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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band.

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Andenke"; dein Durchlauchtigen Fürsten und der verehrten Prinzeß Schwester
empfehlen Sie mich zu Gnaden, Prinzeß Thekla und Prinz Albert sollen der
Lvllo Ihr geneigtes Andenken nicht versagen.


Ihre unterthänige

Charlotte Schiller.

Schiller empfiehlt sich Ihnen und Ihrer verehrten Familie aufs ange¬
legentlichste zu Gnaden. Fernow war hier und spricht mit großer Achtung
und Verehrung von Ihnen.

5) Charlotte v. Schiller an dieselbe.

Weimar, den 23. Februar 1807.*)

Durchlauchtigste Fürstin! Mit Ihrem mir so tröstend wohlwollenden
Gemüth werden Sie mir gewiß vergönnen, Ihnen eine Freude mitzutheilen,
die ich gestern hatte. Mein Herz ist so voll davon und ich möchte so gern in
einer Seele, die für Alles so rein gestimmt ist, sür jede schöne Erscheinung
des Lebens, diese Gefühle niederlegen, die der Anblick einer so edlen hohen
Natur gewährt. Ich war gestern so glücklich, Ihren Herrn Schwager, den
Prinzen Wilhelm von Preußen, zu sehen; er hat mich gleich wieder erkannt
und mit einer Freundlichkeit, die mich tief rührte. Ueberhaupt war es mir
sehr rührend, ihn wiederzusehen, da ich ihn in der traurigen Nacht vom
14. Oktober verwundet glaubte. Ehe ich überhaupt etwas von ihm sage, will
ich die warmen herzlichen Empfehlungen ausrichten, die er mir für Ew. Durch¬
laucht und Durchlaucht Prinzeß Karl auftrug. Es sei ihm jetzt nicht möglich,
nach Rudolstadt zu kommen, er geht jetzt nach Hamburg und von da nach
Paris; bei seiner Rückreise bleibt er, wollen wir hoffen, länger, denn er hat
mir auch versprochen, mich zu besuche". Daß man ihn nicht in Berlin hinein¬
ließ**), werden Sie, gnädige Fürstin, auch erfahren; wo ist der Glaube unter
diesen Menschen und was ist überhaupt die Welt, möchte man fragen, wenn
man solchen Menschen, wie Prinz Wilhelm, nicht vertrauen kann und will, die
das Gepräge des Edelsten so sichtbar in ihrem ganzen Wesen haben! Er hat




*) Schilderung des Prinzen Wilhelm von Preußen ans seiner Durchreise durch Weimar.
Ueber seine Sendung nach Paris und über die Unterhandlungen daselbst vergl. - "Aus Steins
Leben" von Pertz, erste Hälfte, Berlin 1866. S. 242 ff. -- Der erwähnte Aufenthalt der
Fürstin in Frankenhausen bezieht sich darauf, daß Caroline Louise nach dem Treffen bei
Saalfeld sich auf des Fürsten Wunsch aus Rudolstadt, für welches man Schlimmeres fürchtete,
entfernte. Sie begab sich mit ihrer Schwester, der Prinzessin Karl, mit den Fürstlichen
Kindern und mit deren Gouverneur v. Gleichen nach Frankenhauscn und Kassel und kehrte
von da später zurück.
**) Man wünschte wohl nicht, daß er durch Berlin reise, um alle Aufregung zu ver¬
meiden, die Napoleons Mißtrauen erregen konnten.

Andenke«; dein Durchlauchtigen Fürsten und der verehrten Prinzeß Schwester
empfehlen Sie mich zu Gnaden, Prinzeß Thekla und Prinz Albert sollen der
Lvllo Ihr geneigtes Andenken nicht versagen.


Ihre unterthänige

Charlotte Schiller.

Schiller empfiehlt sich Ihnen und Ihrer verehrten Familie aufs ange¬
legentlichste zu Gnaden. Fernow war hier und spricht mit großer Achtung
und Verehrung von Ihnen.

5) Charlotte v. Schiller an dieselbe.

Weimar, den 23. Februar 1807.*)

Durchlauchtigste Fürstin! Mit Ihrem mir so tröstend wohlwollenden
Gemüth werden Sie mir gewiß vergönnen, Ihnen eine Freude mitzutheilen,
die ich gestern hatte. Mein Herz ist so voll davon und ich möchte so gern in
einer Seele, die für Alles so rein gestimmt ist, sür jede schöne Erscheinung
des Lebens, diese Gefühle niederlegen, die der Anblick einer so edlen hohen
Natur gewährt. Ich war gestern so glücklich, Ihren Herrn Schwager, den
Prinzen Wilhelm von Preußen, zu sehen; er hat mich gleich wieder erkannt
und mit einer Freundlichkeit, die mich tief rührte. Ueberhaupt war es mir
sehr rührend, ihn wiederzusehen, da ich ihn in der traurigen Nacht vom
14. Oktober verwundet glaubte. Ehe ich überhaupt etwas von ihm sage, will
ich die warmen herzlichen Empfehlungen ausrichten, die er mir für Ew. Durch¬
laucht und Durchlaucht Prinzeß Karl auftrug. Es sei ihm jetzt nicht möglich,
nach Rudolstadt zu kommen, er geht jetzt nach Hamburg und von da nach
Paris; bei seiner Rückreise bleibt er, wollen wir hoffen, länger, denn er hat
mir auch versprochen, mich zu besuche«. Daß man ihn nicht in Berlin hinein¬
ließ**), werden Sie, gnädige Fürstin, auch erfahren; wo ist der Glaube unter
diesen Menschen und was ist überhaupt die Welt, möchte man fragen, wenn
man solchen Menschen, wie Prinz Wilhelm, nicht vertrauen kann und will, die
das Gepräge des Edelsten so sichtbar in ihrem ganzen Wesen haben! Er hat




*) Schilderung des Prinzen Wilhelm von Preußen ans seiner Durchreise durch Weimar.
Ueber seine Sendung nach Paris und über die Unterhandlungen daselbst vergl. - „Aus Steins
Leben" von Pertz, erste Hälfte, Berlin 1866. S. 242 ff. — Der erwähnte Aufenthalt der
Fürstin in Frankenhausen bezieht sich darauf, daß Caroline Louise nach dem Treffen bei
Saalfeld sich auf des Fürsten Wunsch aus Rudolstadt, für welches man Schlimmeres fürchtete,
entfernte. Sie begab sich mit ihrer Schwester, der Prinzessin Karl, mit den Fürstlichen
Kindern und mit deren Gouverneur v. Gleichen nach Frankenhauscn und Kassel und kehrte
von da später zurück.
**) Man wünschte wohl nicht, daß er durch Berlin reise, um alle Aufregung zu ver¬
meiden, die Napoleons Mißtrauen erregen konnten.
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[0154] Andenke«; dein Durchlauchtigen Fürsten und der verehrten Prinzeß Schwester empfehlen Sie mich zu Gnaden, Prinzeß Thekla und Prinz Albert sollen der Lvllo Ihr geneigtes Andenken nicht versagen. Ihre unterthänige Charlotte Schiller. Schiller empfiehlt sich Ihnen und Ihrer verehrten Familie aufs ange¬ legentlichste zu Gnaden. Fernow war hier und spricht mit großer Achtung und Verehrung von Ihnen. 5) Charlotte v. Schiller an dieselbe. Weimar, den 23. Februar 1807.*) Durchlauchtigste Fürstin! Mit Ihrem mir so tröstend wohlwollenden Gemüth werden Sie mir gewiß vergönnen, Ihnen eine Freude mitzutheilen, die ich gestern hatte. Mein Herz ist so voll davon und ich möchte so gern in einer Seele, die für Alles so rein gestimmt ist, sür jede schöne Erscheinung des Lebens, diese Gefühle niederlegen, die der Anblick einer so edlen hohen Natur gewährt. Ich war gestern so glücklich, Ihren Herrn Schwager, den Prinzen Wilhelm von Preußen, zu sehen; er hat mich gleich wieder erkannt und mit einer Freundlichkeit, die mich tief rührte. Ueberhaupt war es mir sehr rührend, ihn wiederzusehen, da ich ihn in der traurigen Nacht vom 14. Oktober verwundet glaubte. Ehe ich überhaupt etwas von ihm sage, will ich die warmen herzlichen Empfehlungen ausrichten, die er mir für Ew. Durch¬ laucht und Durchlaucht Prinzeß Karl auftrug. Es sei ihm jetzt nicht möglich, nach Rudolstadt zu kommen, er geht jetzt nach Hamburg und von da nach Paris; bei seiner Rückreise bleibt er, wollen wir hoffen, länger, denn er hat mir auch versprochen, mich zu besuche«. Daß man ihn nicht in Berlin hinein¬ ließ**), werden Sie, gnädige Fürstin, auch erfahren; wo ist der Glaube unter diesen Menschen und was ist überhaupt die Welt, möchte man fragen, wenn man solchen Menschen, wie Prinz Wilhelm, nicht vertrauen kann und will, die das Gepräge des Edelsten so sichtbar in ihrem ganzen Wesen haben! Er hat *) Schilderung des Prinzen Wilhelm von Preußen ans seiner Durchreise durch Weimar. Ueber seine Sendung nach Paris und über die Unterhandlungen daselbst vergl. - „Aus Steins Leben" von Pertz, erste Hälfte, Berlin 1866. S. 242 ff. — Der erwähnte Aufenthalt der Fürstin in Frankenhausen bezieht sich darauf, daß Caroline Louise nach dem Treffen bei Saalfeld sich auf des Fürsten Wunsch aus Rudolstadt, für welches man Schlimmeres fürchtete, entfernte. Sie begab sich mit ihrer Schwester, der Prinzessin Karl, mit den Fürstlichen Kindern und mit deren Gouverneur v. Gleichen nach Frankenhauscn und Kassel und kehrte von da später zurück. **) Man wünschte wohl nicht, daß er durch Berlin reise, um alle Aufregung zu ver¬ meiden, die Napoleons Mißtrauen erregen konnten.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157642/154>, abgerufen am 18.05.2024.