn zu bestimmen, denn Alles, was Ihnen werth ist, ist es uns auch. Auch sogar Karl ließ mir keine Ruhe, bis ich ihm erlaubte, in die Komödie zu gehen, weil er die Frau Mutter von Ihnen sehen möchte. Auch die schöne Prinzeß hat ihn sehr interessirt, und da sie so gnädig gegen ihn war, so hat sie noch tiefern Eindruck gemacht. Ich wünsche dieser liebenswürdigen Prinzeß von ganzem Herzen alles Glück und hoffe, daß ihr Schicksal auch so begünstigt sein mag, als die Natur sie begünstigt hat. Frau v. Staöl hat sich sehr um die Prinzeß Marie Anna beworben und sie hat ihr sehr gefallen. Ich möchte wohl, daß Sie, gnädigste Fürstin, diese seltene Erscheinung beobachten könnten. Es ist ein Wesen, das einzig in seiner Art ist und das man bewundern muß. Es ist selten, so eine Klarheit des Geistes zu finden und so eine Wahrheit! Es ist nichts Dunkles in ihr, kein *) Weimar. Jedenfalls im Anfang des Jahres 1804.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157642/152>, abgerufen am 19.05.2024.