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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band.

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Archive für seine Darstellung manches ganz neue Material herbeizuschaffen
Die zweite Abtheilung des zweiten Bandes dürfte binnen Kurzem den Ab¬
schluß der Regierungsgeschichte König Wenzels bringen. H. Markgraf.


Friedrich der Große und die Volkserziehung. Vortrag gehalten am
24. Januar 1877 im Bürgersaal des berliner Rathhauses von Dr. P. D. Fischer.
Berlin/ Ferdinand Dümmlers Verlagsbuchhandlung 1877.

Eine gute Uebersicht über alles das, was der große König einerseits als
Philosoph über Unterricht und Volkserziehung geschrieben und andrerseits als
Landesherr auf diesem Gebiete angeordnet und geleistet hat. In ersterer Be¬
ziehung führt der Verfasser nach einem Hinweis auf den Briefwechsel Friedrichs
mit Voltaire und d'Alembert eine Anzahl von Abhandlungen und Erziehungs-
anweisnngen desselben an, in denen dieses Thema erörtert wird, und unter
denen namentlich die "I^kttrs sur I'^clucatüm" und die berühmte Abhandlung,
in welcher er 1780 seine Ansichten über den Zustand und die Aussichten der
deutschen Literatur ausspricht, wobei er auch der Verbesserung des höheren
Schulwesens ausführlich gedenkt, sehr charakteristisch sind. Grundsätze seiner
Pädagogik sind: Die jungen Leute müssen selbständig denken lernen, die Unter¬
richtsmethode soll nicht' pedantisch, aber solid und gründlich und das erste
Objekt derselben soll Ausklärung sein; denn diese ist "der Ausgang des Menschen
aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit", ein zweites Weckung des Gefühls
der Menschenwürde, endlich soll die Erziehung darauf gerichtet sein, daß willens¬
starke, folgerichtig handelnde und vaterlandsliebende Menschen aus ihr hervor¬
gehen. In Betreff dessen, was der König als Landesherr für die Hebung von
Unterricht und Erziehung gethan, wird darauf hingewiesen, wie er sofort nach
Beendigung des siebenjährigen Krieges dahin bezügliche Maßregeln traf, wie
er das'vom Grundsatz der allgemeinen Schulpflicht ausgehende General-Land-
Schulreglement vom 12. August 1763 erließ, und wie er regen Antheil an der
Verbesserung der Mittelschulen und Gymnasien nahm. Was Friedrich der
Große nach diesen Darlegungen auf dem vom Verfasser besprochenen Gebiete
geleistet hat, ist nicht gering anzuschlagen. Wichtiger aber und nachhaltiger als
diese unmittelbare Thätigkeit ist der Einfluß gewesen, mit welchem seine ge¬
waltige Persönlichkeit durch die Macht ihres Vorbildes und die Wucht ihrer
Thaten auf die gesammte Nation erziehend gewirkt hat.




Infolge der Erkrankung unsers Reichstagscorrespoudenten fällt der Reichstagsbericht
/Die Redaction. in dieser Woche aus.






Verantwortlicher Redacteur: Dr. Hans Blum in Leipzig.
Verlag von F. L. Hcrbig in Leipzig. -- Druck von Hiithcl Herrmann in Leipzig.

Archive für seine Darstellung manches ganz neue Material herbeizuschaffen
Die zweite Abtheilung des zweiten Bandes dürfte binnen Kurzem den Ab¬
schluß der Regierungsgeschichte König Wenzels bringen. H. Markgraf.


Friedrich der Große und die Volkserziehung. Vortrag gehalten am
24. Januar 1877 im Bürgersaal des berliner Rathhauses von Dr. P. D. Fischer.
Berlin/ Ferdinand Dümmlers Verlagsbuchhandlung 1877.

Eine gute Uebersicht über alles das, was der große König einerseits als
Philosoph über Unterricht und Volkserziehung geschrieben und andrerseits als
Landesherr auf diesem Gebiete angeordnet und geleistet hat. In ersterer Be¬
ziehung führt der Verfasser nach einem Hinweis auf den Briefwechsel Friedrichs
mit Voltaire und d'Alembert eine Anzahl von Abhandlungen und Erziehungs-
anweisnngen desselben an, in denen dieses Thema erörtert wird, und unter
denen namentlich die „I^kttrs sur I'^clucatüm" und die berühmte Abhandlung,
in welcher er 1780 seine Ansichten über den Zustand und die Aussichten der
deutschen Literatur ausspricht, wobei er auch der Verbesserung des höheren
Schulwesens ausführlich gedenkt, sehr charakteristisch sind. Grundsätze seiner
Pädagogik sind: Die jungen Leute müssen selbständig denken lernen, die Unter¬
richtsmethode soll nicht' pedantisch, aber solid und gründlich und das erste
Objekt derselben soll Ausklärung sein; denn diese ist „der Ausgang des Menschen
aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit", ein zweites Weckung des Gefühls
der Menschenwürde, endlich soll die Erziehung darauf gerichtet sein, daß willens¬
starke, folgerichtig handelnde und vaterlandsliebende Menschen aus ihr hervor¬
gehen. In Betreff dessen, was der König als Landesherr für die Hebung von
Unterricht und Erziehung gethan, wird darauf hingewiesen, wie er sofort nach
Beendigung des siebenjährigen Krieges dahin bezügliche Maßregeln traf, wie
er das'vom Grundsatz der allgemeinen Schulpflicht ausgehende General-Land-
Schulreglement vom 12. August 1763 erließ, und wie er regen Antheil an der
Verbesserung der Mittelschulen und Gymnasien nahm. Was Friedrich der
Große nach diesen Darlegungen auf dem vom Verfasser besprochenen Gebiete
geleistet hat, ist nicht gering anzuschlagen. Wichtiger aber und nachhaltiger als
diese unmittelbare Thätigkeit ist der Einfluß gewesen, mit welchem seine ge¬
waltige Persönlichkeit durch die Macht ihres Vorbildes und die Wucht ihrer
Thaten auf die gesammte Nation erziehend gewirkt hat.




Infolge der Erkrankung unsers Reichstagscorrespoudenten fällt der Reichstagsbericht
/Die Redaction. in dieser Woche aus.






Verantwortlicher Redacteur: Dr. Hans Blum in Leipzig.
Verlag von F. L. Hcrbig in Leipzig. — Druck von Hiithcl Herrmann in Leipzig.
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[0044] Archive für seine Darstellung manches ganz neue Material herbeizuschaffen Die zweite Abtheilung des zweiten Bandes dürfte binnen Kurzem den Ab¬ schluß der Regierungsgeschichte König Wenzels bringen. H. Markgraf. Friedrich der Große und die Volkserziehung. Vortrag gehalten am 24. Januar 1877 im Bürgersaal des berliner Rathhauses von Dr. P. D. Fischer. Berlin/ Ferdinand Dümmlers Verlagsbuchhandlung 1877. Eine gute Uebersicht über alles das, was der große König einerseits als Philosoph über Unterricht und Volkserziehung geschrieben und andrerseits als Landesherr auf diesem Gebiete angeordnet und geleistet hat. In ersterer Be¬ ziehung führt der Verfasser nach einem Hinweis auf den Briefwechsel Friedrichs mit Voltaire und d'Alembert eine Anzahl von Abhandlungen und Erziehungs- anweisnngen desselben an, in denen dieses Thema erörtert wird, und unter denen namentlich die „I^kttrs sur I'^clucatüm" und die berühmte Abhandlung, in welcher er 1780 seine Ansichten über den Zustand und die Aussichten der deutschen Literatur ausspricht, wobei er auch der Verbesserung des höheren Schulwesens ausführlich gedenkt, sehr charakteristisch sind. Grundsätze seiner Pädagogik sind: Die jungen Leute müssen selbständig denken lernen, die Unter¬ richtsmethode soll nicht' pedantisch, aber solid und gründlich und das erste Objekt derselben soll Ausklärung sein; denn diese ist „der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit", ein zweites Weckung des Gefühls der Menschenwürde, endlich soll die Erziehung darauf gerichtet sein, daß willens¬ starke, folgerichtig handelnde und vaterlandsliebende Menschen aus ihr hervor¬ gehen. In Betreff dessen, was der König als Landesherr für die Hebung von Unterricht und Erziehung gethan, wird darauf hingewiesen, wie er sofort nach Beendigung des siebenjährigen Krieges dahin bezügliche Maßregeln traf, wie er das'vom Grundsatz der allgemeinen Schulpflicht ausgehende General-Land- Schulreglement vom 12. August 1763 erließ, und wie er regen Antheil an der Verbesserung der Mittelschulen und Gymnasien nahm. Was Friedrich der Große nach diesen Darlegungen auf dem vom Verfasser besprochenen Gebiete geleistet hat, ist nicht gering anzuschlagen. Wichtiger aber und nachhaltiger als diese unmittelbare Thätigkeit ist der Einfluß gewesen, mit welchem seine ge¬ waltige Persönlichkeit durch die Macht ihres Vorbildes und die Wucht ihrer Thaten auf die gesammte Nation erziehend gewirkt hat. Infolge der Erkrankung unsers Reichstagscorrespoudenten fällt der Reichstagsbericht /Die Redaction. in dieser Woche aus. Verantwortlicher Redacteur: Dr. Hans Blum in Leipzig. Verlag von F. L. Hcrbig in Leipzig. — Druck von Hiithcl Herrmann in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157642/44>, abgerufen am 26.05.2024.