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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band.

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Lisenöahnstudien.
i.

Das große Interesse, welches alle Gebildeten in den letzten Monaten an
der Weiterentwickelung, beziehentlich theilweisen Umbildung des deutschen
Eisenbahnwesens genommen und bethätigt haben, besonders aber die außer¬
ordentliche Regsamkeit, die in Eisenbahnfachkreisen zur Durchführung heilsamer
Reformen herrscht, läßt es gerechtfertigt erscheinen, auch in diesen Blättern, die
ja stets allen die Nation bewegenden Fragen Raum gewähren, über Eisen¬
bahnfragen Betrachtungen anzustellen.

Es ist leider Thatsache, daß in der großen Masse der Gebildeten, ja selbst
in volkswirthschaftlich geschulten Kreisen der höheren Gesellschaft wichtigen
Eisenbahnfragen, die in das gesammte wirthschaftliche Leben der Nation tief
eingreifen, trotz des großen Interesses verhältnißmäßig wenig Verständniß, ge¬
schweige denn Sympathie entgegengebracht wird. Und noch weit mehr ist der
Umstand zu beklagen, daß beinahe die ganze deutsche Presse bei allen Fragen,
wo scheinbar die Interessen des Publikums mit denen der Eisenbahnen colli-
diren, vorurtheilsvoll gegen letztere Partei ergreift. Es sind dadurch vielfach
Zustände geschaffen worden, die dringender Abhilfe bedürfen, und gerade durch
den vermeintlichen Schutz, der den Interessen der Gesammtheit zu Theil wurde,
sind diese zu Gunsten der Bequemlichkeit Weniger oft schwer geschädigt worden.

In den folgenden Ausführungen soll versucht werden, diese Behauptungen
des Nähern zu erhärten, und wenn es dadurch gelingt, manche herrschenden Vor¬
urtheile zu beseitigen und zu eingehenderen Studium der einschlagenden Ver¬
hältnisse anzuregen, so sind die Zwecke dieser Zeilen erfüllt. Zu näherem
Studium bietet sich reichlich Gelegenheit in den statistischen Veröffentlichungen
des Königlich preußischen Handelsministeriums über die Betriebsergebnisse der
Eisenbahnen :c., in verschiedenen Aufsätzen in der Zeitung des Vereins deutscher
Eisenbahnverwaltungen, besonders in dem laufenden und dem Jahrgange 1876,
und in einer ganzen Reihe ebendaselbst genannter und besprochener Werke.


Grenzboten II. 1877. 31
Lisenöahnstudien.
i.

Das große Interesse, welches alle Gebildeten in den letzten Monaten an
der Weiterentwickelung, beziehentlich theilweisen Umbildung des deutschen
Eisenbahnwesens genommen und bethätigt haben, besonders aber die außer¬
ordentliche Regsamkeit, die in Eisenbahnfachkreisen zur Durchführung heilsamer
Reformen herrscht, läßt es gerechtfertigt erscheinen, auch in diesen Blättern, die
ja stets allen die Nation bewegenden Fragen Raum gewähren, über Eisen¬
bahnfragen Betrachtungen anzustellen.

Es ist leider Thatsache, daß in der großen Masse der Gebildeten, ja selbst
in volkswirthschaftlich geschulten Kreisen der höheren Gesellschaft wichtigen
Eisenbahnfragen, die in das gesammte wirthschaftliche Leben der Nation tief
eingreifen, trotz des großen Interesses verhältnißmäßig wenig Verständniß, ge¬
schweige denn Sympathie entgegengebracht wird. Und noch weit mehr ist der
Umstand zu beklagen, daß beinahe die ganze deutsche Presse bei allen Fragen,
wo scheinbar die Interessen des Publikums mit denen der Eisenbahnen colli-
diren, vorurtheilsvoll gegen letztere Partei ergreift. Es sind dadurch vielfach
Zustände geschaffen worden, die dringender Abhilfe bedürfen, und gerade durch
den vermeintlichen Schutz, der den Interessen der Gesammtheit zu Theil wurde,
sind diese zu Gunsten der Bequemlichkeit Weniger oft schwer geschädigt worden.

In den folgenden Ausführungen soll versucht werden, diese Behauptungen
des Nähern zu erhärten, und wenn es dadurch gelingt, manche herrschenden Vor¬
urtheile zu beseitigen und zu eingehenderen Studium der einschlagenden Ver¬
hältnisse anzuregen, so sind die Zwecke dieser Zeilen erfüllt. Zu näherem
Studium bietet sich reichlich Gelegenheit in den statistischen Veröffentlichungen
des Königlich preußischen Handelsministeriums über die Betriebsergebnisse der
Eisenbahnen :c., in verschiedenen Aufsätzen in der Zeitung des Vereins deutscher
Eisenbahnverwaltungen, besonders in dem laufenden und dem Jahrgange 1876,
und in einer ganzen Reihe ebendaselbst genannter und besprochener Werke.


Grenzboten II. 1877. 31
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[0245] Lisenöahnstudien. i. Das große Interesse, welches alle Gebildeten in den letzten Monaten an der Weiterentwickelung, beziehentlich theilweisen Umbildung des deutschen Eisenbahnwesens genommen und bethätigt haben, besonders aber die außer¬ ordentliche Regsamkeit, die in Eisenbahnfachkreisen zur Durchführung heilsamer Reformen herrscht, läßt es gerechtfertigt erscheinen, auch in diesen Blättern, die ja stets allen die Nation bewegenden Fragen Raum gewähren, über Eisen¬ bahnfragen Betrachtungen anzustellen. Es ist leider Thatsache, daß in der großen Masse der Gebildeten, ja selbst in volkswirthschaftlich geschulten Kreisen der höheren Gesellschaft wichtigen Eisenbahnfragen, die in das gesammte wirthschaftliche Leben der Nation tief eingreifen, trotz des großen Interesses verhältnißmäßig wenig Verständniß, ge¬ schweige denn Sympathie entgegengebracht wird. Und noch weit mehr ist der Umstand zu beklagen, daß beinahe die ganze deutsche Presse bei allen Fragen, wo scheinbar die Interessen des Publikums mit denen der Eisenbahnen colli- diren, vorurtheilsvoll gegen letztere Partei ergreift. Es sind dadurch vielfach Zustände geschaffen worden, die dringender Abhilfe bedürfen, und gerade durch den vermeintlichen Schutz, der den Interessen der Gesammtheit zu Theil wurde, sind diese zu Gunsten der Bequemlichkeit Weniger oft schwer geschädigt worden. In den folgenden Ausführungen soll versucht werden, diese Behauptungen des Nähern zu erhärten, und wenn es dadurch gelingt, manche herrschenden Vor¬ urtheile zu beseitigen und zu eingehenderen Studium der einschlagenden Ver¬ hältnisse anzuregen, so sind die Zwecke dieser Zeilen erfüllt. Zu näherem Studium bietet sich reichlich Gelegenheit in den statistischen Veröffentlichungen des Königlich preußischen Handelsministeriums über die Betriebsergebnisse der Eisenbahnen :c., in verschiedenen Aufsätzen in der Zeitung des Vereins deutscher Eisenbahnverwaltungen, besonders in dem laufenden und dem Jahrgange 1876, und in einer ganzen Reihe ebendaselbst genannter und besprochener Werke. Grenzboten II. 1877. 31

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157642/245>, abgerufen am 26.05.2024.