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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band.

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des Volkes in der Pfalz zu geben, so unternimmt der Verfasser unserer Schrift
eine Schilderung dortiger Landschaften, an die sich geschichtliche Erinnerungen
knüpfen. "Es zog den Fremdling (der Verfasser hatte zuvor in Nürnberg
gelebt) hin zu den Resten der gewaltigen Sickingerburg, hin zu dem trotzigen
Denkmal kaiserlicher Macht auf dem Trifels, hin zu der Madenburg thronen¬
den Trümmern, hin zu den rauschenden Tannen und den rieselnden Wassern.
Und je öfter das Auge weilte auf den Spuren der Vorzeit, je tiefer die Seele
einsaugte die Reize der Landschaft, die ruhen auf den Fluren am Rheinstrom,
je weiter der Blick zurückging auf die ältesten und alten Geschicke dieser geseg¬
neten Gauen, dieser romantischen Burgen, um so fester wurzelte der Entschluß,
den Ruhm und die Schone dieser Lande nach Kräften zu verbreiten im deut¬
schen Vaterlande." "Er will seine Begleiter auf die Punkte führen, wo einstens
tosend die Wogen der Geschichte schäumten, wo der Reiz der Gegenwart wider¬
strahlt im Spiegel der Vergangenheit (eine Wendung, die für uns dunkel
blieb). Nicht er will sprechen, der Schreiber dieser Zeilen, sondern das Land
soll seine Stimme erheben, zu sagen und zu schildern von seinen gebrochenen
Burgen, seinen lieblichen Thälern, seinen dunkeln Forsten, seinen leichtgegürte¬
ten Städten. Er will der Mund sein, der den Hörer erinnert an die Zeiten
der Steinaxt und des Bronzebeils, an die Jahre der Verwüstung und die Tage
des Jammers, an die Dämmerung besserer Stunden und die Sonne der Gegen¬
wart." In diesem Stil sind viele Stellen der Reisebilder gehalten. Solche
empfindsame Rhetorik aber ist nicht nach unserm Geschmacke, sie hat einen
starken Zug von innerer Unwahrheit an sich und ist im besten Falle Selbst¬
täuschung. Wenigstens empfindet ein gesunder und gereifter Geist nicht so.
Der Verfasser, der noch sehr jung zu sein scheint, wird in zehn Jahren, wenn
er sein Buch wieder ansieht, selbst den Wunsch haben, etwas weniger in Pathos
und Brustton geleistet zu haben. Dieser Mangel der Form schließt aber nicht
aus, daß der Inhalt größtentheils belehrend und interessant ist. Unter den
angehängten Gedichten befinden sich ein Paar recht hübsche.


Lilvei- kmA <ZoIä ana tdoii- rslation to the Problem ok i-ssumxtion. OMn,
Ilorton. vmviniia,t>i, R. Olm-Ke unä Oomp. 1877.

Der Verfasser verfolgt den Zweck, seinen Lesern die Thatsachen und die
verschiedenen Doktrinen in Betreff der Geldwirthschaft klar zu machen und sie
auch hinsichtlich dessen zu orientiren, was darüber in Deutschland gedacht und
geschrieben worden ist, wobei er namentlich auf Bamberger's Ausführungen
Rücksicht nimmt. Nachdem er die Grundzüge der gegenwärtigen Lage im Um¬
riß gegeben, theilt er in gedrängter Form die besten Schätzungen über die
Produktion, die Vertheilung und den Verbrauch der Edelmetalle mit. Dann


des Volkes in der Pfalz zu geben, so unternimmt der Verfasser unserer Schrift
eine Schilderung dortiger Landschaften, an die sich geschichtliche Erinnerungen
knüpfen. „Es zog den Fremdling (der Verfasser hatte zuvor in Nürnberg
gelebt) hin zu den Resten der gewaltigen Sickingerburg, hin zu dem trotzigen
Denkmal kaiserlicher Macht auf dem Trifels, hin zu der Madenburg thronen¬
den Trümmern, hin zu den rauschenden Tannen und den rieselnden Wassern.
Und je öfter das Auge weilte auf den Spuren der Vorzeit, je tiefer die Seele
einsaugte die Reize der Landschaft, die ruhen auf den Fluren am Rheinstrom,
je weiter der Blick zurückging auf die ältesten und alten Geschicke dieser geseg¬
neten Gauen, dieser romantischen Burgen, um so fester wurzelte der Entschluß,
den Ruhm und die Schone dieser Lande nach Kräften zu verbreiten im deut¬
schen Vaterlande." „Er will seine Begleiter auf die Punkte führen, wo einstens
tosend die Wogen der Geschichte schäumten, wo der Reiz der Gegenwart wider¬
strahlt im Spiegel der Vergangenheit (eine Wendung, die für uns dunkel
blieb). Nicht er will sprechen, der Schreiber dieser Zeilen, sondern das Land
soll seine Stimme erheben, zu sagen und zu schildern von seinen gebrochenen
Burgen, seinen lieblichen Thälern, seinen dunkeln Forsten, seinen leichtgegürte¬
ten Städten. Er will der Mund sein, der den Hörer erinnert an die Zeiten
der Steinaxt und des Bronzebeils, an die Jahre der Verwüstung und die Tage
des Jammers, an die Dämmerung besserer Stunden und die Sonne der Gegen¬
wart." In diesem Stil sind viele Stellen der Reisebilder gehalten. Solche
empfindsame Rhetorik aber ist nicht nach unserm Geschmacke, sie hat einen
starken Zug von innerer Unwahrheit an sich und ist im besten Falle Selbst¬
täuschung. Wenigstens empfindet ein gesunder und gereifter Geist nicht so.
Der Verfasser, der noch sehr jung zu sein scheint, wird in zehn Jahren, wenn
er sein Buch wieder ansieht, selbst den Wunsch haben, etwas weniger in Pathos
und Brustton geleistet zu haben. Dieser Mangel der Form schließt aber nicht
aus, daß der Inhalt größtentheils belehrend und interessant ist. Unter den
angehängten Gedichten befinden sich ein Paar recht hübsche.


Lilvei- kmA <ZoIä ana tdoii- rslation to the Problem ok i-ssumxtion. OMn,
Ilorton. vmviniia,t>i, R. Olm-Ke unä Oomp. 1877.

Der Verfasser verfolgt den Zweck, seinen Lesern die Thatsachen und die
verschiedenen Doktrinen in Betreff der Geldwirthschaft klar zu machen und sie
auch hinsichtlich dessen zu orientiren, was darüber in Deutschland gedacht und
geschrieben worden ist, wobei er namentlich auf Bamberger's Ausführungen
Rücksicht nimmt. Nachdem er die Grundzüge der gegenwärtigen Lage im Um¬
riß gegeben, theilt er in gedrängter Form die besten Schätzungen über die
Produktion, die Vertheilung und den Verbrauch der Edelmetalle mit. Dann


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[0442] des Volkes in der Pfalz zu geben, so unternimmt der Verfasser unserer Schrift eine Schilderung dortiger Landschaften, an die sich geschichtliche Erinnerungen knüpfen. „Es zog den Fremdling (der Verfasser hatte zuvor in Nürnberg gelebt) hin zu den Resten der gewaltigen Sickingerburg, hin zu dem trotzigen Denkmal kaiserlicher Macht auf dem Trifels, hin zu der Madenburg thronen¬ den Trümmern, hin zu den rauschenden Tannen und den rieselnden Wassern. Und je öfter das Auge weilte auf den Spuren der Vorzeit, je tiefer die Seele einsaugte die Reize der Landschaft, die ruhen auf den Fluren am Rheinstrom, je weiter der Blick zurückging auf die ältesten und alten Geschicke dieser geseg¬ neten Gauen, dieser romantischen Burgen, um so fester wurzelte der Entschluß, den Ruhm und die Schone dieser Lande nach Kräften zu verbreiten im deut¬ schen Vaterlande." „Er will seine Begleiter auf die Punkte führen, wo einstens tosend die Wogen der Geschichte schäumten, wo der Reiz der Gegenwart wider¬ strahlt im Spiegel der Vergangenheit (eine Wendung, die für uns dunkel blieb). Nicht er will sprechen, der Schreiber dieser Zeilen, sondern das Land soll seine Stimme erheben, zu sagen und zu schildern von seinen gebrochenen Burgen, seinen lieblichen Thälern, seinen dunkeln Forsten, seinen leichtgegürte¬ ten Städten. Er will der Mund sein, der den Hörer erinnert an die Zeiten der Steinaxt und des Bronzebeils, an die Jahre der Verwüstung und die Tage des Jammers, an die Dämmerung besserer Stunden und die Sonne der Gegen¬ wart." In diesem Stil sind viele Stellen der Reisebilder gehalten. Solche empfindsame Rhetorik aber ist nicht nach unserm Geschmacke, sie hat einen starken Zug von innerer Unwahrheit an sich und ist im besten Falle Selbst¬ täuschung. Wenigstens empfindet ein gesunder und gereifter Geist nicht so. Der Verfasser, der noch sehr jung zu sein scheint, wird in zehn Jahren, wenn er sein Buch wieder ansieht, selbst den Wunsch haben, etwas weniger in Pathos und Brustton geleistet zu haben. Dieser Mangel der Form schließt aber nicht aus, daß der Inhalt größtentheils belehrend und interessant ist. Unter den angehängten Gedichten befinden sich ein Paar recht hübsche. Lilvei- kmA <ZoIä ana tdoii- rslation to the Problem ok i-ssumxtion. OMn, Ilorton. vmviniia,t>i, R. Olm-Ke unä Oomp. 1877. Der Verfasser verfolgt den Zweck, seinen Lesern die Thatsachen und die verschiedenen Doktrinen in Betreff der Geldwirthschaft klar zu machen und sie auch hinsichtlich dessen zu orientiren, was darüber in Deutschland gedacht und geschrieben worden ist, wobei er namentlich auf Bamberger's Ausführungen Rücksicht nimmt. Nachdem er die Grundzüge der gegenwärtigen Lage im Um¬ riß gegeben, theilt er in gedrängter Form die besten Schätzungen über die Produktion, die Vertheilung und den Verbrauch der Edelmetalle mit. Dann

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157642/442>, abgerufen am 19.05.2024.