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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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Geheime Cammer-Rath Stichling, ingleichen die Einleitung der Weimarisch-
Gothaischen Herren Commissarien mich vorzüglich in den Stand setzen, ent¬
schiedene Schritte mit Sicherheit zu thun. Meine nächsten Wünsche habe des¬
halb in beiliegenden Blättern einzeln verzeichnet. Möchten Ew. Wohlgeboren,
in diesen überdrängten Geschäftstagen, die hiernach erforderliche Expedition
gefällig beschleunigen; so werden Sie Sich um mich und um das gegenwärtige
Vornehmen abermals besonderes Verdienst erwerben. ergebenst


Goethe.

Jena den 13. December 1817.


1817. 17. November.
Goethe an?

Ew. Wohlgeboren erhalten einen verspäteten Danck sür Ihre freundlichen
Zuschriften; Ihre lebhafte Theilnahme an dem Museumsbericht war mir sehr
viel werth, denn was sollte man mehr wünschen, als ein Geschäft, das man
in Liebe und Leidenschaft so viele Jahre betrieben, mit jugendlicher Kraft neu
aufgenommen zu sehen und eine fortschreitende Dauer für die Zukunft hoffen
zu können. Lassen Sie sich diese Geschäfts- und Wissenschaftszweige jetzt
und immer treulich empfohlen seyn.

Nun einige Anfragen! In dem neuen akademischen Etat finde ich 300 Thaler
für die Bibliothek ausgesetzt; von welchem Termin an sind sie zu erheben? ist
Befehl ertheilt sie auszuzahlen? wohin ist schon etwas ausgezahlt? Rentcunt-
mann Lange kann mich nicht in's Klare setzen.

Ferner sind 50 Thaler für den Bibliotheksschreiber und 50 Thaler für
anzustellende Studenten ausgesetzt. Ich muß wünschen, daß diese Posten in
suspenso bleiben, denn die Leute nehmen dergleichen Gelder sehr gern als
Pfründe und wollen nachher für jede Arbeit bezahlt seyn. Diese 100 Thaler
können im einzelnen abverdient werden zum wahren Vortheil des Geschäfts.

Ew. Wohlgeboren äußerten einmal: es sey von verschiedenen Posten des
Etats vielleicht etwas abzudingen, und zu anderweitigen Gebrauch zu ver¬
wenden. Könnte es geschehen, so würde es wohlgethan seyn, um neue Ver-
willigung nicht nöthig zu machen. Dabey erlaube ich mir eine Bemerkung.

Der Etat war bestimmt und ausgesprochen, als mir am 7. November ein
Geschäft aufgetragen wird, so weit aussehend, Zeit, Kraft und Geld verlangend,
wie wenige, ich soll es ausführen mit Güldenapfel und Baum, die (ihre mora¬
lischen Kräfte nicht herabzuwürdigen) ohngeachtet der ihnen gegönnten und zuge¬
dachten Zulage immerfort in Dürftigkeit und Zeitkargheit leben.

Indem ich nun ohngeachtet der unzulänglichen Mittel doch ungesäumt vor¬
wärts schreite, ersuche Ew. Wohlgeboren um vorläufige Notiz über jene erste


Geheime Cammer-Rath Stichling, ingleichen die Einleitung der Weimarisch-
Gothaischen Herren Commissarien mich vorzüglich in den Stand setzen, ent¬
schiedene Schritte mit Sicherheit zu thun. Meine nächsten Wünsche habe des¬
halb in beiliegenden Blättern einzeln verzeichnet. Möchten Ew. Wohlgeboren,
in diesen überdrängten Geschäftstagen, die hiernach erforderliche Expedition
gefällig beschleunigen; so werden Sie Sich um mich und um das gegenwärtige
Vornehmen abermals besonderes Verdienst erwerben. ergebenst


Goethe.

Jena den 13. December 1817.


1817. 17. November.
Goethe an?

Ew. Wohlgeboren erhalten einen verspäteten Danck sür Ihre freundlichen
Zuschriften; Ihre lebhafte Theilnahme an dem Museumsbericht war mir sehr
viel werth, denn was sollte man mehr wünschen, als ein Geschäft, das man
in Liebe und Leidenschaft so viele Jahre betrieben, mit jugendlicher Kraft neu
aufgenommen zu sehen und eine fortschreitende Dauer für die Zukunft hoffen
zu können. Lassen Sie sich diese Geschäfts- und Wissenschaftszweige jetzt
und immer treulich empfohlen seyn.

Nun einige Anfragen! In dem neuen akademischen Etat finde ich 300 Thaler
für die Bibliothek ausgesetzt; von welchem Termin an sind sie zu erheben? ist
Befehl ertheilt sie auszuzahlen? wohin ist schon etwas ausgezahlt? Rentcunt-
mann Lange kann mich nicht in's Klare setzen.

Ferner sind 50 Thaler für den Bibliotheksschreiber und 50 Thaler für
anzustellende Studenten ausgesetzt. Ich muß wünschen, daß diese Posten in
suspenso bleiben, denn die Leute nehmen dergleichen Gelder sehr gern als
Pfründe und wollen nachher für jede Arbeit bezahlt seyn. Diese 100 Thaler
können im einzelnen abverdient werden zum wahren Vortheil des Geschäfts.

Ew. Wohlgeboren äußerten einmal: es sey von verschiedenen Posten des
Etats vielleicht etwas abzudingen, und zu anderweitigen Gebrauch zu ver¬
wenden. Könnte es geschehen, so würde es wohlgethan seyn, um neue Ver-
willigung nicht nöthig zu machen. Dabey erlaube ich mir eine Bemerkung.

Der Etat war bestimmt und ausgesprochen, als mir am 7. November ein
Geschäft aufgetragen wird, so weit aussehend, Zeit, Kraft und Geld verlangend,
wie wenige, ich soll es ausführen mit Güldenapfel und Baum, die (ihre mora¬
lischen Kräfte nicht herabzuwürdigen) ohngeachtet der ihnen gegönnten und zuge¬
dachten Zulage immerfort in Dürftigkeit und Zeitkargheit leben.

Indem ich nun ohngeachtet der unzulänglichen Mittel doch ungesäumt vor¬
wärts schreite, ersuche Ew. Wohlgeboren um vorläufige Notiz über jene erste


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[0238] Geheime Cammer-Rath Stichling, ingleichen die Einleitung der Weimarisch- Gothaischen Herren Commissarien mich vorzüglich in den Stand setzen, ent¬ schiedene Schritte mit Sicherheit zu thun. Meine nächsten Wünsche habe des¬ halb in beiliegenden Blättern einzeln verzeichnet. Möchten Ew. Wohlgeboren, in diesen überdrängten Geschäftstagen, die hiernach erforderliche Expedition gefällig beschleunigen; so werden Sie Sich um mich und um das gegenwärtige Vornehmen abermals besonderes Verdienst erwerben. ergebenst Goethe. Jena den 13. December 1817. 1817. 17. November. Goethe an? Ew. Wohlgeboren erhalten einen verspäteten Danck sür Ihre freundlichen Zuschriften; Ihre lebhafte Theilnahme an dem Museumsbericht war mir sehr viel werth, denn was sollte man mehr wünschen, als ein Geschäft, das man in Liebe und Leidenschaft so viele Jahre betrieben, mit jugendlicher Kraft neu aufgenommen zu sehen und eine fortschreitende Dauer für die Zukunft hoffen zu können. Lassen Sie sich diese Geschäfts- und Wissenschaftszweige jetzt und immer treulich empfohlen seyn. Nun einige Anfragen! In dem neuen akademischen Etat finde ich 300 Thaler für die Bibliothek ausgesetzt; von welchem Termin an sind sie zu erheben? ist Befehl ertheilt sie auszuzahlen? wohin ist schon etwas ausgezahlt? Rentcunt- mann Lange kann mich nicht in's Klare setzen. Ferner sind 50 Thaler für den Bibliotheksschreiber und 50 Thaler für anzustellende Studenten ausgesetzt. Ich muß wünschen, daß diese Posten in suspenso bleiben, denn die Leute nehmen dergleichen Gelder sehr gern als Pfründe und wollen nachher für jede Arbeit bezahlt seyn. Diese 100 Thaler können im einzelnen abverdient werden zum wahren Vortheil des Geschäfts. Ew. Wohlgeboren äußerten einmal: es sey von verschiedenen Posten des Etats vielleicht etwas abzudingen, und zu anderweitigen Gebrauch zu ver¬ wenden. Könnte es geschehen, so würde es wohlgethan seyn, um neue Ver- willigung nicht nöthig zu machen. Dabey erlaube ich mir eine Bemerkung. Der Etat war bestimmt und ausgesprochen, als mir am 7. November ein Geschäft aufgetragen wird, so weit aussehend, Zeit, Kraft und Geld verlangend, wie wenige, ich soll es ausführen mit Güldenapfel und Baum, die (ihre mora¬ lischen Kräfte nicht herabzuwürdigen) ohngeachtet der ihnen gegönnten und zuge¬ dachten Zulage immerfort in Dürftigkeit und Zeitkargheit leben. Indem ich nun ohngeachtet der unzulänglichen Mittel doch ungesäumt vor¬ wärts schreite, ersuche Ew. Wohlgeboren um vorläufige Notiz über jene erste

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/238>, abgerufen am 29.04.2024.