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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band.

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läßt er die verschiedenen Währungen Revue passiren und führt Alles an, was
sich für und gegen die Goldwährung oder die gemischte sagen läßt. Nach einer
Betrachtung der Durchschnittspreise, nach denen sich schließlich der Werth des
Goldes bestimmt, folgt eine kurze Skizze von der gegenwärtigen Lage der
Dinge in den Vereinigten Staaten und auf diese eine Analyse der moralischen
Fragen, die mit der zukünftigen Münzpolitk derselben verknüpft sind. Es
werden die verschiedenen Arten der Einlösung der Bonds und Greenbacks und
die vielfachen Gefahren, welchen die Union in Zukunft durch die Gesetzgebung
der europäischen Staaten ausgesetzt sein kann, erörtert und durch eine sorg¬
fältige Darstellung der Funktionen des Geldes klar gemacht. Damit ist der
Verfasser zur Betrachtung der großen monetären Bewegung gelangt, welche die
Einführung der einfachen Goldwährung bezweckt. Endlich bespricht er die
Möglichkeit von Münzkonventionen, durch welche eine Vereinigung von Staaten
herbeigeführt werden könnte, deren geeinte Macht das Verhältniß zwischen
Gold und Silber sicher abwägen, das Gleichgewicht im Handel wiederher¬
stellen und Nationen, die bisher unter den Uebelständen und Gefahren des
Papiergeldes gelitten haben, gestatten wird, wieder zum Hartgeld überzugehen.


Zeitgenossen. Erzählungen, Charakteristiken und Kritiken von Karl Braun-
Wiesbaden. Zwei Bände. Braunschweig, Druck und Verlag von Fr. Vieweg
und Sohn. 1877.

Eine Sammlung von Feuilletons, die alle mit patriotischem Geiste, Ge¬
schick, behaglichem Witz und Frische und großentheils auch mit ungewöhnlicher
Sachkenntniß geschrieben sind. Der erste Band enthält elf Charakterbilder:
Heinrich Heine und Karl Mathy (über letzteren ließe sich noch Besseres sagen),
den braven und gescheidten Hannoveraner Albert Oppermann, Hermann
v. Beckerath, Gervinus (in allen Stücken uns ans der Seele geschrieben),
Minister Schäffle, Fürst Bismarck, Rudolf Delbrück, Graf Münster (der wohl
zu hoch gestellt wird), Friedrich Oetker, Ludolf Parisius und den welfischen
Fanatiker Pastor Grote. Der zweite Band bringt Vermischtes: Das Kind
Frankreichs, eine Charakteristik des Bonapartismus, Betrachtungen bei der
Asche Napoleon's des Dritten, Glossen über den Grafen Chcnnbord, über das
Verhalten der deutschen Kriegsschiffe in Ostasien während des deutsch-franzö¬
sischen Krieges, dann ein Lebensbild von Friedrich Kapp, eine seltsame Proze߬
geschichte aus der Zeit des würtembergischen Menschenhandels mit Holland,
die uns ein wenig zu ausführlich gerathen scheint, eine recht witzige und
treffende Verarbeitung der anmaßlichen Schwärmerei Friedrich Hecker's für die
Republik der Yankees und zwei sehr komische Schwänke: "Der Ochs und der
Kapuziner" und "Der liebenswürdige Zöllner", in welchem letzteren die Um¬
ständlichkeit gewisser Beamten gegeißelt wird.


läßt er die verschiedenen Währungen Revue passiren und führt Alles an, was
sich für und gegen die Goldwährung oder die gemischte sagen läßt. Nach einer
Betrachtung der Durchschnittspreise, nach denen sich schließlich der Werth des
Goldes bestimmt, folgt eine kurze Skizze von der gegenwärtigen Lage der
Dinge in den Vereinigten Staaten und auf diese eine Analyse der moralischen
Fragen, die mit der zukünftigen Münzpolitk derselben verknüpft sind. Es
werden die verschiedenen Arten der Einlösung der Bonds und Greenbacks und
die vielfachen Gefahren, welchen die Union in Zukunft durch die Gesetzgebung
der europäischen Staaten ausgesetzt sein kann, erörtert und durch eine sorg¬
fältige Darstellung der Funktionen des Geldes klar gemacht. Damit ist der
Verfasser zur Betrachtung der großen monetären Bewegung gelangt, welche die
Einführung der einfachen Goldwährung bezweckt. Endlich bespricht er die
Möglichkeit von Münzkonventionen, durch welche eine Vereinigung von Staaten
herbeigeführt werden könnte, deren geeinte Macht das Verhältniß zwischen
Gold und Silber sicher abwägen, das Gleichgewicht im Handel wiederher¬
stellen und Nationen, die bisher unter den Uebelständen und Gefahren des
Papiergeldes gelitten haben, gestatten wird, wieder zum Hartgeld überzugehen.


Zeitgenossen. Erzählungen, Charakteristiken und Kritiken von Karl Braun-
Wiesbaden. Zwei Bände. Braunschweig, Druck und Verlag von Fr. Vieweg
und Sohn. 1877.

Eine Sammlung von Feuilletons, die alle mit patriotischem Geiste, Ge¬
schick, behaglichem Witz und Frische und großentheils auch mit ungewöhnlicher
Sachkenntniß geschrieben sind. Der erste Band enthält elf Charakterbilder:
Heinrich Heine und Karl Mathy (über letzteren ließe sich noch Besseres sagen),
den braven und gescheidten Hannoveraner Albert Oppermann, Hermann
v. Beckerath, Gervinus (in allen Stücken uns ans der Seele geschrieben),
Minister Schäffle, Fürst Bismarck, Rudolf Delbrück, Graf Münster (der wohl
zu hoch gestellt wird), Friedrich Oetker, Ludolf Parisius und den welfischen
Fanatiker Pastor Grote. Der zweite Band bringt Vermischtes: Das Kind
Frankreichs, eine Charakteristik des Bonapartismus, Betrachtungen bei der
Asche Napoleon's des Dritten, Glossen über den Grafen Chcnnbord, über das
Verhalten der deutschen Kriegsschiffe in Ostasien während des deutsch-franzö¬
sischen Krieges, dann ein Lebensbild von Friedrich Kapp, eine seltsame Proze߬
geschichte aus der Zeit des würtembergischen Menschenhandels mit Holland,
die uns ein wenig zu ausführlich gerathen scheint, eine recht witzige und
treffende Verarbeitung der anmaßlichen Schwärmerei Friedrich Hecker's für die
Republik der Yankees und zwei sehr komische Schwänke: „Der Ochs und der
Kapuziner" und „Der liebenswürdige Zöllner", in welchem letzteren die Um¬
ständlichkeit gewisser Beamten gegeißelt wird.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157642/443>, abgerufen am 26.05.2024.