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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band.

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mung unter die Traurigkeit gemischt war, sie hervorbringen zu helfen. --'
Diese Wolke wird wohl über mein Leben ausgebreitet bleiben, und wenn ich
sonst auch noch so glücklich sein könnte."




Die Lnwickelung des altgriechischen Kriegswesens.
Von Max Jcihns. IX.
(Schluß.)
14. Das makedonische Heerkönigthum.

Auf dem Schlachtfelde von Mcmtineia war mit dem letzten Athemzuge
des siegenden Epmneinondas auch die letzte Kraft des alten griechischen Bür-
gerthums verhaucht. Wohl vermochte der hellenische Geist noch, genialen Im¬
pulsen schwungvoll zu gehorchen; aber spontane Thätigkeit und Ausdauer
mangelten dem alternden Volke, zumal in kriegerischen Dingen. Das Größte,
was ihm zu leisten noch beschieden war, das sollte es im Heergefolge der ma¬
kedonischer Fürsten thun. -- Schon seit längerer Zeit bekundeten griechische
Denker, wie Tenophon, ein cchuungsvolles Verständniß für den Gedanken der
Monarchie: in den nordischen Hochlanden jenseits des Olympos wuchs diese
Monarchie empor. -- Wol war Makedonien nur eine lockere Gruppe von Ge-
birgskantonen; der König indessen galt da noch wie zu heroischer Zeit als Ober¬
feldherr und Oberpriester, und weil in jenen Landen das nivellirende Leben
der Städte mangelte, hatte sich dort ein Rest jener adeligen Kampfgenossen¬
schaften erhalten, welche Homer als Gefolge der Häuptlinge schildert.

Die Volksverwandtschaft zwischen Hellenen und Makedonen ist unzweifel¬
haft. Beide entsprangen dem altpelaspischen Stamme, der einst die ganze
Halbinsel bewohnt; die makedonische Sprache steht den älteren Dialekten der
griechischen nahe. Herodot hält Makedonen und Dorer für engverwandt;
denn er berichtet, daß das Volk, welches später den Namen "Dorer" geführt
habe, ans Thessalien gedrängt, an den Plutos in das Thal des Haliakmou
gezogen und dort "Makedonen" genannt worden sei. Auch die einheimische
Ueberlieferung zählte das Königsgeschlecht zu den Herakleiden, und dem Ma-
rathonkämpser Aischylos gelten die Makedonen für gleichen Stammes mit der
alten Bevölkerung der Lande vom Olympos bis zum Tainarou, mit der im
Westen des Plutos.


mung unter die Traurigkeit gemischt war, sie hervorbringen zu helfen. —'
Diese Wolke wird wohl über mein Leben ausgebreitet bleiben, und wenn ich
sonst auch noch so glücklich sein könnte."




Die Lnwickelung des altgriechischen Kriegswesens.
Von Max Jcihns. IX.
(Schluß.)
14. Das makedonische Heerkönigthum.

Auf dem Schlachtfelde von Mcmtineia war mit dem letzten Athemzuge
des siegenden Epmneinondas auch die letzte Kraft des alten griechischen Bür-
gerthums verhaucht. Wohl vermochte der hellenische Geist noch, genialen Im¬
pulsen schwungvoll zu gehorchen; aber spontane Thätigkeit und Ausdauer
mangelten dem alternden Volke, zumal in kriegerischen Dingen. Das Größte,
was ihm zu leisten noch beschieden war, das sollte es im Heergefolge der ma¬
kedonischer Fürsten thun. — Schon seit längerer Zeit bekundeten griechische
Denker, wie Tenophon, ein cchuungsvolles Verständniß für den Gedanken der
Monarchie: in den nordischen Hochlanden jenseits des Olympos wuchs diese
Monarchie empor. — Wol war Makedonien nur eine lockere Gruppe von Ge-
birgskantonen; der König indessen galt da noch wie zu heroischer Zeit als Ober¬
feldherr und Oberpriester, und weil in jenen Landen das nivellirende Leben
der Städte mangelte, hatte sich dort ein Rest jener adeligen Kampfgenossen¬
schaften erhalten, welche Homer als Gefolge der Häuptlinge schildert.

Die Volksverwandtschaft zwischen Hellenen und Makedonen ist unzweifel¬
haft. Beide entsprangen dem altpelaspischen Stamme, der einst die ganze
Halbinsel bewohnt; die makedonische Sprache steht den älteren Dialekten der
griechischen nahe. Herodot hält Makedonen und Dorer für engverwandt;
denn er berichtet, daß das Volk, welches später den Namen „Dorer" geführt
habe, ans Thessalien gedrängt, an den Plutos in das Thal des Haliakmou
gezogen und dort „Makedonen" genannt worden sei. Auch die einheimische
Ueberlieferung zählte das Königsgeschlecht zu den Herakleiden, und dem Ma-
rathonkämpser Aischylos gelten die Makedonen für gleichen Stammes mit der
alten Bevölkerung der Lande vom Olympos bis zum Tainarou, mit der im
Westen des Plutos.


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[0421] mung unter die Traurigkeit gemischt war, sie hervorbringen zu helfen. —' Diese Wolke wird wohl über mein Leben ausgebreitet bleiben, und wenn ich sonst auch noch so glücklich sein könnte." Die Lnwickelung des altgriechischen Kriegswesens. Von Max Jcihns. IX. (Schluß.) 14. Das makedonische Heerkönigthum. Auf dem Schlachtfelde von Mcmtineia war mit dem letzten Athemzuge des siegenden Epmneinondas auch die letzte Kraft des alten griechischen Bür- gerthums verhaucht. Wohl vermochte der hellenische Geist noch, genialen Im¬ pulsen schwungvoll zu gehorchen; aber spontane Thätigkeit und Ausdauer mangelten dem alternden Volke, zumal in kriegerischen Dingen. Das Größte, was ihm zu leisten noch beschieden war, das sollte es im Heergefolge der ma¬ kedonischer Fürsten thun. — Schon seit längerer Zeit bekundeten griechische Denker, wie Tenophon, ein cchuungsvolles Verständniß für den Gedanken der Monarchie: in den nordischen Hochlanden jenseits des Olympos wuchs diese Monarchie empor. — Wol war Makedonien nur eine lockere Gruppe von Ge- birgskantonen; der König indessen galt da noch wie zu heroischer Zeit als Ober¬ feldherr und Oberpriester, und weil in jenen Landen das nivellirende Leben der Städte mangelte, hatte sich dort ein Rest jener adeligen Kampfgenossen¬ schaften erhalten, welche Homer als Gefolge der Häuptlinge schildert. Die Volksverwandtschaft zwischen Hellenen und Makedonen ist unzweifel¬ haft. Beide entsprangen dem altpelaspischen Stamme, der einst die ganze Halbinsel bewohnt; die makedonische Sprache steht den älteren Dialekten der griechischen nahe. Herodot hält Makedonen und Dorer für engverwandt; denn er berichtet, daß das Volk, welches später den Namen „Dorer" geführt habe, ans Thessalien gedrängt, an den Plutos in das Thal des Haliakmou gezogen und dort „Makedonen" genannt worden sei. Auch die einheimische Ueberlieferung zählte das Königsgeschlecht zu den Herakleiden, und dem Ma- rathonkämpser Aischylos gelten die Makedonen für gleichen Stammes mit der alten Bevölkerung der Lande vom Olympos bis zum Tainarou, mit der im Westen des Plutos.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157649/421>, abgerufen am 28.04.2024.