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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band.

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sie sei ihm für seine Freundlichkeit sehr verbunden, indeß habe sie gehört, daß
sich uuter den Studenten in Harvard auch Neger befanden, und mit der An¬
frage schloß, ob das sich wirklich so verhielte. Der Präsident antwortete kalt,
aber höflich, daß dein in der That so sei, und der junge Mann betrat Harvard
niemals.

Ein Mulatte, der sehr wenig schwarzen Stoff in der Hallt und sehr
wellig wolkenartige Haare hatte, verschaffte sich durch eiir Mißverständniß für
eine Nacht Wohnung in einem Gasthofe im Städtchen Chesterfield. Augen¬
blicklich entfernten sich sämmtliche weiße Gäste des Hauses, und erst als der
Wirth sich gehörig wegen seines Mißgriffs entschuldigt, stellten sie sich langsam
wieder ein. '




Die alten Straßen des Kernsteinhandels im Wen.

Die Handelsstraßen der Grieche" und Römer durch das Flußgebiet der Oder und Weichsel,
des Dniepr und Riemen an die Gestade des Baltischen Meeres. Von I. N. v. Sadowski.
Aus den, Polnischen von A. Kohn, Jena, H. Costenoble, 1877.

Seit Jahrzehnten suchen die Archäologen die Wege auf, welche die alte
Civilisation des Südens Europas verfolgt hat, um zu Zwecken des Handels
nach dessen nordöstlichen Ländern zu gelangen, die später als jener in die
Geschichte eintraten. Mancher falsche Schluß ist dabei gezogen, manche übel
begründete Hypothese als Wahrheit angesehen und als Grundlage zu weiterem
Hypvthesenaufbau verwendet worden. Die vorliegende Arbeit macht sich dieser
Sünden nicht schuldig, und man behauptet nicht zu viel, wenn man sagt, es
ist dein Verfasser gelungen, einen Theil der Vorgeschichte des Landes zwischen
Oder, Riemen und Dniepr, zwischen den Karpathen und der Ostsee aufzustellen,
uns die Pfade zu zeigen, welche griechische und italienische Kaufleute lange
vor Beginn der christlichen Zeitrechnung zu den prähistorischen Bewohnern
der baltischen Gestade führten, und selbst mit ewiger Genauigkeit die Zeit zu
bestimmen, in welcher erst Etrusker, dann Griechen und zuletzt Römer im
Gebiet der Weichsel erschienen sind. Der Uebersetzer aber belehrt uns in einer
gutgeschriebenen ausführlichen Einleitung, daß es lediglich der Handel war,
und zwar vorzüglich der Handel mit Luxusgegenständen, der die Südländer
mit der Urbevölkerung des bezeichneten Landstrichs in Verkehr treten ließ.
Wie noch jetzt in Nordasien die Russen, so brachten damals die Griechen und
Italer den Bewohnern der Wald- und Sumpflünder des späteren Polens vor
Allem kleine, leicht trnnspvrtirbare Schmucksachen, dann wahrscheinlich feine


sie sei ihm für seine Freundlichkeit sehr verbunden, indeß habe sie gehört, daß
sich uuter den Studenten in Harvard auch Neger befanden, und mit der An¬
frage schloß, ob das sich wirklich so verhielte. Der Präsident antwortete kalt,
aber höflich, daß dein in der That so sei, und der junge Mann betrat Harvard
niemals.

Ein Mulatte, der sehr wenig schwarzen Stoff in der Hallt und sehr
wellig wolkenartige Haare hatte, verschaffte sich durch eiir Mißverständniß für
eine Nacht Wohnung in einem Gasthofe im Städtchen Chesterfield. Augen¬
blicklich entfernten sich sämmtliche weiße Gäste des Hauses, und erst als der
Wirth sich gehörig wegen seines Mißgriffs entschuldigt, stellten sie sich langsam
wieder ein. '




Die alten Straßen des Kernsteinhandels im Wen.

Die Handelsstraßen der Grieche» und Römer durch das Flußgebiet der Oder und Weichsel,
des Dniepr und Riemen an die Gestade des Baltischen Meeres. Von I. N. v. Sadowski.
Aus den, Polnischen von A. Kohn, Jena, H. Costenoble, 1877.

Seit Jahrzehnten suchen die Archäologen die Wege auf, welche die alte
Civilisation des Südens Europas verfolgt hat, um zu Zwecken des Handels
nach dessen nordöstlichen Ländern zu gelangen, die später als jener in die
Geschichte eintraten. Mancher falsche Schluß ist dabei gezogen, manche übel
begründete Hypothese als Wahrheit angesehen und als Grundlage zu weiterem
Hypvthesenaufbau verwendet worden. Die vorliegende Arbeit macht sich dieser
Sünden nicht schuldig, und man behauptet nicht zu viel, wenn man sagt, es
ist dein Verfasser gelungen, einen Theil der Vorgeschichte des Landes zwischen
Oder, Riemen und Dniepr, zwischen den Karpathen und der Ostsee aufzustellen,
uns die Pfade zu zeigen, welche griechische und italienische Kaufleute lange
vor Beginn der christlichen Zeitrechnung zu den prähistorischen Bewohnern
der baltischen Gestade führten, und selbst mit ewiger Genauigkeit die Zeit zu
bestimmen, in welcher erst Etrusker, dann Griechen und zuletzt Römer im
Gebiet der Weichsel erschienen sind. Der Uebersetzer aber belehrt uns in einer
gutgeschriebenen ausführlichen Einleitung, daß es lediglich der Handel war,
und zwar vorzüglich der Handel mit Luxusgegenständen, der die Südländer
mit der Urbevölkerung des bezeichneten Landstrichs in Verkehr treten ließ.
Wie noch jetzt in Nordasien die Russen, so brachten damals die Griechen und
Italer den Bewohnern der Wald- und Sumpflünder des späteren Polens vor
Allem kleine, leicht trnnspvrtirbare Schmucksachen, dann wahrscheinlich feine


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157647/160>, abgerufen am 03.05.2024.