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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.

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geben. Doch sei wenigstens noch Herlomer's prächtiges Bild "der Gottesdienst
der Invaliden "und die Galerie der meisterhaften Porträts von Watts erwähnt,
die man nennen muß, wenn man von den besten Porträts redet, welche in der
Knnsthalle der Nationen auf dem Marsfelde zu sehen sind. In der französischen
Abtheilung ist es Bonnae, in der englischen Watts, in der österreichischen von
Angeli, in der deutschen Gustav Richter, denen die Palme gebührt.

Die englische Plastik entspricht dagegen ganz und gar nicht der Bedeutung
und dem hohen Werthe der englischen Malerei. Hier zeigt sich der englische
Nationalcharakter in seiner puritanischen Strenge von einer ungünstigen Seite
In der Plastik ist der nackte Körper nicht so leicht bei Seite zu schieben. Was.
die englischen Bildhauer auf diesem Gebiete geleistet haben, erhebt sich nicht
über die Konvention. Die ausgestellten Portraitbüsten zeichnen sich durch eine
noble Auffassung aus, aber sie bieten weder in der Technik noch im Arrangement
etwas Außergewöhnliches. Eine Ausnahme macht nur eine Büste der Prinzessin
von Wales von d'Epinay. Ein enganliegendes Kleid läßt die schlanken Formen
der Büste vortheilhaft hervortreten, während ein hoher Stuartkragen den feinen
Hals umschließt. Ein weiter faltiger Hermelinmantel, der so arrangirt ist, daß
er einen Theil des Rückens und die Arme verhüllt, bildet zugleich deu Büsteu-
fuß. Ein Athlet, der mit einer Schlange kämpft, welche seinen Körper um¬
schlingt, eine Bronzestatue von dem oben als Maler genannten Leighton, und
ein verlassenes Mädchen, welches soeben ihr Kind ermordet hat und den ge¬
zückten Dolch noch in der erhobenen Hand hält, von Franzis Futter, sind die
einzigen Bildwerke, die neben jener Büste noch bemerkenswerth sind. Aber
auch sie erheben sich uicht weit über die akademische Formel.




Die Botschaft des schweizerischen Jundesraths über die
Hottljardbaljn.

Ende Juni d. I. hat der Bundesrath der schweizerischen Eidgenossenschaft
eine "Botschaft" ausgegeben über den dermaligen Stand der Gotthardbahn;
genauer über die Frage, in welcher Weise die Schweiz die acht Millionen
Franken aufbringen soll, welche nach dem Luzerner Vertrag vom 5. Januar
d. I. Seiten der Schweiz nachgezahlt werden müssen, wenn Deutschland und
Italien sich an der Fortführung des großen Werkes überhaupt durch weitere
Beiträge betheiligen sollen.


geben. Doch sei wenigstens noch Herlomer's prächtiges Bild „der Gottesdienst
der Invaliden "und die Galerie der meisterhaften Porträts von Watts erwähnt,
die man nennen muß, wenn man von den besten Porträts redet, welche in der
Knnsthalle der Nationen auf dem Marsfelde zu sehen sind. In der französischen
Abtheilung ist es Bonnae, in der englischen Watts, in der österreichischen von
Angeli, in der deutschen Gustav Richter, denen die Palme gebührt.

Die englische Plastik entspricht dagegen ganz und gar nicht der Bedeutung
und dem hohen Werthe der englischen Malerei. Hier zeigt sich der englische
Nationalcharakter in seiner puritanischen Strenge von einer ungünstigen Seite
In der Plastik ist der nackte Körper nicht so leicht bei Seite zu schieben. Was.
die englischen Bildhauer auf diesem Gebiete geleistet haben, erhebt sich nicht
über die Konvention. Die ausgestellten Portraitbüsten zeichnen sich durch eine
noble Auffassung aus, aber sie bieten weder in der Technik noch im Arrangement
etwas Außergewöhnliches. Eine Ausnahme macht nur eine Büste der Prinzessin
von Wales von d'Epinay. Ein enganliegendes Kleid läßt die schlanken Formen
der Büste vortheilhaft hervortreten, während ein hoher Stuartkragen den feinen
Hals umschließt. Ein weiter faltiger Hermelinmantel, der so arrangirt ist, daß
er einen Theil des Rückens und die Arme verhüllt, bildet zugleich deu Büsteu-
fuß. Ein Athlet, der mit einer Schlange kämpft, welche seinen Körper um¬
schlingt, eine Bronzestatue von dem oben als Maler genannten Leighton, und
ein verlassenes Mädchen, welches soeben ihr Kind ermordet hat und den ge¬
zückten Dolch noch in der erhobenen Hand hält, von Franzis Futter, sind die
einzigen Bildwerke, die neben jener Büste noch bemerkenswerth sind. Aber
auch sie erheben sich uicht weit über die akademische Formel.




Die Botschaft des schweizerischen Jundesraths über die
Hottljardbaljn.

Ende Juni d. I. hat der Bundesrath der schweizerischen Eidgenossenschaft
eine „Botschaft" ausgegeben über den dermaligen Stand der Gotthardbahn;
genauer über die Frage, in welcher Weise die Schweiz die acht Millionen
Franken aufbringen soll, welche nach dem Luzerner Vertrag vom 5. Januar
d. I. Seiten der Schweiz nachgezahlt werden müssen, wenn Deutschland und
Italien sich an der Fortführung des großen Werkes überhaupt durch weitere
Beiträge betheiligen sollen.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/122>, abgerufen am 05.05.2024.