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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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I^lo. et. Mücke, der kirchenpolitische Kampf und Sieg des Staates in
Preußen und im deutschen Reiche (Brandenburg Wiesike, 1878).

Während der verdientermaßen zu fünf Jahren Zuchthaus verurtheilte
vormalige deutsche Botschafter des deutschen Reichs in Paris, Graf Harry von
Arnim, seine ohnmächtige Wuth gegen sein Vaterland und dessen leitenden
Staatsmann in einer neuen Broschüre auszutoben sucht, unter dein Titel
"der Nuntius kommt", die er nach seinen Gewohnheiten Anfangs anonym
erscheinen ließ, danken wir fast gleichzeitig einem gläubigen Protestanten, dem
Lie. theol. Mücke eine lesenswerthe kleine Schrift "der kirchenpolitische
Kampf und der Sieg des Staates in Preußen und im deutschen Reiche",
(Brandenburg, Wiesike, 1878), die in mehr als einer Beziehung zu den erfreu¬
lichsten Erscheinungen der Broschürenliteratur der jüngsten Vergangenheit zählt.
Vor Allein wegen der entschiedenen, wenn auch maßvollen Verurteilung, die der
Verfasser manchen Konservativen und "kirchlich Evangelischen" angedeihen läßt,
weil diese in ihren "vorurtheilsvoller Anschauungen" schließlich glücklich bis zu
jenem Abgrunde des Vaterlandsverrathes gediehen waren, lieber Frieden mit
dem "vatikanischen Idol, dem neuciufgelebteu Phantom theokratischer Weltherr¬
schaft", dem unfehlbaren Papst, als mit dem deutschen Staat der Gegenwart
zu suchen! Diesen bedenklichen Strebungen gegenüber, die leider in sehr hohen
Kreisen ihre Werber und weiblichen Bundesgenossen zählen, war es hohe Zeit,
daß wieder einmal ein protestantischer Geistlicher von dem Abschluß und Ruhe¬
punkt aus, den die kirchenpolitische Gesetzgebung Preußen's und des Reichs
seit 1876 gefunden, den ganzen Kulturkampf in seinen Motiven, Zwecken und
Erfolgen betrachtete. Das Ergebniß dieser Studien liegt in der erwähnten
Schrift zu Jedermanns Nutz, den Feinden Deutschland's zum Trutz, vor uns.
Es ist ein großartiges Bild deutscher Staatsmacht und Staatskunst, das hier
entrollt wird, und weithin erhebt sich ein trostsicheres Gelächter, wenn Graf
Armin aus seinem Miethschloß bei Graz graulich zu machen sucht durch seinen
Schreckruf: Der Nuntius kommt!




Verantwortlicher Redakteur: Dr. Haus Blum in Leipzig.
Verlag von F. L. Hervig in Leipzig. -- Druck von Hüthcl Hnnimnn in Leipzig.
I^lo. et. Mücke, der kirchenpolitische Kampf und Sieg des Staates in
Preußen und im deutschen Reiche (Brandenburg Wiesike, 1878).

Während der verdientermaßen zu fünf Jahren Zuchthaus verurtheilte
vormalige deutsche Botschafter des deutschen Reichs in Paris, Graf Harry von
Arnim, seine ohnmächtige Wuth gegen sein Vaterland und dessen leitenden
Staatsmann in einer neuen Broschüre auszutoben sucht, unter dein Titel
„der Nuntius kommt", die er nach seinen Gewohnheiten Anfangs anonym
erscheinen ließ, danken wir fast gleichzeitig einem gläubigen Protestanten, dem
Lie. theol. Mücke eine lesenswerthe kleine Schrift „der kirchenpolitische
Kampf und der Sieg des Staates in Preußen und im deutschen Reiche",
(Brandenburg, Wiesike, 1878), die in mehr als einer Beziehung zu den erfreu¬
lichsten Erscheinungen der Broschürenliteratur der jüngsten Vergangenheit zählt.
Vor Allein wegen der entschiedenen, wenn auch maßvollen Verurteilung, die der
Verfasser manchen Konservativen und „kirchlich Evangelischen" angedeihen läßt,
weil diese in ihren „vorurtheilsvoller Anschauungen" schließlich glücklich bis zu
jenem Abgrunde des Vaterlandsverrathes gediehen waren, lieber Frieden mit
dem „vatikanischen Idol, dem neuciufgelebteu Phantom theokratischer Weltherr¬
schaft", dem unfehlbaren Papst, als mit dem deutschen Staat der Gegenwart
zu suchen! Diesen bedenklichen Strebungen gegenüber, die leider in sehr hohen
Kreisen ihre Werber und weiblichen Bundesgenossen zählen, war es hohe Zeit,
daß wieder einmal ein protestantischer Geistlicher von dem Abschluß und Ruhe¬
punkt aus, den die kirchenpolitische Gesetzgebung Preußen's und des Reichs
seit 1876 gefunden, den ganzen Kulturkampf in seinen Motiven, Zwecken und
Erfolgen betrachtete. Das Ergebniß dieser Studien liegt in der erwähnten
Schrift zu Jedermanns Nutz, den Feinden Deutschland's zum Trutz, vor uns.
Es ist ein großartiges Bild deutscher Staatsmacht und Staatskunst, das hier
entrollt wird, und weithin erhebt sich ein trostsicheres Gelächter, wenn Graf
Armin aus seinem Miethschloß bei Graz graulich zu machen sucht durch seinen
Schreckruf: Der Nuntius kommt!




Verantwortlicher Redakteur: Dr. Haus Blum in Leipzig.
Verlag von F. L. Hervig in Leipzig. — Druck von Hüthcl Hnnimnn in Leipzig.
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[0244] I^lo. et. Mücke, der kirchenpolitische Kampf und Sieg des Staates in Preußen und im deutschen Reiche (Brandenburg Wiesike, 1878). Während der verdientermaßen zu fünf Jahren Zuchthaus verurtheilte vormalige deutsche Botschafter des deutschen Reichs in Paris, Graf Harry von Arnim, seine ohnmächtige Wuth gegen sein Vaterland und dessen leitenden Staatsmann in einer neuen Broschüre auszutoben sucht, unter dein Titel „der Nuntius kommt", die er nach seinen Gewohnheiten Anfangs anonym erscheinen ließ, danken wir fast gleichzeitig einem gläubigen Protestanten, dem Lie. theol. Mücke eine lesenswerthe kleine Schrift „der kirchenpolitische Kampf und der Sieg des Staates in Preußen und im deutschen Reiche", (Brandenburg, Wiesike, 1878), die in mehr als einer Beziehung zu den erfreu¬ lichsten Erscheinungen der Broschürenliteratur der jüngsten Vergangenheit zählt. Vor Allein wegen der entschiedenen, wenn auch maßvollen Verurteilung, die der Verfasser manchen Konservativen und „kirchlich Evangelischen" angedeihen läßt, weil diese in ihren „vorurtheilsvoller Anschauungen" schließlich glücklich bis zu jenem Abgrunde des Vaterlandsverrathes gediehen waren, lieber Frieden mit dem „vatikanischen Idol, dem neuciufgelebteu Phantom theokratischer Weltherr¬ schaft", dem unfehlbaren Papst, als mit dem deutschen Staat der Gegenwart zu suchen! Diesen bedenklichen Strebungen gegenüber, die leider in sehr hohen Kreisen ihre Werber und weiblichen Bundesgenossen zählen, war es hohe Zeit, daß wieder einmal ein protestantischer Geistlicher von dem Abschluß und Ruhe¬ punkt aus, den die kirchenpolitische Gesetzgebung Preußen's und des Reichs seit 1876 gefunden, den ganzen Kulturkampf in seinen Motiven, Zwecken und Erfolgen betrachtete. Das Ergebniß dieser Studien liegt in der erwähnten Schrift zu Jedermanns Nutz, den Feinden Deutschland's zum Trutz, vor uns. Es ist ein großartiges Bild deutscher Staatsmacht und Staatskunst, das hier entrollt wird, und weithin erhebt sich ein trostsicheres Gelächter, wenn Graf Armin aus seinem Miethschloß bei Graz graulich zu machen sucht durch seinen Schreckruf: Der Nuntius kommt! Verantwortlicher Redakteur: Dr. Haus Blum in Leipzig. Verlag von F. L. Hervig in Leipzig. — Druck von Hüthcl Hnnimnn in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/244>, abgerufen am 29.04.2024.