Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

wnftsmittel der Enthalwng wählten, der Rest aber, also wenigstens 17, gegen
die eigene Ansicht stimmten. Wo die Verhältnisse bis zu solchem Grade von
Nnnatürlichkeit gediehen waren, wo selbst ein Blatt wie das letzt erwähnte
s"ge, daß "der Zwiespalt" in der Partei "nicht als blos formeller betrachtet
wurde" und daß "auf Seiten der Partei in den letzten Zeiten mehr Systematik
als Politik obgewaltet" habe, basalte man wirklich erwarten dürfen, daß die Partei¬
leitung, weniger als sie das in dem Aufruf vom 16. d. M. gethan, das Bedürfniß
hätte fühlen sollen, auf ihre Weisheit und ihren richtigen Blick zu pochen in einer
Frage, in der für sie keinesfalls Lorbern mehr zu holen waren. Es war
unsres Erachtens vielmehr Pflicht der nationalen Partei, einfach zu sagen, daß
ihre Anhänger der Regierung die außerordentlichen Vollmachten ertheilen müssen,
welche die Nothlage erheischt. Denn so wird das deutsche Volk am 30. Juli
entscheiden, ob nnn die Berliner Vorsehung auf ihrem Schein besteht oder
nicht. --

Von dem schonen Lockruf der Neukouservativeu sprechen wir ein ander
Mal. --




Literatur.

Vier Jahre in Afrika (1871 -- 75) von Ernst v. Weber. Mit Ab¬
bildungen in Holzschnitt, einem Plane und einer Karte. Zwei Theile, F. A.
Brockhaus. Leipzig 1878. -- Ein sehr interessantes Buch, mit welchem wir
unsere Leser noch mehrfach zu beschäftigen gedenken. Die starken zwei Bände
find entstanden aus den Briefen, die der bekannte Reisende über seine ursprünglich
völlig improvisirte Fahrt nach Afrika an die Seinen nach Hause schrieb. Wer
daher eine rein wissenschaftliche ernsthafte Arbeit über die vom Verfasser durch-
messenen Theile Südafrikas erwartet, der irrt ebenso sehr wie derjenige, der
aus dem schwarzen Erdtheil am liebsten feuilletonistisch gehaltene, abenteuerliche
Reisebeschreibungen erwartet. Kunstlosigkeit, absolute Wahrhaftigkeit, rückhaltlose
Offenheit zeichnet diese brieflichen Berichte über ein bei uns beinahe noch völlig
unbekanntes Land aus, die daneben doch sehr lesbar und fesselnd geschrieben
sind. Was aber vor Allem diesen beiden Bänden ihren besonderen Werth ver¬
leiht, ist die Thatsache, daß hier wohl der erste Reisebericht von solchem Um¬
fange und von einem so kenntnißreichen Manne vorliegt, aus deutscher Feder,
über Länder, Zustände und Volker, die bisher literarisch, wie leider mehr und
mehr auch politisch so zu sagen die Domains der Engländer geworden sind.
Wir meinen speziell die südafrikanischen Diamantfelder, den Oranje - Freistaat
und Natal.


wnftsmittel der Enthalwng wählten, der Rest aber, also wenigstens 17, gegen
die eigene Ansicht stimmten. Wo die Verhältnisse bis zu solchem Grade von
Nnnatürlichkeit gediehen waren, wo selbst ein Blatt wie das letzt erwähnte
s"ge, daß „der Zwiespalt" in der Partei „nicht als blos formeller betrachtet
wurde" und daß „auf Seiten der Partei in den letzten Zeiten mehr Systematik
als Politik obgewaltet" habe, basalte man wirklich erwarten dürfen, daß die Partei¬
leitung, weniger als sie das in dem Aufruf vom 16. d. M. gethan, das Bedürfniß
hätte fühlen sollen, auf ihre Weisheit und ihren richtigen Blick zu pochen in einer
Frage, in der für sie keinesfalls Lorbern mehr zu holen waren. Es war
unsres Erachtens vielmehr Pflicht der nationalen Partei, einfach zu sagen, daß
ihre Anhänger der Regierung die außerordentlichen Vollmachten ertheilen müssen,
welche die Nothlage erheischt. Denn so wird das deutsche Volk am 30. Juli
entscheiden, ob nnn die Berliner Vorsehung auf ihrem Schein besteht oder
nicht. —

Von dem schonen Lockruf der Neukouservativeu sprechen wir ein ander
Mal. —




Literatur.

Vier Jahre in Afrika (1871 — 75) von Ernst v. Weber. Mit Ab¬
bildungen in Holzschnitt, einem Plane und einer Karte. Zwei Theile, F. A.
Brockhaus. Leipzig 1878. — Ein sehr interessantes Buch, mit welchem wir
unsere Leser noch mehrfach zu beschäftigen gedenken. Die starken zwei Bände
find entstanden aus den Briefen, die der bekannte Reisende über seine ursprünglich
völlig improvisirte Fahrt nach Afrika an die Seinen nach Hause schrieb. Wer
daher eine rein wissenschaftliche ernsthafte Arbeit über die vom Verfasser durch-
messenen Theile Südafrikas erwartet, der irrt ebenso sehr wie derjenige, der
aus dem schwarzen Erdtheil am liebsten feuilletonistisch gehaltene, abenteuerliche
Reisebeschreibungen erwartet. Kunstlosigkeit, absolute Wahrhaftigkeit, rückhaltlose
Offenheit zeichnet diese brieflichen Berichte über ein bei uns beinahe noch völlig
unbekanntes Land aus, die daneben doch sehr lesbar und fesselnd geschrieben
sind. Was aber vor Allem diesen beiden Bänden ihren besonderen Werth ver¬
leiht, ist die Thatsache, daß hier wohl der erste Reisebericht von solchem Um¬
fange und von einem so kenntnißreichen Manne vorliegt, aus deutscher Feder,
über Länder, Zustände und Volker, die bisher literarisch, wie leider mehr und
mehr auch politisch so zu sagen die Domains der Engländer geworden sind.
Wir meinen speziell die südafrikanischen Diamantfelder, den Oranje - Freistaat
und Natal.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0047" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/140398"/>
          <p xml:id="ID_125" prev="#ID_124"> wnftsmittel der Enthalwng wählten, der Rest aber, also wenigstens 17, gegen<lb/>
die eigene Ansicht stimmten. Wo die Verhältnisse bis zu solchem Grade von<lb/>
Nnnatürlichkeit gediehen waren, wo selbst ein Blatt wie das letzt erwähnte<lb/>
s"ge, daß &#x201E;der Zwiespalt" in der Partei &#x201E;nicht als blos formeller betrachtet<lb/>
wurde" und daß &#x201E;auf Seiten der Partei in den letzten Zeiten mehr Systematik<lb/>
als Politik obgewaltet" habe, basalte man wirklich erwarten dürfen, daß die Partei¬<lb/>
leitung, weniger als sie das in dem Aufruf vom 16. d. M. gethan, das Bedürfniß<lb/>
hätte fühlen sollen, auf ihre Weisheit und ihren richtigen Blick zu pochen in einer<lb/>
Frage, in der für sie keinesfalls Lorbern mehr zu holen waren. Es war<lb/>
unsres Erachtens vielmehr Pflicht der nationalen Partei, einfach zu sagen, daß<lb/>
ihre Anhänger der Regierung die außerordentlichen Vollmachten ertheilen müssen,<lb/>
welche die Nothlage erheischt. Denn so wird das deutsche Volk am 30. Juli<lb/>
entscheiden, ob nnn die Berliner Vorsehung auf ihrem Schein besteht oder<lb/>
nicht. &#x2014;</p><lb/>
          <p xml:id="ID_126"> Von dem schonen Lockruf der Neukouservativeu sprechen wir ein ander<lb/>
Mal. &#x2014;</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Literatur.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_127"> Vier Jahre in Afrika (1871 &#x2014; 75) von Ernst v. Weber. Mit Ab¬<lb/>
bildungen in Holzschnitt, einem Plane und einer Karte. Zwei Theile, F. A.<lb/>
Brockhaus. Leipzig 1878. &#x2014; Ein sehr interessantes Buch, mit welchem wir<lb/>
unsere Leser noch mehrfach zu beschäftigen gedenken. Die starken zwei Bände<lb/>
find entstanden aus den Briefen, die der bekannte Reisende über seine ursprünglich<lb/>
völlig improvisirte Fahrt nach Afrika an die Seinen nach Hause schrieb. Wer<lb/>
daher eine rein wissenschaftliche ernsthafte Arbeit über die vom Verfasser durch-<lb/>
messenen Theile Südafrikas erwartet, der irrt ebenso sehr wie derjenige, der<lb/>
aus dem schwarzen Erdtheil am liebsten feuilletonistisch gehaltene, abenteuerliche<lb/>
Reisebeschreibungen erwartet. Kunstlosigkeit, absolute Wahrhaftigkeit, rückhaltlose<lb/>
Offenheit zeichnet diese brieflichen Berichte über ein bei uns beinahe noch völlig<lb/>
unbekanntes Land aus, die daneben doch sehr lesbar und fesselnd geschrieben<lb/>
sind. Was aber vor Allem diesen beiden Bänden ihren besonderen Werth ver¬<lb/>
leiht, ist die Thatsache, daß hier wohl der erste Reisebericht von solchem Um¬<lb/>
fange und von einem so kenntnißreichen Manne vorliegt, aus deutscher Feder,<lb/>
über Länder, Zustände und Volker, die bisher literarisch, wie leider mehr und<lb/>
mehr auch politisch so zu sagen die Domains der Engländer geworden sind.<lb/>
Wir meinen speziell die südafrikanischen Diamantfelder, den Oranje - Freistaat<lb/>
und Natal.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0047] wnftsmittel der Enthalwng wählten, der Rest aber, also wenigstens 17, gegen die eigene Ansicht stimmten. Wo die Verhältnisse bis zu solchem Grade von Nnnatürlichkeit gediehen waren, wo selbst ein Blatt wie das letzt erwähnte s"ge, daß „der Zwiespalt" in der Partei „nicht als blos formeller betrachtet wurde" und daß „auf Seiten der Partei in den letzten Zeiten mehr Systematik als Politik obgewaltet" habe, basalte man wirklich erwarten dürfen, daß die Partei¬ leitung, weniger als sie das in dem Aufruf vom 16. d. M. gethan, das Bedürfniß hätte fühlen sollen, auf ihre Weisheit und ihren richtigen Blick zu pochen in einer Frage, in der für sie keinesfalls Lorbern mehr zu holen waren. Es war unsres Erachtens vielmehr Pflicht der nationalen Partei, einfach zu sagen, daß ihre Anhänger der Regierung die außerordentlichen Vollmachten ertheilen müssen, welche die Nothlage erheischt. Denn so wird das deutsche Volk am 30. Juli entscheiden, ob nnn die Berliner Vorsehung auf ihrem Schein besteht oder nicht. — Von dem schonen Lockruf der Neukouservativeu sprechen wir ein ander Mal. — Literatur. Vier Jahre in Afrika (1871 — 75) von Ernst v. Weber. Mit Ab¬ bildungen in Holzschnitt, einem Plane und einer Karte. Zwei Theile, F. A. Brockhaus. Leipzig 1878. — Ein sehr interessantes Buch, mit welchem wir unsere Leser noch mehrfach zu beschäftigen gedenken. Die starken zwei Bände find entstanden aus den Briefen, die der bekannte Reisende über seine ursprünglich völlig improvisirte Fahrt nach Afrika an die Seinen nach Hause schrieb. Wer daher eine rein wissenschaftliche ernsthafte Arbeit über die vom Verfasser durch- messenen Theile Südafrikas erwartet, der irrt ebenso sehr wie derjenige, der aus dem schwarzen Erdtheil am liebsten feuilletonistisch gehaltene, abenteuerliche Reisebeschreibungen erwartet. Kunstlosigkeit, absolute Wahrhaftigkeit, rückhaltlose Offenheit zeichnet diese brieflichen Berichte über ein bei uns beinahe noch völlig unbekanntes Land aus, die daneben doch sehr lesbar und fesselnd geschrieben sind. Was aber vor Allem diesen beiden Bänden ihren besonderen Werth ver¬ leiht, ist die Thatsache, daß hier wohl der erste Reisebericht von solchem Um¬ fange und von einem so kenntnißreichen Manne vorliegt, aus deutscher Feder, über Länder, Zustände und Volker, die bisher literarisch, wie leider mehr und mehr auch politisch so zu sagen die Domains der Engländer geworden sind. Wir meinen speziell die südafrikanischen Diamantfelder, den Oranje - Freistaat und Natal.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/47
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/47>, abgerufen am 05.05.2024.