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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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und Frieden. Dieses Gefühl ist allgegenwärtig, und es ist nicht nöthig, es
alle Augenblicke durch den Unterricht zu wecken und zu befestigen." (Man
sieht, der brave Abgeordnete, der vor einiger Zeit die Kosten für die Bildungs-
schule französischer Seeoffiziere streichen wollte, weil er meinte, jeder Franzose
habe den Instinkt des Kampfes, steht nicht allein. Auch hier hat der einfältigste
Mensch, der weder lesen noch schreiben kann, immer noch das "allgegenwärtige"
Gefühl von ruhmvoller Vergangenheit seines Landes. "Ich möchte aber doch,
daß man diese Gefühle ein wenig leitete. Die Schulen unseres Landes legen
uicht genug Werth auf die Kenntniß des alten und modernen Frankreich's, mit
seinen Literaturperioden, mit seinen Erinnerungen jeder Art, mit seinen örtlichen
und provinziellen ruhmvollen Thaten, aus deren Gesammtheit erst der Ruhm
des französischen Namens besteht. Statt daß wir den Patriotismus der Pro¬
vinzen vernachlässigen und ignoriren, sollte man ihn zur Grundlage der
weiteren Belehrungen machen. Was endlich jene große Erbschaft der Revolution,
die allgemeinen Humanitären Grundsätze der Gleichheit und Brüderlichkeit be¬
trifft, so dürfen wir sie nicht fallen lassen. Mögen Andere sagen, daß die
Erziehung nach den Grundsätzen Rousseau's und Pestalozzi's eine veraltete
Sache sei, die nur den kleinen Nationen gezieme. Wenn wir auch dem Vater¬
lande seinen Antheil gönnen am Unterricht, so wollen wir doch die Erbschaft
des 18. Jahrhunderts bewahren. Der Geist jener Zeit ist noch immer mäch¬
tiger, als die kleinen Geister, die ihn verdrängen wollen."


H. v. Clausewitz.


Angedruckte
Hoethecma in Angelegenheiten der Universität Jena.
Mi C. A. H. Burkhardt. tgetheilt von III.
1782. 25. Mai.
Goethe's*) Niederschrift.

Das gnädigste Rescript wegen Besetzung beyder Theologischen Stellen**)
mögte wohl auf das baldigste zu erlassen seyn.

Man könnte vorerst von Bläschen***) schweigen. Obgleich die Sache bald





Die des Professors Dauotnus mit Weber's,
Ganz cigeuhündia., --
*""y Masche war Professor extraord, und Rector der Stadtschule,

und Frieden. Dieses Gefühl ist allgegenwärtig, und es ist nicht nöthig, es
alle Augenblicke durch den Unterricht zu wecken und zu befestigen." (Man
sieht, der brave Abgeordnete, der vor einiger Zeit die Kosten für die Bildungs-
schule französischer Seeoffiziere streichen wollte, weil er meinte, jeder Franzose
habe den Instinkt des Kampfes, steht nicht allein. Auch hier hat der einfältigste
Mensch, der weder lesen noch schreiben kann, immer noch das „allgegenwärtige"
Gefühl von ruhmvoller Vergangenheit seines Landes. „Ich möchte aber doch,
daß man diese Gefühle ein wenig leitete. Die Schulen unseres Landes legen
uicht genug Werth auf die Kenntniß des alten und modernen Frankreich's, mit
seinen Literaturperioden, mit seinen Erinnerungen jeder Art, mit seinen örtlichen
und provinziellen ruhmvollen Thaten, aus deren Gesammtheit erst der Ruhm
des französischen Namens besteht. Statt daß wir den Patriotismus der Pro¬
vinzen vernachlässigen und ignoriren, sollte man ihn zur Grundlage der
weiteren Belehrungen machen. Was endlich jene große Erbschaft der Revolution,
die allgemeinen Humanitären Grundsätze der Gleichheit und Brüderlichkeit be¬
trifft, so dürfen wir sie nicht fallen lassen. Mögen Andere sagen, daß die
Erziehung nach den Grundsätzen Rousseau's und Pestalozzi's eine veraltete
Sache sei, die nur den kleinen Nationen gezieme. Wenn wir auch dem Vater¬
lande seinen Antheil gönnen am Unterricht, so wollen wir doch die Erbschaft
des 18. Jahrhunderts bewahren. Der Geist jener Zeit ist noch immer mäch¬
tiger, als die kleinen Geister, die ihn verdrängen wollen."


H. v. Clausewitz.


Angedruckte
Hoethecma in Angelegenheiten der Universität Jena.
Mi C. A. H. Burkhardt. tgetheilt von III.
1782. 25. Mai.
Goethe's*) Niederschrift.

Das gnädigste Rescript wegen Besetzung beyder Theologischen Stellen**)
mögte wohl auf das baldigste zu erlassen seyn.

Man könnte vorerst von Bläschen***) schweigen. Obgleich die Sache bald





Die des Professors Dauotnus mit Weber's,
Ganz cigeuhündia., —
*""y Masche war Professor extraord, und Rector der Stadtschule,
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[0227] und Frieden. Dieses Gefühl ist allgegenwärtig, und es ist nicht nöthig, es alle Augenblicke durch den Unterricht zu wecken und zu befestigen." (Man sieht, der brave Abgeordnete, der vor einiger Zeit die Kosten für die Bildungs- schule französischer Seeoffiziere streichen wollte, weil er meinte, jeder Franzose habe den Instinkt des Kampfes, steht nicht allein. Auch hier hat der einfältigste Mensch, der weder lesen noch schreiben kann, immer noch das „allgegenwärtige" Gefühl von ruhmvoller Vergangenheit seines Landes. „Ich möchte aber doch, daß man diese Gefühle ein wenig leitete. Die Schulen unseres Landes legen uicht genug Werth auf die Kenntniß des alten und modernen Frankreich's, mit seinen Literaturperioden, mit seinen Erinnerungen jeder Art, mit seinen örtlichen und provinziellen ruhmvollen Thaten, aus deren Gesammtheit erst der Ruhm des französischen Namens besteht. Statt daß wir den Patriotismus der Pro¬ vinzen vernachlässigen und ignoriren, sollte man ihn zur Grundlage der weiteren Belehrungen machen. Was endlich jene große Erbschaft der Revolution, die allgemeinen Humanitären Grundsätze der Gleichheit und Brüderlichkeit be¬ trifft, so dürfen wir sie nicht fallen lassen. Mögen Andere sagen, daß die Erziehung nach den Grundsätzen Rousseau's und Pestalozzi's eine veraltete Sache sei, die nur den kleinen Nationen gezieme. Wenn wir auch dem Vater¬ lande seinen Antheil gönnen am Unterricht, so wollen wir doch die Erbschaft des 18. Jahrhunderts bewahren. Der Geist jener Zeit ist noch immer mäch¬ tiger, als die kleinen Geister, die ihn verdrängen wollen." H. v. Clausewitz. Angedruckte Hoethecma in Angelegenheiten der Universität Jena. Mi C. A. H. Burkhardt. tgetheilt von III. 1782. 25. Mai. Goethe's*) Niederschrift. Das gnädigste Rescript wegen Besetzung beyder Theologischen Stellen**) mögte wohl auf das baldigste zu erlassen seyn. Man könnte vorerst von Bläschen***) schweigen. Obgleich die Sache bald Die des Professors Dauotnus mit Weber's, Ganz cigeuhündia., — *""y Masche war Professor extraord, und Rector der Stadtschule,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/227>, abgerufen am 29.04.2024.