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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band.

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auf; unzweifelhaft aber wird er auch seinerseits der Bundesgeschgevimg mög¬
lichst bald Vorschläge unterbreiten, die sich auf deu Eisenbahnaufruhr beziehen.
Selbstverständlich kann von einer Herabminderung des stehenden Heeres der
Union, wie solche von der demokratischen Partei erstrebt wurde, jetzt nicht
mehr die Rede sein.

Mit Rücksicht auf die deutschen Verhältnisse aber möchten wir schließlich
die Mahnung unterstützen, welche die von Victor Böhmert herausgegebene
"Sozial-Correspondenz" vom 21. Juli d. I. in die Worte faßt: "Neben der
Noth der Zeit haben auch die Streitigkeiten, im Schooße der liberalen Parteien
für die Sozialdemokratie gewirkt und in weiten Kreisen Mißtrauen oder
Gleichgiltigkeit gegen die bisherige politische Führung erzeugt. Es ist gewiß
an der Zeit, vor Wiederholung solchen Streites zu warnen und die geschlossene
Disziplin der Sozialdemokratie als eine Mahnung zur Einigkeit für die Ord-
nungspartei zu benutzen. Die Politiker im Reichstage und auf den Landtagen
müssen jedoch überall von den übrigen Parteigenossen kräftig unterstützt wer¬
den. Alle sollten wachsam auf ihrem Posten stehen, und es gilt in Schule
und Haus, in der Werkstatt und im Bureau, in der Fabrik und auf dem
Felde, in Lokal- und Provinzialblcittern, in engern und weitern Kreisen, in
den Stunden der Arbeit wie in denen der Erholung, jede Gelegenheit zur
Belehrung und Aufklärung zu benutzeu, um die sozialdemokratischen Lehren,
welche unsere Arbeiter und die unteren Klassen vergiften, erfolgreich zu be¬
R. Doehn. kämpfen.




Meratm.
Geisterspuk oder das große Umgehen aus der Feste Koburg. -- Fröhliches
Heldengedicht in fünfzehn Stücklein von Fritz Hoffmann. Mit 38 Holzschnitlbildcrn.
Leipzig, 1877. Verlag des Bibliographischen Instituts.

Was der Verfasser mit dem Ganzen eigentlich beabsichtigt hat, ob eine
Erklärung der auf der Feste Koburg gezeigten historischen Merkwürdigkeiten,
Bilder, Rüstungen, Trophäen u. s. w. oder Bilder aus der deutschen Vergangen¬
heit mit satirischen und anderen Blicken auf Erscheinungen aus der Gegenwart,
ist uns nicht recht deutlich geworden. Indeß geht das mit Gespenstern immer
so. Unter den Einzelheiten begegnet man manchem guten Einfall, während
man bei anderen mit dem guten Willen des Verfassers, humoristisch zu sein,
vorlieb nehmen muß. Der Gang der Dichtung aber ist ungefähr ^folgender.


auf; unzweifelhaft aber wird er auch seinerseits der Bundesgeschgevimg mög¬
lichst bald Vorschläge unterbreiten, die sich auf deu Eisenbahnaufruhr beziehen.
Selbstverständlich kann von einer Herabminderung des stehenden Heeres der
Union, wie solche von der demokratischen Partei erstrebt wurde, jetzt nicht
mehr die Rede sein.

Mit Rücksicht auf die deutschen Verhältnisse aber möchten wir schließlich
die Mahnung unterstützen, welche die von Victor Böhmert herausgegebene
„Sozial-Correspondenz" vom 21. Juli d. I. in die Worte faßt: „Neben der
Noth der Zeit haben auch die Streitigkeiten, im Schooße der liberalen Parteien
für die Sozialdemokratie gewirkt und in weiten Kreisen Mißtrauen oder
Gleichgiltigkeit gegen die bisherige politische Führung erzeugt. Es ist gewiß
an der Zeit, vor Wiederholung solchen Streites zu warnen und die geschlossene
Disziplin der Sozialdemokratie als eine Mahnung zur Einigkeit für die Ord-
nungspartei zu benutzen. Die Politiker im Reichstage und auf den Landtagen
müssen jedoch überall von den übrigen Parteigenossen kräftig unterstützt wer¬
den. Alle sollten wachsam auf ihrem Posten stehen, und es gilt in Schule
und Haus, in der Werkstatt und im Bureau, in der Fabrik und auf dem
Felde, in Lokal- und Provinzialblcittern, in engern und weitern Kreisen, in
den Stunden der Arbeit wie in denen der Erholung, jede Gelegenheit zur
Belehrung und Aufklärung zu benutzeu, um die sozialdemokratischen Lehren,
welche unsere Arbeiter und die unteren Klassen vergiften, erfolgreich zu be¬
R. Doehn. kämpfen.




Meratm.
Geisterspuk oder das große Umgehen aus der Feste Koburg. — Fröhliches
Heldengedicht in fünfzehn Stücklein von Fritz Hoffmann. Mit 38 Holzschnitlbildcrn.
Leipzig, 1877. Verlag des Bibliographischen Instituts.

Was der Verfasser mit dem Ganzen eigentlich beabsichtigt hat, ob eine
Erklärung der auf der Feste Koburg gezeigten historischen Merkwürdigkeiten,
Bilder, Rüstungen, Trophäen u. s. w. oder Bilder aus der deutschen Vergangen¬
heit mit satirischen und anderen Blicken auf Erscheinungen aus der Gegenwart,
ist uns nicht recht deutlich geworden. Indeß geht das mit Gespenstern immer
so. Unter den Einzelheiten begegnet man manchem guten Einfall, während
man bei anderen mit dem guten Willen des Verfassers, humoristisch zu sein,
vorlieb nehmen muß. Der Gang der Dichtung aber ist ungefähr ^folgender.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157647/486>, abgerufen am 02.05.2024.