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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.

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als versuchten Hochverrath kennzeichnete, so trug er in seiner polternden Leb¬
haftigkeit zur Wetterführung der Sache das Wenigste bei; wohl aber that dies
v. Kardorff, indem er die Freundschaft der Freikonservativen den National¬
liberalen wieder antrug. Für das Verhalten der letztern muß es als günstige
Vorbedeutung erscheinen, daß gerade Bennigsen und Laster, trotz der Provo¬
kationen Huret's, offenbar mit großer Absicht diesmal geschwiegen haben; den
großen Fehler, welchen sie im Mai durch Verwerfung von Ausnahmsmaßregeln
begingen, scheinen sie nun endlich wenigstens durch Schweigen anerkannt zu
haben. So konnte denn diese Partei durch niemanden besser vertreten werden,
als durch Bamberger, dessen eingehende Studien mit der vorliegenden Frage
bekannt sind. Mit der Entdeckung desselben, daß es sich eigentlich nur um em
sachliches Ausnahmegesetz handele, nicht um eins gegen Personen, erscheint die
Bekehrung der nationalliberalen Mehrheit, welche beim Hödelgesetz von den
Grundsätzen der Partei abwich, leidlich beschönigt. Ob die jetzigen Haupt¬
förderungen der letzteren, Zeitbeschränkung des Gesetzes und Schaffung einer
Revisivnsinstanz, welche mehr Garantie als die von den Regierungen vorge¬
schlagene bietet, geeignet sind, den Weg zur Verständigung zu ebnen, kann sich
erst in der Kommission zeigen.

Vorläufig kann man nur froh sein, daß das Gesetz wenigstens nicht wieder
von der Schwelle abgewiesen ist; sein Schicksal ist aber noch in vollster Schwebe,
der Ausgang der Krisis noch in Nebel gehüllt. Nicht ohne Besorgniß sehen
wir, daß Laster in der Kommission große Thätigkeit entfaltet. Die Kommission
hat sich zwar über eine Anzahl Paragraphen verständigt, zugleich aber haben
einige ihrer Verhandlungen schon die großen Schwierigkeiten offenbart, welche
noch zu überwinden sein werden, um über andere Punkte brauchbare Bestimmungen
zu Stande zu bringen. Wir wollen, da bis jetzt keine erhebliche Differenz mit den Re¬
gierungen hervorgetreten zu sein scheint, das Beste hoffen; aber noch sind wir nicht
sicher, daß Doktrinarismus, kleinlicher Gesichtskreis und Mißtrauen uns in nächster
Woche nicht mißliche Ueberraschungen in der Behandlung der großen Frage
bereiten. Uebrigens ist in der Kommission eine allseitig große Scheu vor dem
Scheitern des Gesetzes bemerkbar. Selbst die Herren des non xo8sumus,
Zentrum und Fortschritt, lassen sich zu Amendements herbei.


L.




Verantwortlicher Redakteur- or. Hans Blum in Leipzig.
Verlag von F. L. Hervig in Leipzig. -- Druck von Hüthcl 6- Herrman" in Leipzig.

Zur Beachtung.
Mit dem Ä0. Hefte begann diese Zeitschrift das IV. Quartal ihres
37. Jahrgangs, welches durch alle Buchhandlungen und Postan-
stalten des In- und Auslandes zu beziehen ist. Preis pro Quartal
9 Mark.
Privatpersonen, gesellige Vereine, Lesegesellschaften, Kaffee¬
häuser und Konditoreien werden um gefällige Berücksichtigung derselben
freundlichst gebeten.
Leipzig, im September 1878. Die Verlagshandlung.

als versuchten Hochverrath kennzeichnete, so trug er in seiner polternden Leb¬
haftigkeit zur Wetterführung der Sache das Wenigste bei; wohl aber that dies
v. Kardorff, indem er die Freundschaft der Freikonservativen den National¬
liberalen wieder antrug. Für das Verhalten der letztern muß es als günstige
Vorbedeutung erscheinen, daß gerade Bennigsen und Laster, trotz der Provo¬
kationen Huret's, offenbar mit großer Absicht diesmal geschwiegen haben; den
großen Fehler, welchen sie im Mai durch Verwerfung von Ausnahmsmaßregeln
begingen, scheinen sie nun endlich wenigstens durch Schweigen anerkannt zu
haben. So konnte denn diese Partei durch niemanden besser vertreten werden,
als durch Bamberger, dessen eingehende Studien mit der vorliegenden Frage
bekannt sind. Mit der Entdeckung desselben, daß es sich eigentlich nur um em
sachliches Ausnahmegesetz handele, nicht um eins gegen Personen, erscheint die
Bekehrung der nationalliberalen Mehrheit, welche beim Hödelgesetz von den
Grundsätzen der Partei abwich, leidlich beschönigt. Ob die jetzigen Haupt¬
förderungen der letzteren, Zeitbeschränkung des Gesetzes und Schaffung einer
Revisivnsinstanz, welche mehr Garantie als die von den Regierungen vorge¬
schlagene bietet, geeignet sind, den Weg zur Verständigung zu ebnen, kann sich
erst in der Kommission zeigen.

Vorläufig kann man nur froh sein, daß das Gesetz wenigstens nicht wieder
von der Schwelle abgewiesen ist; sein Schicksal ist aber noch in vollster Schwebe,
der Ausgang der Krisis noch in Nebel gehüllt. Nicht ohne Besorgniß sehen
wir, daß Laster in der Kommission große Thätigkeit entfaltet. Die Kommission
hat sich zwar über eine Anzahl Paragraphen verständigt, zugleich aber haben
einige ihrer Verhandlungen schon die großen Schwierigkeiten offenbart, welche
noch zu überwinden sein werden, um über andere Punkte brauchbare Bestimmungen
zu Stande zu bringen. Wir wollen, da bis jetzt keine erhebliche Differenz mit den Re¬
gierungen hervorgetreten zu sein scheint, das Beste hoffen; aber noch sind wir nicht
sicher, daß Doktrinarismus, kleinlicher Gesichtskreis und Mißtrauen uns in nächster
Woche nicht mißliche Ueberraschungen in der Behandlung der großen Frage
bereiten. Uebrigens ist in der Kommission eine allseitig große Scheu vor dem
Scheitern des Gesetzes bemerkbar. Selbst die Herren des non xo8sumus,
Zentrum und Fortschritt, lassen sich zu Amendements herbei.


L.




Verantwortlicher Redakteur- or. Hans Blum in Leipzig.
Verlag von F. L. Hervig in Leipzig. — Druck von Hüthcl 6- Herrman» in Leipzig.

Zur Beachtung.
Mit dem Ä0. Hefte begann diese Zeitschrift das IV. Quartal ihres
37. Jahrgangs, welches durch alle Buchhandlungen und Postan-
stalten des In- und Auslandes zu beziehen ist. Preis pro Quartal
9 Mark.
Privatpersonen, gesellige Vereine, Lesegesellschaften, Kaffee¬
häuser und Konditoreien werden um gefällige Berücksichtigung derselben
freundlichst gebeten.
Leipzig, im September 1878. Die Verlagshandlung.

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[0528] als versuchten Hochverrath kennzeichnete, so trug er in seiner polternden Leb¬ haftigkeit zur Wetterführung der Sache das Wenigste bei; wohl aber that dies v. Kardorff, indem er die Freundschaft der Freikonservativen den National¬ liberalen wieder antrug. Für das Verhalten der letztern muß es als günstige Vorbedeutung erscheinen, daß gerade Bennigsen und Laster, trotz der Provo¬ kationen Huret's, offenbar mit großer Absicht diesmal geschwiegen haben; den großen Fehler, welchen sie im Mai durch Verwerfung von Ausnahmsmaßregeln begingen, scheinen sie nun endlich wenigstens durch Schweigen anerkannt zu haben. So konnte denn diese Partei durch niemanden besser vertreten werden, als durch Bamberger, dessen eingehende Studien mit der vorliegenden Frage bekannt sind. Mit der Entdeckung desselben, daß es sich eigentlich nur um em sachliches Ausnahmegesetz handele, nicht um eins gegen Personen, erscheint die Bekehrung der nationalliberalen Mehrheit, welche beim Hödelgesetz von den Grundsätzen der Partei abwich, leidlich beschönigt. Ob die jetzigen Haupt¬ förderungen der letzteren, Zeitbeschränkung des Gesetzes und Schaffung einer Revisivnsinstanz, welche mehr Garantie als die von den Regierungen vorge¬ schlagene bietet, geeignet sind, den Weg zur Verständigung zu ebnen, kann sich erst in der Kommission zeigen. Vorläufig kann man nur froh sein, daß das Gesetz wenigstens nicht wieder von der Schwelle abgewiesen ist; sein Schicksal ist aber noch in vollster Schwebe, der Ausgang der Krisis noch in Nebel gehüllt. Nicht ohne Besorgniß sehen wir, daß Laster in der Kommission große Thätigkeit entfaltet. Die Kommission hat sich zwar über eine Anzahl Paragraphen verständigt, zugleich aber haben einige ihrer Verhandlungen schon die großen Schwierigkeiten offenbart, welche noch zu überwinden sein werden, um über andere Punkte brauchbare Bestimmungen zu Stande zu bringen. Wir wollen, da bis jetzt keine erhebliche Differenz mit den Re¬ gierungen hervorgetreten zu sein scheint, das Beste hoffen; aber noch sind wir nicht sicher, daß Doktrinarismus, kleinlicher Gesichtskreis und Mißtrauen uns in nächster Woche nicht mißliche Ueberraschungen in der Behandlung der großen Frage bereiten. Uebrigens ist in der Kommission eine allseitig große Scheu vor dem Scheitern des Gesetzes bemerkbar. Selbst die Herren des non xo8sumus, Zentrum und Fortschritt, lassen sich zu Amendements herbei. L. Verantwortlicher Redakteur- or. Hans Blum in Leipzig. Verlag von F. L. Hervig in Leipzig. — Druck von Hüthcl 6- Herrman» in Leipzig. Zur Beachtung. Mit dem Ä0. Hefte begann diese Zeitschrift das IV. Quartal ihres 37. Jahrgangs, welches durch alle Buchhandlungen und Postan- stalten des In- und Auslandes zu beziehen ist. Preis pro Quartal 9 Mark. Privatpersonen, gesellige Vereine, Lesegesellschaften, Kaffee¬ häuser und Konditoreien werden um gefällige Berücksichtigung derselben freundlichst gebeten. Leipzig, im September 1878. Die Verlagshandlung.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/528>, abgerufen am 05.05.2024.