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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band.

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flamme ausgelöscht hätte, ist, wie Brandes mit Recht sagt, eine müssige.
Dennoch wirft er sie auf und beantwortet sie, indem er sagt: "Es kommt mir
wahrscheinlich vor, daß er (wie sein Freund Lothar Bucher) sich in politischer
Hinsicht eng an den Fürsten Bismarck angeschlossen Hütte." Auch uus kommt
das wahrscheinlich, sogar sehr wahrscheinlich vor, aber wir knüpfen im Hinblick
auf Lassalle's tiefgehende Verschiedenheit von Bucher, nach welcher er nicht
rein der Sache zu dienen, Größere anzuerkennen und im Stillen seine Pflicht
zu thun im Stande war, daran die Frage: Würde ihn der Fürst haben
brauchen köunen, würde er ihn gemocht haben?




Im Heschichte des Weinbaus in Deutschland.

Deutschland ist das nördlichste der Länder Europa's, in welchem die Rebe
zum Zweck der Gewinnung von Wein gebant wird, und zwar sind hier
gegenwärtig die nördlichsten Punkte, wo Trauben erzeugt und gekeltert werdeu,
Brandenburg a. d. H. mit 10 Hektaren, Tschetschnow bei Frankfurt a. d. O.
mit 2 und das auf dem 53 Grad nördlicher Breite gelegene Alt-Karbe bei
Friedeberg in der Neumark mit 2,6 Hektaren Weinbergen. In der Vorzeit
aber, namentlich bis zum dreißigjährigen Kriege, reichte die Kultur der Pflanze
Noa's viel weiter nach Norden hinauf, auch war sie in den Strichen zwischen
dem Rhein und der Elbe, sowie weiterhin bis zur Oder und Weichsel viel
verbreiteter als heutzutage, wo sie hier nur sehr sporadisch betrieben wird. Im
Folgenden versuchen wir dies durch einige Auszüge aus der kleinen, aber
fleißig gearbeiteten Schrift: "Der vormalige Weinbau in Nord¬
deutsch land" von I. B. Nord ho ff zu zeigen, die zu Münster im Verlag
von Coppenrath soeben erschienen ist, und deren Angaben wir hier und da aus
andern Quellen, vorzüglich aus W. Hamm's "Weinbuch", sowie aus eigner
Erfahrung ergänzen.

Der Wein wurde den Deutschen erst bekannt, als sie mit den Römern in
Berührung kamen. Die ersten Reben wurden an den grauen Berghüngen
der Mosel gepflanzt. Später kamen auch Weinberge am Rhein und an der
Donau hinzu. Schon vor Karl dem Großen kelterte man im Norden zu
Fritzlar in Hessen und im Süden am untern Neckar Trauben. Desgleichen
war der Anbau der Reden vor dem Regierungsantritt dieses Kaisers schon im
Elsaß, am Bodensee, im Breisgau, in der Wetterau und am Mittelrhein bis
Bonn hinab bekannt, und der Wein ging von Straßburg auf dem Rhein und


flamme ausgelöscht hätte, ist, wie Brandes mit Recht sagt, eine müssige.
Dennoch wirft er sie auf und beantwortet sie, indem er sagt: „Es kommt mir
wahrscheinlich vor, daß er (wie sein Freund Lothar Bucher) sich in politischer
Hinsicht eng an den Fürsten Bismarck angeschlossen Hütte." Auch uus kommt
das wahrscheinlich, sogar sehr wahrscheinlich vor, aber wir knüpfen im Hinblick
auf Lassalle's tiefgehende Verschiedenheit von Bucher, nach welcher er nicht
rein der Sache zu dienen, Größere anzuerkennen und im Stillen seine Pflicht
zu thun im Stande war, daran die Frage: Würde ihn der Fürst haben
brauchen köunen, würde er ihn gemocht haben?




Im Heschichte des Weinbaus in Deutschland.

Deutschland ist das nördlichste der Länder Europa's, in welchem die Rebe
zum Zweck der Gewinnung von Wein gebant wird, und zwar sind hier
gegenwärtig die nördlichsten Punkte, wo Trauben erzeugt und gekeltert werdeu,
Brandenburg a. d. H. mit 10 Hektaren, Tschetschnow bei Frankfurt a. d. O.
mit 2 und das auf dem 53 Grad nördlicher Breite gelegene Alt-Karbe bei
Friedeberg in der Neumark mit 2,6 Hektaren Weinbergen. In der Vorzeit
aber, namentlich bis zum dreißigjährigen Kriege, reichte die Kultur der Pflanze
Noa's viel weiter nach Norden hinauf, auch war sie in den Strichen zwischen
dem Rhein und der Elbe, sowie weiterhin bis zur Oder und Weichsel viel
verbreiteter als heutzutage, wo sie hier nur sehr sporadisch betrieben wird. Im
Folgenden versuchen wir dies durch einige Auszüge aus der kleinen, aber
fleißig gearbeiteten Schrift: „Der vormalige Weinbau in Nord¬
deutsch land" von I. B. Nord ho ff zu zeigen, die zu Münster im Verlag
von Coppenrath soeben erschienen ist, und deren Angaben wir hier und da aus
andern Quellen, vorzüglich aus W. Hamm's „Weinbuch", sowie aus eigner
Erfahrung ergänzen.

Der Wein wurde den Deutschen erst bekannt, als sie mit den Römern in
Berührung kamen. Die ersten Reben wurden an den grauen Berghüngen
der Mosel gepflanzt. Später kamen auch Weinberge am Rhein und an der
Donau hinzu. Schon vor Karl dem Großen kelterte man im Norden zu
Fritzlar in Hessen und im Süden am untern Neckar Trauben. Desgleichen
war der Anbau der Reden vor dem Regierungsantritt dieses Kaisers schon im
Elsaß, am Bodensee, im Breisgau, in der Wetterau und am Mittelrhein bis
Bonn hinab bekannt, und der Wein ging von Straßburg auf dem Rhein und


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157642/508>, abgerufen am 18.05.2024.