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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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1825. 4. Sept.
Goethe an v. Fritsch.

Ew. Excellenz verfehle nicht beyliegender schuldigen Erwiederung meinen
verbindlichsten Dank hinzuzufügen, für die dem Jenaischen*) sowohl als Wei¬
marischen Bibliotheksverwandten gegönnte Aufmunterung; es wird beyden An¬
stalten zu wahrem Vortheil gereichen, indem sowohl die begünstigten Personen
hieraus neuen Muth schöpfen, als auch der Vorgesetzte ein doppeltes Recht er¬
hält, nach seiner Ueberzeugung, das Möglichste von ihnen zu fordern.

Unserm gnädigsten Herrn habe meinen gefühltesten Dank' sogleich abge¬
tragen, welchen jedoch gelegentlich zu wiederholen Ew. Excellenz die Gefällig¬
keit haben mögen. Ew. Excell.


Weimar d. 4. Septbr. 1825. ganz gehorsamster Diener
I. W. Goethe.


Literatur.
Feldmarschall Fürst Blücher von Wahlstatt, von 0i-. Friedrich Wigger,
Archivrath. Schwerin, 1878, Stiller'sche Hofbuchhandlung.

Obwohl dieses Werk kaum zwanzig Bogen stark ist, enthält es doch eine
so gründliche und werthvolle Charakteristik und Lebensgeschichte des Marschall
Vorwärts, daß ein guter Theil der bisherigen Literatur über den Feldmar¬
schall, namentlich die romanhafte Arbeit Scherr's und die wie immer unge¬
nauen Erzählungen Varnhagen's über Blücher, dadurch cmtiquirt sein dürfte.
Der Verfasser ist mit der ganzen Belesenheit, Sorgfalt und Umsicht eines be¬
rufsmäßige" Quelleuforschers bei der durch viele Jahre fortgesetzten Vorberei¬
tung seines Stoffes zu Werke gegangen und dabei auch vom Glücke sehr be¬
günstigt worden. So sind ihm sast sämmtliche Blücher'schen Briefe, welche das
Geh. Staatsarchiv zu Berlin besitzt -- es erwarb dieselben ans einem Anti¬
quariate -- und ebenso die reichen handschriftlichen Schätze des Archivs des
Großen Generalstabs zu Berlin zur Verfügung gestellt worden -- lauter un-
gedruckte Sachen. Die vertraulichen gleichfalls ungedruckten Briefe Blücher's



Professor u, Bibliothekar Guldenapfcl zu Jena erhielt am 3, Sept. die goldene Civilver-
dienstmcdcnlle, Bibliothckssecretair Kräuter die silberne. Von ersterm liegt das um Goethe
gerichtete Dankschreiben bei -- Goethe's Brief ist nur in der Unterschrift eigenhändig.
1825. 4. Sept.
Goethe an v. Fritsch.

Ew. Excellenz verfehle nicht beyliegender schuldigen Erwiederung meinen
verbindlichsten Dank hinzuzufügen, für die dem Jenaischen*) sowohl als Wei¬
marischen Bibliotheksverwandten gegönnte Aufmunterung; es wird beyden An¬
stalten zu wahrem Vortheil gereichen, indem sowohl die begünstigten Personen
hieraus neuen Muth schöpfen, als auch der Vorgesetzte ein doppeltes Recht er¬
hält, nach seiner Ueberzeugung, das Möglichste von ihnen zu fordern.

Unserm gnädigsten Herrn habe meinen gefühltesten Dank' sogleich abge¬
tragen, welchen jedoch gelegentlich zu wiederholen Ew. Excellenz die Gefällig¬
keit haben mögen. Ew. Excell.


Weimar d. 4. Septbr. 1825. ganz gehorsamster Diener
I. W. Goethe.


Literatur.
Feldmarschall Fürst Blücher von Wahlstatt, von 0i-. Friedrich Wigger,
Archivrath. Schwerin, 1878, Stiller'sche Hofbuchhandlung.

Obwohl dieses Werk kaum zwanzig Bogen stark ist, enthält es doch eine
so gründliche und werthvolle Charakteristik und Lebensgeschichte des Marschall
Vorwärts, daß ein guter Theil der bisherigen Literatur über den Feldmar¬
schall, namentlich die romanhafte Arbeit Scherr's und die wie immer unge¬
nauen Erzählungen Varnhagen's über Blücher, dadurch cmtiquirt sein dürfte.
Der Verfasser ist mit der ganzen Belesenheit, Sorgfalt und Umsicht eines be¬
rufsmäßige» Quelleuforschers bei der durch viele Jahre fortgesetzten Vorberei¬
tung seines Stoffes zu Werke gegangen und dabei auch vom Glücke sehr be¬
günstigt worden. So sind ihm sast sämmtliche Blücher'schen Briefe, welche das
Geh. Staatsarchiv zu Berlin besitzt — es erwarb dieselben ans einem Anti¬
quariate — und ebenso die reichen handschriftlichen Schätze des Archivs des
Großen Generalstabs zu Berlin zur Verfügung gestellt worden — lauter un-
gedruckte Sachen. Die vertraulichen gleichfalls ungedruckten Briefe Blücher's



Professor u, Bibliothekar Guldenapfcl zu Jena erhielt am 3, Sept. die goldene Civilver-
dienstmcdcnlle, Bibliothckssecretair Kräuter die silberne. Von ersterm liegt das um Goethe
gerichtete Dankschreiben bei — Goethe's Brief ist nur in der Unterschrift eigenhändig.
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[0241] 1825. 4. Sept. Goethe an v. Fritsch. Ew. Excellenz verfehle nicht beyliegender schuldigen Erwiederung meinen verbindlichsten Dank hinzuzufügen, für die dem Jenaischen*) sowohl als Wei¬ marischen Bibliotheksverwandten gegönnte Aufmunterung; es wird beyden An¬ stalten zu wahrem Vortheil gereichen, indem sowohl die begünstigten Personen hieraus neuen Muth schöpfen, als auch der Vorgesetzte ein doppeltes Recht er¬ hält, nach seiner Ueberzeugung, das Möglichste von ihnen zu fordern. Unserm gnädigsten Herrn habe meinen gefühltesten Dank' sogleich abge¬ tragen, welchen jedoch gelegentlich zu wiederholen Ew. Excellenz die Gefällig¬ keit haben mögen. Ew. Excell. Weimar d. 4. Septbr. 1825. ganz gehorsamster Diener I. W. Goethe. Literatur. Feldmarschall Fürst Blücher von Wahlstatt, von 0i-. Friedrich Wigger, Archivrath. Schwerin, 1878, Stiller'sche Hofbuchhandlung. Obwohl dieses Werk kaum zwanzig Bogen stark ist, enthält es doch eine so gründliche und werthvolle Charakteristik und Lebensgeschichte des Marschall Vorwärts, daß ein guter Theil der bisherigen Literatur über den Feldmar¬ schall, namentlich die romanhafte Arbeit Scherr's und die wie immer unge¬ nauen Erzählungen Varnhagen's über Blücher, dadurch cmtiquirt sein dürfte. Der Verfasser ist mit der ganzen Belesenheit, Sorgfalt und Umsicht eines be¬ rufsmäßige» Quelleuforschers bei der durch viele Jahre fortgesetzten Vorberei¬ tung seines Stoffes zu Werke gegangen und dabei auch vom Glücke sehr be¬ günstigt worden. So sind ihm sast sämmtliche Blücher'schen Briefe, welche das Geh. Staatsarchiv zu Berlin besitzt — es erwarb dieselben ans einem Anti¬ quariate — und ebenso die reichen handschriftlichen Schätze des Archivs des Großen Generalstabs zu Berlin zur Verfügung gestellt worden — lauter un- gedruckte Sachen. Die vertraulichen gleichfalls ungedruckten Briefe Blücher's Professor u, Bibliothekar Guldenapfcl zu Jena erhielt am 3, Sept. die goldene Civilver- dienstmcdcnlle, Bibliothckssecretair Kräuter die silberne. Von ersterm liegt das um Goethe gerichtete Dankschreiben bei — Goethe's Brief ist nur in der Unterschrift eigenhändig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/241>, abgerufen am 29.04.2024.